Die Kader der Fußballteams müssen geplant werden. Doch wie plant ein Sportlicher Leiter, wenn er nicht scouten kann und persönliche Gespräche nicht möglich sind?
Wie es mit der Fußballsaison 2019/20 weitergeht, ist unklar. Bis zum 23. April will der Verband aber einen mehrheitsfähigen Vorschlag auf den Weg gebracht haben. Dennoch ergeben sich für die Vereine Probleme, was ihre Kader betrifft. Denn irgendwie will die neue Saison geplant werden. Wann und wie es weitergeht, steht in den Sternen. Dass es irgendwann weitergeht, ist aber sicher.
Daniel Windbrake, Sportlicher Leiter des SuS Hervest in der Kreisliga B, kann derzeit einen Neuzugang nach dem anderen mitteilen. „Wir sind frühzeitig mit allen in Kontakt getreten.“ Er und Cheftrainer Alessandro Roccaro haben sich früh Gedanken gemacht, wie und mit wem sie den Kader verstärken wollen.
Keine Optimallösung
Die Gespräche mit den derzeit vermeldeten Neuzugänge waren schon alle geführt, bevor das Coronavirus in Deutschland ausbrach. Einige Gespräche standen zwar noch aus, „aber da haben wir uns mit Videochats geholfen“, sagt Windbrake. Dies sei zwar nicht seine Optimallösung, er würde die Neuen gerne in einem persönlichen Gespräch kennenlernen, aber richtige Treffen seien derzeit einfach nicht möglich.

Das neue Trainer-Duo bei RW Deuten, Markus Falkenstein und Marek Swiatkowski, planen zusammen mit dem Sportlichen Leiter Mathias Deckers über Skype-Konferenzen die neue Saison. © Niklas Berkel
Auch der Vorstand des Landesligisten RW Deuten verhilft sich mit Videochats, um das weitere Vorgehen zu planen. Interne Vorstandsitzungen, Absprachen mit dem neuen Trainergespannt Marek Swiatkowski und Markus Falkenstein: Sie alle finden über Skype-Gruppen statt. Gespräche mit potenzielle Neuzugängen muss Deutens Sportlicher Leiter Mathias Deckers aber so gut wie keine mehr führen.
„Wir haben mit allen Spielern bereits vor der Krise gesprochen“, sagt Deckers. Zwei Neuzugänge hat der Tabellendritte der Landesliga auch bereits bekannt geben können. Dennis Drepper und Robin Pötter wechseln an den Bahndamm. Zwei weitere Zugänge sollen im Optimalfall folgen. Einer von beiden ist schon fest. „Die Veröffentlichung des Namens muss aber noch ein bisschen warten“, so Deckers.
Probleme könnten aber Vereine bekommen, die die Kaderplanung etwas später in die Hand nehmen mussten, zum Beispiel wenn Unklarheit wegen eines möglichen Auf- oder Abstiegs besteht. Dazu gehören zum Beispiel auch die U17-Regionalliga-Fußballerinnen des SSV Rhade. Dieter Müssner, der sich um Neuverpflichtungen bei den Rhader Damen kümmert, hat bei den Jugendlichen echte Probleme.
„Bei der U17 ist es so, dass sich die Spielerinnen immer erst spät entscheiden, was sie in der kommenden Saison machen wollen“, sagt er. Vor Ostern dürfe man nicht mit einer Entscheidung rechnen. „Dazu kommt, dass sie meist mindestens einmal mittrainieren wollen, bevor sie sich für eine Wechsel entscheiden.“ Auch das ist derzeit nicht möglich.
Im Aufstiegsrennen
Dazu kommt außerdem die ungewisse Situation. In der Regionalliga kämpfte das Team bis zur Einstellung des Spielbetriebs um den Aufstieg. In der kommenden Saison könnte Rhade je nach Wertung oder Fortsetzung der Saison also Bundesliga spielen. Deshalb kommen auch interessierte Spielerinnen nicht unbedingt von sich aus auf Müssner zu.
„Da gibt es viele Spielerinnen, die bei uns spielen könnten, sich aber nicht trauen uns anzusprechen, weil sie Angst haben, sie könnten das nicht packen“, erklärt Müssner. Aber genau darauf ist der SSV derzeit angewiesen. Eben das Spielerinnen von sich aus auf den Verein zu kommen.
Müssner hat zwar ein großes Netzwerk über die Jahre aufgebaut und auch schon einige Gespräche geführt, aber trotzdem fallen viele durch das Raster, weil er nicht weiter scouten kann. Drei Neuverpflichtungen hat er allerdings schon für die kommende Saison fix machen können, aber das sind immer noch zu wenige.
Ein weiteres Problem, das auf Rhade zu kommt, ist, dass sechs Spielerinnen den Juniorenbereich verlassen und in die Senioren gehen. Um sechs Spielerinnen aufzufangen, sind drei Neue noch zu wenig. Der Vorteil, der sich aus dieser Situation ergibt, ist, dass Müssner nicht unbedingt bei den Seniorinnen um Neuzugänge buhlen muss.
Westfalenliga-Team bleibt zusammen
„Bis auf eine haben alle anderen für die Damenmannschaft zugesagt“, freut sich der Obmann der Fußballerinnen. Die junge und talentierte Westfalenliga-Mannschaft bleibt also zusammen – und wird um die sechs Spielerinnen aus der U17 aufgestockt. Dazu kommt, dass Müssner trotz der Krise mit drei, vier Spielerinnen im engeren Kontakt steht. „Eine ist so gut wie sicher“, kündigt er an.
Weil der Kader um mehrere Spielerinnen also auf jeden Fall ergänzt wird, sind die Rhader auch noch an einer anderen Sache dran: den Aufbau einer Reserve-Mannschaft. „Die Idee haben wir noch nicht verworfen“, so Müssner, „daran arbeiten wir weiterhin.“
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