Näher an der Basis geht nicht: Der DFB sitzt jetzt bei der SG Hillen mit in der Kabine

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Näher an der Basis geht nicht: Der DFB sitzt jetzt bei der SG Hillen mit in der Kabine

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Sollten sie bei der SG Hillen demnächst in der Kabine über „die vom Verband“ klagen, wissen sie: So ganz weit weg ist der DFB nicht mehr - zumindest sitzt ein hochrangiger Vertreter in der eigenen Kabine.

Recklinghausen

, 16.03.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bernd Neuendorf ist seit dem Wochenende Präsident des mächtigsten Sportverbandes im Land, Hans-Joachim Watzke, Chef von Borussia Dortmund, unter anderem sein Stellvertreter. Es sind die bekannten Gesichter, die den DFB von nun an in der Öffentlichkeit prägen werden.

Aber es gibt auch eine ganze Reihe von Menschen in den Gremien. Einer davon ist Thomas Wember. Der Wirtschaftsprüfer aus Recklinghausen, Mitglied der Altherren-Kicker der SG Hillen, ist zum Vorsitzenden des Prüfungsausschusses gewählt worden. Als einfaches Ausschussmitglied war der Familienvater bereits bis 2016 in der damaligen Revisionsstelle tätig.

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Sein Comeback verblüfft ihn selbst noch immer ein Stück weit. Dass er bei den Vorbereitungen auf den 44. DFB-Bundestag in Bonn für die Kandidatenliste nominiert worden sei, habe ihn im Vorfeld selbst überrascht, versichert Wember: „Offenbar hat man mich damals nicht in ganz schlechter Erinnerung behalten“, sagt er augenzwinkernd.

Wember ist einer von 28 Ausschussvorsitzenden

Die Querelen, der Verschleiß an Führungspersonen, der Unmut, der sich sowohl an der Basis wie auch bei den Profivereinen in den letzten Jahren immer stärker regte: Thomas Wember hat all das registriert. Als es darum gegangen sei, endlich alte Zöpfe abzuschneiden und einen echten Neuanfang zu starten, sei er bereit gewesen anzupacken.

Thomas Wember aus Recklinghausen ist beim 44. ordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum Vorsitzenden des Prüfungsausschusses gewählt worden.

Thomas Wember aus Recklinghausen ist beim 44. ordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum Vorsitzenden des Prüfungsausschusses gewählt worden. © Olaf Krimpmann

Beruflich ist der 55-Jährige ausgelastet, und die vergangenen sechs Jahre ohne Amt in einem Verband seien auch sehr schön gewesen, sagt der Recklinghäuser. Aber das Feuer scheint entfacht: „Es besteht jetzt eine große Chance der Erneuerung, und dafür bin ich dankbar, mitarbeiten zu dürfen.“

Wember steht einem der 28 Ausschüsse im DFB vor. Der Prüfungsausschuss durchleuchtet die Finanzen des Verbandes, überwacht dabei laut Satzung unter anderem auch die Einhaltung des Compliance-Systems im DFB. Es ist damit, vereinfacht gesagt, eins der wichtigsten Kontrollgremien überhaupt. Thomas Wember muss dabei seine Unabhängigkeit wahren: Ein weiteres Amt gleichzeitig im DFB oder in den Landesverbänden darf er nicht ausüben.

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In seiner Funktionärskarriere war Thomas Wember nie ein Mann, den es in die Öffentlichkeit gedrängt hat. Das wird auch in seinem neuen Amt so bleiben. Das Blitzlicht gehört qua Amt ohnehin Neuendorf, Watzke und Co. „Es hat einen gewissen Charme, unter dem Radar zu sein“, sagt Thomas Wember. „Ich bin eher der Freund der Diskretion und der sachlichen Diskussion.“

Was in einem Verband mit rund 200 hauptamtlichen und zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie einem Jahresumsatz von 354 Millionen Euro (in 2020) sicher vonnöten ist. Der DFB ist mehr als ein mittelständisches Unternehmen.

„Wahlen haben gezeigt, dass kompletter Neuanfang gewünscht war“

Den neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf kenne er zwar noch nicht persönlich. Er freue sich aber, ihn bald kennenzulernen und die Arbeit aufzunehmen. Wie Thomas Wember ohnehin eine gewisse Aufbruchstimmung im Verband spürt: „Die Wahlen zum Präsidium haben ja gezeigt, dass ein kompletter personeller Neuanfang von einer überwältigenden Mehrheit gewünscht war.“

Auch wenn seine eigene fußballerische Karriere frühzeitig beendet war, er es dafür als Schiedsrichter bis in die höchsten Amateurklassen geschafft hat (und sein Abschiedsspiel 2003 an der Linie der Partie FC Schalke 04 - FC Bayern München feierte): Heute noch kickt Thomas Wember gerne bei den Alten Herren der SG Hillen. Näher an der Basis geht es nicht.