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Schiri über Abbruch in Herten: „Die waren noch so emotionsgeladen...“
Fußball: Kreisliga B
Das Hertener Kreisliga-B-Derby zwischen Langenbochum II und SC Herten beschäftigt auch 24 Stunden danach die Gemüter. Die Ausschreitungen sind im Video dokumentiert, aber was folgt jetzt?
Klar ist: Das Kreissportgericht muss nun entscheiden. Schiedsrichter Pascal Schulhof hat einen Sonderbericht verfasst über die Vorkommnisse, die im Hertener Norden nach gut einer halben Stunde zum Spielabbruch geführt hatten. An der Bank des SC Herten hatte sich beim Spielstand von 1:0 für die „Berglöwen“ eine handfeste Auseinandersetzung entwickelt, nach der der Referee das Spiel beendete.
Aber war der Abbruch wirklich gerechtfertigt? „Das ist immer eine schwierige Sache“, sagt Thomas Bäger, Schiedsrichterlehrwart im Fußballkreis und stellvertretender Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses. „Es gibt immer die formale Ebene, also das, was laut der Spielordnung zu tun ist. Aber natürlich gibt es auch immer die emotionale Ebene.“
Soll heißen: Denkbar wäre gewesen, dass der Unparteiische erst für eine längere Spielunterbrechung sorgt, damit sich die Gemüter abkühlen. Denkbar wäre gewesen, Ordner des Heimvereins BW Westfalia Langenbochum zu den Bänken zu schicken, um dort weitere Eskalationen zu unterbinden.
Zunehmende Aggressionen seit Wiederaufnahme des Spielbetriebs
Auf der anderen Seite „war das, was man im Video sieht auch schon recht aggressiv“, sagt Thomas Bäger. Genau das war auch der Eindruck des Schiedsrichters: „Die Rudelbildung war eine Sache“, so Pascal Schulhof am Montag. „Das Spiel war von Anfang an recht emotional, da hat vielleicht auch die Gelb-Rote Karte in der 16. Minute reingespielt. Aber die musste ich ziehen.“
Schulhof beobachtete die handfeste Auseinandersetzung an der Bank des SC Herten, sah Faustschläge, wie er sagt, ohne diese aber zuordnen zu können. „Dazu waren da zu viele Leute, auch welche, die auf dem Spielfeld gar nichts zu suchen hatten.“ Kurze Zeit später habe er beide Kapitäne zu sich geholt und habe - obwohl die Lage sich äußerlich vielleicht beruhigt habe - entschieden, das Spiel abzubrechen: „Die waren beide noch immer so emotionsgeladen, ich weiß nicht, wie das Spiel hätte weiterlaufen sollen.“
Bemerkenswert ist die ganze Sache vor dem Hintergrund, dass die Vorkommnisse in diesem Derby sich exakt mit den Beobachtungen decken, die Verband und Schiedsrichter seit längerem machen: Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach der Corona-Pause ist die Lage auf den Spielfeldern zunehmend aggressiv geworden.
Schiri-Lehrwart Bäger hat ähnliche Beobachtungen gemacht
Auch in Herten sorgte eine vermeintliche Lappalie für eine Eskalation: Die Bank des SC Herten hatte einen ins Aus getrudelten Ball nicht hergegeben, was eine Unsportlichkeit ist und mit einer Gelben Karte geahndet wird. Normalerweise.
Auch Lehrwart Thomas Bäger hat in dieser Saison bereits ähnliche Erfahrungen gemacht, als Beobachter etwa eines Bezirksliga-Spiels zwischen dem Geisecker SV und TuS Hannibal am 17. Oktober (Endstand: 4:4). Dort kam es nach Abpfiff zu einer Massenschlägerei, die einen kapitalen Polizeieinsatz nach sich führte. „Das war ein an und für sich normales Fußballspiel, vielleicht etwas emotionaler. Aber nichts hatte darauf hingedeutet, dass es derart eskalieren könnte“, so Bäger.
Seit elf Jahren an der Pfeife - das war der erste Abbruch
Der Abbruch von Herten ist nun ein Fall fürs Kreissportgericht, bis dahin - so ist zu hören - wollen sich die beteiligten Vereine BW Westfalia Langenbochum und SC Herten nicht öffentlich äußern. Schiri Pascal Schulhof (TuS Gahlen): „Für mich ist die Sache erledigt, jetzt warte ich auf die Ladung zur Verhandlung.“
Der 27-Jährige pfeift seit elf Jahren, ist damit kein ganz unerfahrener Spielleiter. Der Abbruch am Sonntag sei der erste in seiner Karriere, sagt er.
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