Dortmunder Sportvereine verlieren Nachwuchs, besonders im Juniorenbereich sind die Zahlen alarmierend.

© picture alliance/dpa/Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V.

Alarmierende Zahlen: Dortmunds Sport verliert seinen Nachwuchs

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Die Situation ist alarmierend. Durch die Corona-Pandemie verlieren Dortmunds Sportvereine viele Mitglieder. Besonders auffällig stellt sich die Lage im Nachwuchsbereich dar.

Dortmund

, 22.04.2021, 07:23 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dramatische Lage: Der Stadtsportbund Dortmund (SSB) hat im Jahr 2020 einen starken Mitgliederverlust bei den Sportvereinen festgestellt. Besonders Kinder bis sieben Jahre (minus 14,2 Prozent) und Jugendliche bis 14 Jahre (minus 7 Prozent) wenden sich vom Sport ab, da Corona-bedingt das Angebot für diese Zielgruppe extrem stark runtergefahren wurde. Auffällig: Großvereine sind vom Mitgliederverlust stärker betroffen als kleinere Klubs. Danach haben Dortmunds Sportvereine etwas mehr als 5.000 Mitglieder verloren, von gut 155.000 ging's runter auf 150.000.

Zahlen in Dortmund etwas über den Landesdurchschnitt

Die Zahlen sind ganz frisch auf dem Markt - und sie sehen nicht gut aus. Stichtag war der 31. März 2021 für das Jahr 2020. Insgesamt steht für Dortmund ein Verlust von 3,96 Prozent zu Buche. Das ist noch etwas höher als der Landesdurchschnitt. Der LSB vermeldete für seine 18.000 NRW-Sportvereine einen Mitgliederrückgang von 3,5 Prozent. Alarmierend, aber immer noch besser als die Situation als für ganz Deutschland. DOSB-Präsident Alfons Hörmann befürchtet einem Verlust von 2,5 bis 2,7 Millionen Mitgliedern - das sind rund zehn Prozent.

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Mathias Grasediek, der Geschäftsführer des SSB, hat zwei große Tendenzen erkannt. „Besonders betroffen sind die Altersgruppe 0 bis 6 Jahre und sieben bis 14 Jahre. Es gibt einfach seit langem kein Eltern-Kind-Turnen oder Kleinkind-Schwimmen mehr. Bei den Jüngsten gab es einen Mitgliederrückgang von 14,2 Prozent, in der Altersgruppe der Sieben- bis 14-Jährigen waren es immerhin noch sieben Prozent, die ihrem Verein den Rücken gekehrt haben. Grasediek: „Es ist bitter und ein Riesenproblem. Vieles, was man bis sechs Jahre nicht erlernt, kann man später nicht mehr aufholen.“

Mathias Grasediek lenkt die Priorität auf den Nachwuchsbereich

Das sei dramatisch, so Grasediek. Besonders im Schwimmbereich. „Hier haben wir eine lange Warteliste mit Kindern, die Schwimmen lernen wollen, es gibt einen riesigen Stau. Und Schwimmen lernen kann man nicht in der Badewanne. Das geht nur im Schwimmbad mit Hilfe unserer Schwimmvereine und den zahlreichen ehrenamtlichen Trainern, die vorbildliche Arbeit leisten“, zeigt Grasediek ein alarmierendes Bild auf.

Er plädiert deshalb dafür, dass Kinder bei der Wiedereröffnung der Sportanlagen und Bäder Priorität haben müssen. Frühkindliche Bewegung und auch das Schwimmen sei existenziell. Die Schwimmbäder in Dortmund sind seit September des Vorjahres geschlossen. Es gibt bereits Stimmen von Übungsleitern, die bereits von einer „Generation der Nicht-Schwimmer“ sprechen.

Doch schon vor Corona hatten laut einer Studie der DLRG aus dem Jahr 2017 23 Prozent der Kinder beim Verlassen der Grundschule nichtmals das „Seepferdchen“, also das kleine Schwimmabzeichen, absolviert. „Wir müssen unbedingt auch die Jugendlichen in den Blick nehmen“, fordert Grasediek. In der Altersklasse sieben bis 14 Jahre betrug der Rückgang sieben Prozent, in der Altersklasse 19 bis 26 sogar 8,3 Prozent. Es könne nicht sein, so der SSB-Geschäftsführer, dass unseren Vereinen ausgerechnet der Nachwuchs, der in seiner Entwicklung so stark von regelmäßiger Bewegung und dem sozialen Zusammenhalt profitiere, durch Corona verloren gehe.

Ältere Vereinsmitglieder halten den Klubs die Treue

Weniger Schwankungen zeigen sich in den höheren Alterskategorien. In der Klasse 27 bis 40 Jahre haben 3,4 Prozent ihren Verein verlassen, in der Klasse 41 bis 60 Jahre sogar nur ein Prozent. Und in der Gruppe der über 61-Jährigen waren es gerade einmal 0,17 Prozent. Eine Statistik, welche Sportarten am meisten Mitglieder verloren haben, liegt dem SSB nicht vor. Klar ist aber, Großvereine sind stärker betroffen. Allein der TSC Eintracht verlor innerhalb eines Jahres fast zwölf Prozent.