
© Joachim Lücke
921 Kämpfe in 23 Jahren - der Ringrichter war in Dorsten der Erfahrenste
Boxen
Der Ringrichter des EM-Kampfes von Alex Schürhoff war ein extrem erfahrener Mann. Trotzdem hatte Arno Pokrandt es am Samstagabend in Dorsten nicht immer leicht.
Für Alexander Schürhoff war der Kampf um den EM-Titel im Cruisergewicht sein achter Profikampf, für seinen Gegner Amir Umaev der fünfte. Der dritte Mann im Ring war den beiden da um ein Hundertfaches heraus.
Der Kölner Arno Pokrandt ist seit 1998 Profiringrichter. In 23 Jahren im Ring hat er viel erlebt. Der Kampf in Dorsten war sein 921. Einsatz, und Pokrandt hatte jederzeit alles im Griff. Das hieß aber nicht, dass der Kampf leicht zu leiten gewesen wäre.
In den ersten beiden Runden hatte Pokrandt mehr mit den Dorstener Trainern als mit den beiden Boxern im Ring zu kämpfen. Wiederholt rief er die blaue Ecke von Alex Schürhoff zur Ordnung. „Die waren einfach zu laut“, erklärte er nach dem Kampf. Und es ging nicht nur um die Lautstärke: „Als sich einer der drei im Ton vergriff, hab ich ihm gesagt, dass ich kein Problem hätte, ihn rauszuschmeißen. Dann war Ruhe.“
Und Pokrandt konnte sich ganz auf die beiden Kämpfer konzentrieren. Denn auch die brachten einiges „Konfliktpotenzial“ mit. „Wenn Zwei-Meter-Männer gegen deutlich kleinere Gegner kämpfen, ist das immer problematisch“, erläuterte der erfahrene Ringrichter: „Wenn der Größere sich wegduckt, geraten die Köpfe sehr schnell aneinander.“

Das Dorstener Trainerteam musste während des Kampfes auch einen kleinen Riss unter Alex Schürhoffs linkem Auge verarzten, den er sich zuzog, als die Köpfe der beiden Kämpfer zusammenstießen. © Joachim Lücke
Alex Schürhoff bestätigte das: „Umaev hat mich einige Male mit dem Kopf erwischt.“ Und Arno Pokrandt ergänzt: „Ja, das war nicht ganz sauber. Vor allem, als die Kräfte nachließen.“ Doch auch beim Dorstener Schürhoff musste der Ringrichter aufpassen: „Da war schon ab und an der Ellenbogen mit im Einsatz.“
Insgesamt aber alles kein Problem für einen Mann mit seiner Erfahrung. Und die Blutspritzer von Amir Umaevs ramponierter Nase auf seinem weißen Hemd waren für Pokrandt ebenfalls „Business as usual“ und ein ganz gewöhnlicher Fall für die Waschmaschine.
Louvens Appell an die Fans zeigte Wirkung
Unmittelbar vor Beginn des EM-Kampfes zwischen Alex Schürhoff und Amir Umaev schnappte sich Workers-Hall-Chef Sebastian Louven noch einmal das Mikrofon und bat die Fans beider Lager, die sich um den Ring scharten, sich wieder auf ihre Sitzplätze zu begeben.„Seid friedlich und fair“, appellierte Louven: „Ihr seht ja, dass wir Trainer uns auch gut verstehen. Also macht es genauso.“ Das zeigte Wirkung, und während des Kampfes feuerten die Anhänger ihre Kämpfer zwar lautstark und emotional an, verhielten sich aber während und nach dem Kampf absolut sportlich.
„Wenn die Leute ihre Sitzplätze verlassen und direkt am Ring stehen, können die Eotionen schon mal überkochen und das Ganze eskalieren“, erklärte der Workers-Hall-Chef seine Aktion nach dem Kampf: „Aber so war alles bestens. Wir wollen ja, dass die Leute die Kämpfer anfeuern. Das gehört dazu. Genau das wollte ich.“
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
