
© Andreas Leistner
Das Dorstener Team Assassin trotzt Corona
Kampfsport
Über vier Monate stand beim Team Assassin in Wulfen alles still. Jetzt wurde erstmals wieder trainiert. Die Türen des Studios blieben trotzdem verschlossen.
Der Boden besteht aus Betonplatten, die Trainingsfläche ist verwinkelt, vielleicht fünfmal fünf Meter groß, mittendrin steht eine dicke Säule. Doch die Kinder stört das alles nicht. Sie sind zum ersten Mal seit über vier Monaten wieder beim Training, sind dementsprechend aufgedreht und rennen schon vor den eigentlichen Übungen fröhlich durcheinander und spielen Fangen.
Am Donnerstag bot das Team Assassin erstmals wieder Kampfsporttraining an. Nicht im Studio, sondern davor, an der frischen Luft. „Alles gemäß der geltenden Corona-Verordnungen“, sagt Eda Essaoudi, zusammen mit ihrem Mann Ilias Inhaberin des Studios.
Kurz vor Trainingsbeginn hat Ilias Essaoudi die Trainingsfläche noch gefegt, hat zusammen mit Trainer Jan die Trainingsgeräte aus dem Studio nach draußen getragen, das Kabel einer Kabeltrommel hängt aus einem Fenster im ersten Stock. Improvisieren ist angesagt. Doch die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs bedeutet bei allem Aufwand auch für die Essaoudis vor allem eines: Freude.
Das vergangene Jahr war hart für die Studio-Betreiber. Zum einen finanziell: „Die meisten Mitglieder sind uns treu geblieben“, berichtet Eda Essaoudi, „aber es gab natürlich die ganz normale Quote von Abmeldungen. Nur konnten wir anders als in anderen Jahren dafür keine neuen Mitglieder verbuchen. Wir konnten ja nichts anbieten.“ Hilfe vom Staat habe es nicht gegeben: „Trotz Antrag. Nullkommanull. Nicht mal eine Rückmeldung.“ Inzwischen lebe die Familie deshalb vom Ersparten.
Ilias Essaoudi sieht die Corona-Maßnahmen kritisch
Der Wiedereinstieg hat aber für die Essaoudis auch noch andere wichtige Aspekte: „Wir sehen es ja an unseren eigenen Kindern“, sagt Eda Essaoudi, „denen fehlt einfach der Sport, die Bewegung, das soziale Umfeld.“ Aus ihrer Meinung, dass Sport sehr viel besser der Corona-Pandemie vorbeuge als manche der getroffenen Schutzmaßnahmen, haben die Essaoudis keinen Hehl gemacht, auch in den sozialen Netzwerken nicht.
„Wir leugnen nicht, dass es Corona gibt“, versichert Eda. Aber mit dem Vorgehen der Politik können sie und ihr Mann wenig anfangen: „Wir dürfen bei uns trotz Hygienekonzept und offenen Fenstern nicht trainieren, und nebenan im Supermarkt drängen sich die Leute an der Kasse?“
Besuch vom Ordnungsamt
Mit dem Dorstener Ordnungsamt haben die Essaoudis auch schon Bekanntschaft gemacht. Auch am Donnerstag rechnen sie eigentlich mit einer Kontrolle. Auf ihre Entscheidung, das Training wieder zu starten, hatte das aber keinen Einfluss. Auch die Aussicht auf die drohende Notbremse nicht. „Realistisch betrachtet, werden wir wohl nicht viel länger als zwei, drei Tage trainieren dürfen“, erklärt Ilias Essaoudi, „aber wir hoffen, dass die Regierung dem Druck der Öffentlichkeit Rechnung trägt und mit Blick auf die Kinder Einsicht zeigt.“
Am Freitag hat die Landesregierung die neue Coronaschutzverordnung veröffentlicht und verkündet: Auch bei einer Inzidenz von über 100 bleibt Freiluftsport für unter 15-Jährige in Gruppen bis zu zehn Personen erlaubt. Das Kindertraining des Team Assassin wird also mehr als nur ein kurzes Intermezzo.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
