
© Joachim Lücke
Eine Kindheit auf Schalke - Fans träumen davon, für Rafael Hester war‘s ganz normal
Fussball
Auf Du und Du mit Youri Mulder oder Ralf Fährmann? Für Schermbecks Torwart Rafael Hester war das in Kindertagen ganz normal.
Schalke, wir leben dich.“ Diesen Slogan setzen die Fans der Königsblauen wohl wie bei kaum einem anderen Club um. Und viele hätten alles gegeben, um mit Rafael Hester zu tauschen. Denn der Oberliga-Torwart des SV Schermbeck lebte nicht nur Schalke, er lebte als Kind sogar auf Schalke.
„Schuld“ waren Hesters Eltern, die ab 1999 für den FC Schalke 04 arbeiteten. Mutter Stefanie antwortet zunächst auf eine Annonce, mit der Schalke eine Servicekraft für die Profiabteilung sucht. Später ist sie für die Trikotage der Knappenschmiede verantwortlich, und als Ehemann Rainer sich auf eine weitere Annonce des Vereins meldet, weil Schalke ein Hausmeisterehepaar für sein Internat sucht, ziehen die Hesters aufs Vereinsgelände. Mit dabei: Sohnemann Rafael.
Mit seinen damals sechs Jahren hatte Hester Junior allerdings schon Schalke-Erfahrung, denn er spielte im Nachwuchs der Königsblauen. Fortan musste er vom Training nach Hause nur noch wenige Schritte laufen. „Das war schon cool.“ Aber natürlich hatte das Leben auf Schalke noch ganz andere Vorzüge, um die seine Freunde den jungen Rafael glühend beneideten.
Denn wer konnte schon von sich behaupten, dass ein Youri Mulder ab und an zum PlayStation-Spielen vorbei schaute? „Meine Freunde fanden das toll“, erinnert sich der heute 28-Jährige, „für mich war das aber einfach ganz normal.“
Damals sei es auf Schalke noch sehr viel familiärer zugegangen als heute: „Da war der Kontakt zu den Profis noch leichter und deshalb auch enger.“ Noch mehr hatte Rafael Hester aber mit den Bewohnern des Schalker Internats und den Spielern der Knappenschmiede zu tun.

Als Balljunge traf Rafael Hester auf Schalke natürlich nicht nur die Profis der Königsblauen, sondern wie hier auch internationale Stars wie AC Milans Gennaro Gattuso. © Privat
„Die waren natürlich alle ein paar Jahre älter als ich. Bestimmt hab ich sie auch mal genervt, aber zu mir waren alle immer offen und korrekt“, erzählt Hester und nennt vor allem Sebastian Westerhoff, mit dem er später beim TSV Marl-Hüls noch zusammen spielte, und Ralf Fährmann.
Als Torwart war der natürlich ein Vorbild für den jüngeren Hester. Dabei hatte Rafael seine Spielerkarriere eigentlich als Feldspieler begonnen. „Aber ich hatte immer schon gerne im Tor ausgeholfen, und als wir mal bei einem Spiel keinen Torwart hatten, hab ich gesagt ,Okay, ich geh rein‘.“ Mit Erfolg, wie man heute weiß. Denn aus Klein-Rafael wurde inzwischen ein 1,90-m-Mann, der es bis in die Regionalliga geschafft hat. Ob noch mehr drin gewesen wäre?
„Vielleicht hätte ich noch mehr Gas gegeben“
„Ich glaube, als Kind habe ich das Leben auf Schalke gar nicht richtig wertgeschätzt“, sagt Hester heute, „für mich war das wie gesagt alles normal. Vielleicht hätte ich sonst noch ein bisschen mehr Gas gegeben.“
Nach siebeneinhalb Jahren endet Rafael Hesters Leben auf Schalke – seine Eltern ziehen um, um es etwas ruhiger zu haben. Doch die Erinnerungen bleiben, und der Slogan „Schalke, wir leben dich“ behält für Rafael Hester für immer eine besondere Bedeutung
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
