
© Nils Foltynowicz
Neue Geldquellen im Dortmunder Amateurfußball: Klubs verkaufen ihre Stadionnamen
Fußball in Dortmund
Zwei Amateur-Fußballklubs verkaufen aktuell die Namensrechte an ihrem Stadion. Vorreiter sind sie in Dortmund damit nicht. Diese Rolle hat schon 2014 ein aktueller Bezirksligist eingenommen.
Michael Linke verfolgt einen fußballerischen Traum. Der Vorsitzende des Fußball-Oberligisten ASC 09 Dortmund möchte einmal in seinem Leben nach Argentinien reisen und sich in Buenos Aires das Derby zwischen Boca Juniors und River Plate anschauen. Das Duell wird in Argentinien der Superclasico genannt. Weltweit gibt es kaum eine Begegnung, die mehr polarisiert und das Adrenalin der Fans hochschnellen lässt. Die Arbeiterklasse (Boca) trifft hier auf die Oberschicht (River).
Zwei Gespräche auf dem Weg zum Sponsorenvertrag
Bisher fehlte Linke immer der Mitfahrer, um sich diesen Traum zu erfüllen. Diesen scheint er nun in Daniel Krahn gefunden zu haben. Krahn hat er erst vor zwei Monaten kennengelernt. Beide haben sich eigentlich zusammengesetzt, um eine Zusammenarbeit zwischen dem ASC 09 Dortmund und Krahns Firma Urlaubsguru zu forcieren. Krahn ist einer der Gründer und Macher des Reiseportals. Doch neben dem Geschäft ging es auch um den Traum von Argentinien. Ersteres wurde allerdings früher besprochen.
„Wir haben genau zwei Gespräche benötigt, um die Zusammenarbeit zu besiegeln“, sagt Linke. Das Reiseportal übernimmt erstmal für ein Jahr die Namensrechte am Stadionnamen. Ab Januar wird aus dem Waldstadion das Urlaubsguru-Stadion. „Dass wir unseren Stadionamen abgeben, sehe ich als kein Problem an. Wir müssen uns weiterentwickeln und kreativ sein“, sagt Linke.
In den Profi-Ligen ist es selbstverständlich, dass die Fußball-Unternehmen ihre Stadiennamen verkaufen. Es geht ums Geld und darum, wettbewerbsfähig zu bleiben. So sieht es auch beim ASC aus, der jetzt von drei Großsponsoren unterstützt wird.
„Wir wollen uns so breit wie möglich aufstellen, damit wir nicht von einer Person oder Firma abhängig sind“, sagt Linke. Zahlen will Linke nicht nennen, sagt aber, dass Hecker, die PSD-Bank und Urlaubsguru zusammen keinen sechsstelligen Betrag in die Mannschaft pumpen.
Aber welche Hürden muss ein Verein überhaupt überspringen, um seinen Stadionnamen zu verkaufen? „Wir zahlen eine Erbpacht für das Waldstadion, müssen deshalb kein Okay der Stadt Dortmund einholen“, sagt Linke. Anders sieht es da beim Kirchhörder SC aus. Der Fußball-Westfalenligist hat ebenfalls seinen Stadionnamen verkauft. „Wir werden unseren neuen Namen und den Sponsor aber erst in zwei Wochen bekanntgeben“, sagt der Sportliche Leiter Jörg Mielers.
ASC 09 hätte keinen Wettanbieter genommen
Er klärt auf, dass die Stadt nicht bei jedem Namen sein Okay geben würde. Beim ASC gab es interne Ausschlusskriterien. „Wir als Verein, der Wert auf die Jugendarbeit setzt, wären zum Beispiel mit keinem Wettanbieter einen Deal eingegangen“, sagt Linke.
Linke und Mielers sind sich einig, dass die Vereine neue Wege bei der Sponsorensuche einschlagen müssen. „Das Zuschauerinteresse am Amateurfußball wird nicht größer. Um höherklassigen Fußball bezahlen zu können, müssen wir uns etwas einfallen lassen“, sagt Linke.
Jürgen Grondziewski findet die Ideen der Klubs gut
Der Kreisvorsitzende Jürgen Grondziewski unterstützt das Vorgehen. „Jeder Klub muss irgendwie finanziell zurechtkommen. Und wenn das dadurch funktioniert, weil ein Verein seinen Stadionnamen verkauft, ist das okay. Die Stadt muss aber immer zustimmen“, sagt Grondziewski.
Thomas Brümmer, Geschäftsführer beim Fußball-Westfalenligisten FC Brünninghausen, erklärt, dass es im Ballungsraum Ruhrgebiet extrem schwer sei, Sponsoren zu finden. Der Klub hat zwar seit Jahren mit kik einen treuen Partner. „Wir müssen aber auch darauf vorbereitet sein, sollte sich unser Sponsor mal zurückziehen. Und wir wissen, dass das dann nicht einfach für uns wird“, sagt Brümmer.
Brümmer könnte sich auch gut vorstellen, den Stadionnamen in Brünninghausen zu verkaufen. „Warum nicht? Wir empfangen jeden Sponsor mit offenen Armen“, sagt Brümmer. Er sieht die Klubs aus Ballungszentren im Amateurfußball gegenüber den ländlichen Teams im Nachteil. „Bei uns gibt ja unzählige Vereine und Borussia Dortmund. In ländlichen Gebieten haben die Vereine weniger Konkurrenz im Kampf um Sponsoren“, sagt Brümmer.
Die Dortmunder Vorreiterrolle beim Verkauf des Stadionnamens übernehmen aber weder der ASC 09 Dortmund noch der Kirchhörder SC. Die hat schon Mengede 08/20 inne, seit 2014 spielt der Bezirksligist im Mengeder Volksbank Stadion. „Wir haben damals Schreiben aus Österreich und anderen teilen Deutschlands bekommen. Die Vereine wollten damals von uns wissen, wie wir auf einem städtischen Platz die Namensrechte verkaufen konnten“, erinnert sich Mengedes Geschäftsführer Josef Toth.
Mengede steht vor der Vertragsverlängerung
Einen Fünf-Jahres-Vertrag schloss der Klub damals mit der Volksbank ab. „Man schließt mit dem Sponsor einen Werbevertrag und versteuert die Einnahmen“, erklärt Toth. Der Vertrag läuft Ende des Jahres aus. „Es gibt aber positive Signale, dass der Vertrag verlängert wird“, sagt der Geschäftsführer. Denn auch ein etablierter Klub wie Mengede ist von solchen Einnahmen abhängig.
„Das muss man sich mal klarmachen. Wir hatten in der Bezirksliga am Sonntag das Topspiel gegen den Tabellenführer TuS Körne. Am Ende hatten wir gerade einmal 40 zahlende Zuschauer. Das ist doch traurig“, sagt Toth. So müsse der Klub weiter engagiert bleiben, um zukunftsfähig zu bleiben.
Michael Linke schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe
Beim ASC und dem Kirchhörder SC hat es sich jetzt auch gelohnt, kreativ zu denken. Und für Michael Linke hat es sich sogar doppelt gelohnt. Er hat nicht nur einen Sponsor für seinen Verein gefunden, sondern auch einen Fußballverrückten, der mit ihm die Reise zum Superclasico nach Argentinien antreten will.