
© Luisa Werner
Osborne schafft, was Jordan und Bolt gern wollten
Sport in Coronazeiten
Michael Jordan wollte Baseball spielen, Sprinter Usain Bolt von der Tartanbahn in den Profifußball. Doch in zwei Sportarten Topleistungen zu bringen, schaffen nur ganz wenige. Jason Osborne ist einer davon.
Als wir zuletzt über Jason Osborne berichteten, hatte er im Oktober bei der Ruder-Europameisterschaft gerade Silber im Leichtgewichts-Doppelzweier gewonnen. Beim Blick in die Zukunft war es natürlich auch um die Olympia-Chancen des jungen Wulfeners gegangen, aber auch um seine Pläne, nach den Spielen von Tokio vom Ruderboot aufs Rad umzusteigen. Ganz am Rande erwähnte der 26-Jährige, dass er auch noch ein drittes sportliches Standbein habe: eSports. Jetzt wurde er in dieser Sportart vom Bund Deutscher Radfahrer in dessen Aufgebot für die Weltmeisterschaften im Dezember berufen.
Ganz aus dem Nichts kommt diese Nominierung natürlich nicht. Auf dem Ruder-Ergometer war Jason Osborne bereits Weltmeister. Die Ausdauerbelastung und das einsame Rennen auf dem Spinningrad sind ihm also alles andere als fremd. Und dass er das in entsprechende Leistung umsetzen kann, hat er in diesem Jahr mehrfach bewiesen.
Souveräner Sieg im virtuellen Bundesliga-Rennen
So gewann er im Mai das dritte Rennen der deutschen e-Racing-Bundesliga GCA Liga, und das in souveräner Manier. Bei der so genannten Alpe du Zwift wurde der legendäre Anstieg nach L’Alpe d’Huez virtuell kopiert. Osborne löste sich schon vor der ersten der 21 Kehren, die wie beim realen Vorbild der berühmten Tour-de-France-Etappe rückwärts gezählt werden, von der Konkurrenz, trat im Schnitt 5,8 Watt/kg und ließ der knapp 400-köpfigen Konkurrenz keine Chance. Der deutsche Mountainbike-Nationalfahrer Ben Zwiehoff versuchte zunächst noch, sich festzubeißen, musste aber auch sehr bald reißen lassen und wurde am Ende mit mehr als zwei Minuten Rückstand Zweiter vor dem Schweden Erik Bergstrom Frisk.
Ähnlich deutlich fiel im August auch Jason Osbornes Sieg beim Marmotte Granfodo Valais aus, und doch war hier alles ganz anders. Denn bei dem Rennen der Tour des Stations ging es ganz real in den Schweizer Alpen 85 Kilometer von Le Chable nach Verbier, und das mit satten 3000 Höhenmetern.
Auch hier hatte der Ruderer Osborne am Ende über 13 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten und bewies damit seine hervorragenden Qualitäten als Kletterer. Und genau die spielten dann auch bei seiner WM-Nominierung eine entscheidende Rolle.
Denn der Bund Deutscher Radfahrer wies bei der Bekanntgabe seines WM-Teams in der vergangenen Woche explizit darauf hin, dass er die Fahrerinnen und Fahrer nicht nur nach den in diesem Jahr erzielten Rennergebnissen, sondern auch nach dem Streckenprofil des WM-Kurses ausgesucht habe.
Die eSport-WM des Weltradsportverbandes UCI wird am 9. Dezember erstmals ausgetragen. Gefahren wird auf der Online-Plattform „Zwift“ auf dem „Figure 8 Reverse“-Kurs in der fiktiven Welt „Watopia“. Insgesamt sind rund 50 Kilometer und 480 Höhenmeter zu bewältigen – ein Profil, das Jason Osborne also liegen dürfte.
Gemeinsames Training zuhause
Ein erstes gemeinsames Training des zehnköpfigen BDR-Kaders mit Digital Headcoach Tim Böhme findet am kommenden Samstag (14. November) statt. Dabei werden die Fahrer jeder für sich zu Hause in die Pedale treten und nur digital miteinander verbunden sein. Genau wie bei der WM.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
