500 Zuschauer sehen den B-Liga-Knaller - Nach dem Spiel muss die Polizei einschreiten

Fußball-Kreisliga B

Diese Kulisse wünschen sich alle Dortmunder Teams von der Bezirks- bis zur Oberliga. Ein B-Liga-Kracher macht sie möglich. Und Westrich und Urania bieten den Fans ein tolles Spiel.

Dortmund

, 06.02.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
Hier wird der Treffer zum 3:1 gefeiert.

Hier wird der Treffer zum 3:1 gefeiert. © Stephan Schütze

Ein Derby, das 500 Zuschauern den Atem raubte. Ein Wind, der ihn zurück in die Lungen pustete. Im Sturm von Westrich entschied der Spitzenreiter SV das Top-Derby der Kreisliga B1 gegen eine bissige Urania aus Lütgendortmund denkbar knapp für sich.

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Durch das 3:2 (2:0) enteilt der SVW dem Dritten aus Lütgendortmund und hat vor ihm fünf Punkte Vorsprung. Der Zweite BSV Fortuna könnte am Sonntag mit einem Erfolg gegen Mengede 08/20 III nach Punkten mit Westrich gleichziehen.

Dieser kurze Statistikblock dient dem bewussten Luftholen, bevor es in die wilde Derbyfahrt geht. „Vogelwild“ fand es Westrichs Sportlicher Leiter Jan Sauer am Ende sogar. Da es hin und her ging in in einem Duell, das wenn schon nicht immer fußballerisch, wenigstens aber kämpferisch locker in eine höhere Liga gepasst hätte, fangen wir doch einfach vorne an.

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Urania, angekündigt als heißes Team, hatte diesem Ruf entsprechend losgelegt, ehe die Westricher die ebenfalls erwartete größere individuelle Klasse ins Zeug warf. Uranias Marvin Mike Schulze hatte die erste gute Gästechance (11.). Christian Nowak aber zeigte, dass er ein Grund dafür ist, dass der Tabellenführer erst neun Gegentreffer in 15 Spielen kassiert hatte.

Es war ein hart umkämpftes Spiel zwischen Westrich und der Urania.

Es war ein hart umkämpftes Spiel zwischen Westrich und der Urania. © Stephan Schütze

Einer, der für die Westricher noch wichtiger in der Saison werden könnte, als er schon war, heißt Christian Fuchsmann. „Fuchsi“ ist einer, der einfach goldrichtig steht. 15 Minuten waren gespielt. Sein Mitstürmer Robin Lange zwang Sebastian Walper zu einer Rettungstag in die Fuchsmann-Beine. Dieser traf lässig zum 1:0. Westrich gewann so langsam, aber sicher an Oberwasser, versuchte ein wenig das Feuer herauszunehmen – oder, wie phasenweise von Trainer Tobias Ahland gefordert, das Derby auch richtig zu leben. Nochmal: Wenn wir in höheren Ligen oft hören: „Wir müssen das Derby annehmen“, dann wäre ein Besuch am Samstagabend im Westricher Sturm echter Anschauungsunterricht gewesen.

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Kurz vor der Pause fuhr die Urania-Bank entsprechend hoch, alles fokussierte sich auf die Unparteiischen. Fuchsmann behielt kühlen Kopf, nutzte selbigen, um den Ball ins Tor zu lenken (43.). Vor der Pause stand es 2:0 für „Individuelle Klasse und ordentliches Derbyfieber“ gegen „ordentliche Angriffe und echtes Derybfieber“. Immer wieder peitschten sich die Uranen an: „Da geht noch was!“ Und es ging noch einiges: Uranias bester Torschütze Tim Detroy versuchte sich jetzt immer öfter in Abnahmen aufs Tor. Sein Kollege Matti Lipka aber war es, der auf 1:2 verkürzte (65.). Und wenn schon vorher Musik im Spiel war, gab es jetzt Heavy Metal. Es ging richtig hoch her, mal auf den Ball, mal auf den Gegner. Immer so gerade so eben noch im Rahmen des Gelbe-Karten-Spielraumes.

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Wieder aber waren es die Westricher, die cooler blieben, was in einigen Situationen einfach das erfolgreichere Rezept war. Robin Langes Treffer zum 3:1 (81.) hätte in einem normalen Spiel wohl die Vorentscheidung bedeutet, nicht aber in diesem stürmischen Westderby im Sturm. Urania verkürzte durch Detroy, der nach einem Pfostenabpraller abstaubte (85.). Was kam? Das, was zu erwarten war: wilde Urania-Angriffe, der Gastgeber schwamm, rettete sich aber ans Ufer und behielt die Punkte.

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Vor dem Fanblock feierten die Grünen mächtig ab. Tobias Ahland freute sich riesig, im Bewusstsein, dass seine Mannschaft schon Glück hatte: „Eine tolle Kulisse, das war hart erkämpft gegen einen starken Gegner. Wenn wir uns den Sieg verdient haben, dann wegen unserer Cleverness.“ Uranias Sportlicher Leiter Jens Boenke fuhr schnell wieder runter: „Ich war bei den Jungs in der Kabine, habe ihnen ein Kompliment gemacht. Wir haben uns schon enorm weiterentwickelt. Ja, wir haben richtig gekämpft, aber auch spielerische Elemente gezeigt.“

Westrich Trainer Tobias Ahland durfte nach Spielschluss strahlen.

Westrich Trainer Tobias Ahland durfte nach Spielschluss strahlen. © Stephan Schütze

Schade, dass einige Hitzköpfe das Derby auf ihre Art vor dem Stadion austragen wollten. Die Polizei aber war schnell mit einigen Wagen zur Stelle und beruhigte das Geschehen: „Nichts Schlimmes, nur eine schnell beendete Auseinandersetzung“, sagte eine Beamtin gelassen. Schade, dass es überhaupt so weit kam. Denn zu dieser Zeit schüttelten die Protagonisten bereits wieder eifrig Hände. Und wärmten sich ob des Sturmes auf. Kalt, aber hitzig – dieser Abend hatte einfach alles.

Westrich: Nowak – Spieker, Rottmann, Wieczorek (56. Vedder), Justus – Philipp, Meißner – Middeldorf (90. Webster), Ernst – Lange, Fuchsmann (71. Becker)

Urania: Walper – Werner (65. C. Volgmann), J. Volgmann, Eckert, Becker – Allmann, Boehnke (54. Lipka), Reinhard, Schäfer (75. Yakici) – Schulze – Detroy

Tore: 1:0 Fuchsmann (15.), 2:0 Fuchsmann (43.), 2:1 Lipka (65.), 3:1 Lange (85.), 3:2 Detroy (85.)
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