SV Lembecks tragische Helden Keine Sprüche für Schöneis und Fellner

SV Lembecks tragische Helden: Keine Sprüche für Schöneis und Fellner
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Als der Schlusspfiff ertönte, wollte sich Fabian Schöneis einfach nur verkriechen. Er sank zu Boden, versteckte den Kopf in den Armen. Denn er wusste: Er hätte das Gipfeltreffen seines SV Lembeck gegen den TSV Raesfeld entscheiden können, ja eigentlich müssen.

53. Minute: Schöneis‘ Teamkollege Julian Risthaus hat im Raesfelder Strafraum zwei Verteidiger und Torwart Dennis Heyer ausgetanzt. Risthaus bewahrt die Ruhe, sucht nicht den eigenen Abschluss, sondern legt den Ball quer nach rechts. Und dort stürmt Fabian Schöneis heran. Völlig frei. Muss den Ball nur ins leere Tor schieben. Schöneis schießt, mit seinem schwächeren rechten Fuß. Und Schöneis schießt vorbei.

Schon da ist es wie ein Schlag für ihn. „Das hab‘ ich die ersten ein, zwei Minuten mit mir rumgeschleppt“, erzählt er, „ich wusste ja, was in der Partie auf dem Spiel steht.“ Erst allmählich gehen die Gedanken wieder in eine andere Richtung: „Ich dachte dann ,Egal! Wir können ja noch ein Tor machen‘.“

Siegtreffer in der Schlussminute

Doch Lembeck macht kein Tor mehr. Im Gegenteil: Sechs Minuten nach der Riesenchance gleichen die Raesfelder aus, und in der Schlussminute gelingt den Gästen auch noch der Siegtreffer.

Und dieses 1:2 ist keine normale Niederlage. Sie kann die Vorentscheidung im Zweikampf um die Meisterschaft bedeuten. Das wissen alle. Das weiß auch Fabian Schöneis. Dass er das sehenswerte 1:0 erzielt hat – egal. Die Minuten nach Spielende erlebt er wie in Trance. Dass Torwart Luca Hinzmann ihn zu trösten versucht – er merkt es nicht. Raesfelds Keeper Dennis Heyer kommt ebenfalls zu ihm – Schöneis nimmt es nicht wahr. „Gefühlte 15 Minuten lang hab‘ ich nichts mitbekommen“, sagt er.

„Lembeck steht für Zusammenhalt“

Erst allmählich hebt sich der Schleier wieder. Dumme Sprüche gibt es keine. „Das war alles eher aufmunternd“, erinnert sich der 21-jährige Pechvogel an die Stimmung in der Kabine und später im Vereinsheim. „Aber dafür“, so Schöneis, „steht Lembeck ja auch. Für diesen Zusammenhalt.“

Das war auch für Steffen Fellner so, Lembecks zweiten großen Pechvogel am Sonntag. Denn ihm unterläuft in der 90. Minute das Eigentor zum 1:2. Bei einem Raesfelder Freistoß versucht er, den Ball aus der Gefahrenzone zu köpfen – und trifft ins eigene Netz.

Steffen Fellner im Kopfballduell mit Sebastian Hahn
In dieser Szene klärt Steffen Fellner (M.) gegen Raesfelds Sebastian Hahn. Doch in der 90. Minute landete sein Klärungsversuch im eigenen Tor. © Joachim Lücke

Auch Fellner hat von den Teamkollegen „nix zu hören bekommen“. Es habe „keiner was gesagt“. Aber in der Kabine sei es auch mucksmäuschenstill gewesen.

Natürlich beschäftigt Lembecks Kapitän die Szene noch: „Muss ich mir im Video noch mal angucken. Vielleicht geht der gar nicht rein, wenn ich nicht dran gehe.“ Andererseits weiß er: „Hinter mir hat auch Sebastian Hahn gelauert.“

„Ich kann das einstecken“

Aber sei es, wie es sei – Fellner kann mit seinen 31 Jahren mit der Situation umgehen: „Ich bin in einem Alter, in dem man so was einstecken kann.“ Aber er hätte seinem Team „mindestens ein Unentschieden gegönnt“.

Ob ihr Pech die Meisterschaftsträume des SV Lembeck besiegelt hat? Steffen Fellner und Fabian Schöneis wollen den Kopf nicht hängen lassen. „Wir sind jetzt drei Punkte hinten“, sagt Fellner, „aber Raesfeld muss seine Hausaufgaben auch erst mal machen.“ Und Fabian Schöneis ergänzt: „Wenn der TSV Fehler macht, müssen wir da sein. Wir müssen uns auf die nächsten Aufgaben konzentrieren, selbst wenn es für uns in dieser Saison nicht reichen sollte.“

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