Der Dorstener Feldbogenschütze Robert Golomb blickt auf eine über 50-jährige erfolgreiche Sportkarriere als Bogenschütze zurück. Nach mehreren deutschen Meistertiteln und unzähligen Podiumsplatzierungen bei Bezirks- und Landesmeisterschaften, aber auch bei bedeutenden Einzelevents, sagt der 88-Jährige zufrieden: „Ich habe mich über jeden Treffer gefreut.“
Doch in den vielen Jahren sind ihm einige Erfolge in besonderer Erinnerung geblieben. „Ich habe von 1981 bis 1984 den NRW-Landesrekord mit der höchsten Ringzahl gehalten“, sagt er stolz. Doch unvergessen bleibt ihm seine erste Teilnahme an der Deutschen Meisterschafft 1973.
„Für den Sieg hat es damals noch nicht ganz gereicht, aber es war für mich ein ganz besonderes Erlebnis, mit den besten deutschen Schützen um den Titel zu kämpfen“, sagt er rückblickend. Ähnlich bewegend hat er später auch seinen ersten deutschen Meistertitel erlebt. „Ab da war klar: Das will ich noch mal haben“, sagt er.
Platz zwei bei der ersten Landesmeisterschaft
Damit hatte er sich auch gleichzeitig die persönliche Eigenmotivation geschaffen, jedes Jahr erneut die DM-Qualifikationshürde zu meistern. Auch die spätere Berufung in den NRW-Landeskader hat er als persönliche Auszeichnung verstanden und gerne angenommen.
Angefangen hat für den früheren technischen Angestellten alles schon Anfang der 1970er. Er besuchte damals seine Schwester in den USA und kam dort erstmalig mit dem Bogenschießen in Kontakt. Wieder zuhause schaffte er sich einen Bogen an und trat 1972 in den damals gerade neu gegründeten BSC Dorsten ein. Mit seinem zweiten Platz bei den damaligen Landesmeisterschaften stellten sich für ihn schon früh die Weichen zum Erfolg.

Wie treffsicher er die Pfeile ins Ziel bringt, zeigt sich unter anderem auch im sogenannten „Robin Hood Schuss“, bei dem in Anlehnung an die legendäre Szene aus dem gleichnamigen Filmklassiker ein Pfeil in einen anderen Pfeil geschossen wurde. Golomb gelang dieses Kunststück aus 34 Meter Entfernung. „Bogenschießen ist zu 70 Prozent Kopfsache, aber du musst immer bis zur letzten Sekunde hellwach sein.“
Für Bogenschützen, die wie der Dorstener im Freien auf als künstliche Ziele aufgestellte Kunststofftiere schießen, stellen sich die verschiedenen Entfernungen zwischen 5 und 50 Meter in unterschiedlichen Geländeprofilen als immer wieder neue Herausforderung dar.
„Schon bei der Schussfreigabe weiß ich genau, wo der hingeht“
„Da muss man die Meterzahlen sehr gut schätzen können“, erklärt Robert Golomb. Danach läuft die zigtausend Mal geübte und immer gleiche Prozedur ab. Der Schütze stellt sich auf den Nullpunkt ein, visiert das Ziel an, spannt die Bogensehne und öffnet danach mit einer gleichmäßigen Bewegung die Finger zur Schussfreigabe.
„Dabei bleibt mein Arm mit dem Bogen wie ein Betonanker so lange in Stellung, bis der Pfeil im Ziel ist. Schon bei der Schussfreigabe weiß ich genau, wo der hingeht“, sagt er.
„Das Wichtigste ist der Pfeil. Das ist eine echte Wissenschaft für sich“, erläutert der Dorstener. Dabei stellt sich neben dem Material die bei jedem Schuss unterschiedliche Flugbahn der Pfeile als eines der größten Geheimnisse dar. Erfahrene Schützen nutzen dazu unter anderem auch entsprechende „Schusstabellen“, doch damit allein ist es nicht getan.
„Der Pfeil dreht sich nach dem Verlassen des Bogens im Flug links oder rechts um die eigene Achse. Das macht es noch schwieriger, denn dieser Drall muss in den Schuss miteinberechnet werden“, sagt Golomb. Und genau dieses entscheidende Detail hat ihn von Beginn an fasziniert: „Meine Pfeile drehen sich nicht mehr“, sagt er stolz.
Carbon statt Holz
Dafür hat er in ungezählten Praxisversuchen immer wieder aufs Neue Befiederung, Schaft und Pfeilspitze exakt aufeinander abgestimmt. Dabei nahm er sich den in der Natur immer wiederkehrenden „Goldenen Schnitt“ als Vorbild und hat damit das für ihn genau passende Verhältnis von Schwerpunkt, Länge und Gewicht des Pfeils ermittelt.
Robert Golomb ist in der Bogenszene bestens vernetzt, viele Schützen nutzen gerne seinen großen Erfahrungsschatz und melden sich bei ihm telefonisch mit der Bitte: „Stell mir doch mal meinen Bogen ein.“
Über seinen alten Holzbogen mit einer Zugkraft von gut 40 Pfund kann er heute nur noch lächeln, denn seit drei Jahren schießt auch er mit einem modernen Carbonbogen, der nur noch circa 26 Pfund Armspannung braucht. Doch seine Bögen kauft er nicht „von der Stange“, wie er sagt. „Ich bin auch schon nach Zürich zu einem Bogenbauer gefahren und habe dort meine Waffe persönlich abgeholt“, erzählt der 88-Jährige.
„Die Kraft lässt im Alter langsam nach“
Er trainiert immer noch regelmäßig auf dem Trainingsgelände seines Heimatvereins BSC Dorsten am Hammer Weg zwischen Lippe und Kanal. „Das ist ein wirklich wunderbarer Trainingsort mit weitläufig gestellten zwölf Zielen“, so Golomb. Er hat nie darüber nachgedacht, die Waffengattung zu wechseln und beschäftigt sich bis heute fast täglich mit den Besonderheiten seines Sports.
„Die Kraft lässt im Alter langsam nach“, sagt er mit einem Lächeln, nimmt es mit Humor und fügt hinzu: „Früher stand ich regelmäßig vorne am Treppchen, heute reicht es nur noch für das Mittelfeld.“
Wie oft er den Bogen gespannt hat, kann er beim besten Willen nicht mehr sagen, aber für ihn ist der Sport über die Jahre zu einem wichtigen Lebensbestandteil geworden. „Ich werde weitermachen, solange es die Gesundheit erlaubt“, sagt Robert Golomb. So fährt er auch in diesem Jahr wieder zur Deutschen Meisterschaft nach Niedersachsen, wo er seinen Enkel unterstützen will.
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