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Aufsteiger startet mit drei Siegen: „Ein Ziel haben wir schon früh verpasst“
Fußball-Kreisliga A
Da staunt der Fußballexperte nicht schlecht. Gerade aufgestiegen, rangiert ein Team in der Kreisliga A gleich wieder mit neun Punkten aus drei Spielen auf Tabellenplatz zwei. Ein Interview.
Wir haben mit dem Trainer des erfolgreichen Kreisliga-A-Aufsteigers gesprochen und versucht, sein Erfolgserlebnis herauszukitzeln Der zeigt sich aber zurückhaltend und möchte erstmal die 40-Punkte-Marke erreichen, um frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun zu bekommen.
Was ist nur im Goystadion los? Jahrelang mühte sich der VfL Hörde in der Kreisliga B. In diesem Sommer klappte endlich der Aufstieg auf einer der seit seiner Umwandlung zu einem Kunstrasenplatz schönsten Anlagen der Stadt. Und jetzt starteten die Hörder mit drei Siegen in drei Spielen in der A-Liga durch. Das ist los. Dahinter stecken Eigenschaften und Ist-Zustände, die vielerorts als offenbar nicht mehr zeitgemäß gelten. Über den Hörder Höhenflug sprachen wir mit VfL-Trainer Lukas Lakoma. Zudem gibt das Interview seine Gesamt-Einschätzung der Eingangsfrage wieder.
Lukas Lakoma, sollten Sie das Erfolgsgeheimnis auf wenige knapp formulierte Nenner bringen, welche wären dies?
Kontinuität, Eingespieltsein und weniger Druck als in der Aufstiegssaison.
Und jetzt bitten wir um eine etwas ausführlichere Erklärung…
Die Jungs sind seit Jahren in der B-Liga beisammen, da ist schon eine charakterstarke Mannschaft gewachsen. Ja, und die Druckgeschichte erkläre ich damit, dass wir in der Vorsaison unbedingt jedes Spiel gewinnen wollten. Jetzt dürfen wir uns Niederlagen verzeihen.
Ihre Serie ist in der Tat beachtlich. Da kommt ein Mitaufsteiger aus der Liga, in der Sie dominiert haben, im kommenden Spiel gerade recht, oder?
Naja, Sarajevo Bosna ist ausgerechnet der Gegner, gegen den wir zuletzt verloren. Ich erinnere mich gut an das Spiel im Winter, als wir deutlich in der Nachspielzeit das 1:2 kassierten. Daher wollen wir etwas wiedergutmachen.
Wollen, aber nicht müssen?
Genau, wenn wir verlieren, passiert gar nichts. 80 Prozent der Mannschaft haben nur Kreisliga B gespielt. Dazu stießen in Torwart Maurice Klettke, Arlind Berisha und Tamer Keskin aber absolute Verstärkungen.
Da kommen Sie sogar ohne Ex-Profi Julian Koch aus, der vor Kurzem noch das Trikot seines Heimatvereins trug…
Ja, aber Julian ist noch oft bei uns. Ich telefoniere regelmäßig mit ihm. Obwohl er jetzt für den VfL Bochum arbeitet, möchte er uns auch während dieser Saison später noch unbedingt aushelfen. Ich habe ihm aber dazu geraten, seine Gesundheit in den Vordergrund zu stellen. Mir reicht es, wenn er uns moralisch unterstützt.
Unterstützung erhalten Sie auch aus dem Vorstand. Dafür mussten sich noch über Jahre langgediente VfL-Urgesteine zur Verfügung stellen, länger, als sie eigentlich wollten. Wie sieht es da jetzt aus?
Wir hatten den Umbruch vor zwei Jahren. Angelo Grävert und mein Mit-Trainer Aziz Darssi arbeiten im Vorstand, ich übrigens auch. Da haben wir Nachwuchs gefunden. Natürlich freuen wir uns, wenn die etwas älteren Herrschaften uns helfen.
Stimmen Sie dem zu, dass der Zusammenhalt in einem gar nicht mal so leichten sozialen Umfeld sehr gut ist?
Ja, absolut. Und die Leute kommen gerne. Gerade Julian Koch ist ja ein gutes Beispiel dafür. Insgesamt ist die Stimmung im Verein gerade bombastisch. Wir kennen unsere Stärken, aber wir achten auch auf unsere Schwächen, an denen wir arbeiten möchten.
Über die Stärken haben wir geredet. Ganz so einfach dürfte es Ihnen wünschenswerter Weise nicht fallen, Schwächen zu benennen…
Da wir mit neun Punkten und einem starken Torverhältnis von 11:1 mit dem TSC Eintracht Tabellenführer sind, liegt es nahe, tatsächlich keinen Mannschaftsteil zu kritisieren. Ich denke aber schon, dass wir uns in den kommenden Spielen in der Defensivbewegung noch verbessern können.
Sind die Unterschiede von A- zu B-Liga denn groß?
Ja, schon, selbst wenn sich zunächst an unseren Ergebnissen nichts geändert hat. In der Kreisliga B hatten wir drei, vier sehr starke Teams, hier haben jetzt fast alle Teams ein höheres Niveau.
Das bringt uns zur Standardfrage. Sie ahnen es bestimmt. Wie sehen Ihre Ziele aus?
Ganz klar: um sicherzugehen, 40 Punkte holen! Das ist machbar. Dann dürfen wir sehr zufrieden sein. Ein Ziel haben wir übrigen schon früh verpasst. Ich wollte, dass wir, wie in der Vorsaison, ohne Rote Karte auskommen. Ich denke, der Feldverweis gegen Farid Damoch war schon ziemlich hart. Wir akzeptieren aber die Vier-Wochen-Sperre. Wir wollen schon fair erfolgreich bleiben. Dass Farid und der verletzte Aisam Benassati fehlen, schmerzt schon, aber das ändert nichts an unserem Willen, gegen Bosna unsere aktuelle Positiv-Serie fortzusetzen.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
