Deutschlands Amateurfußballer haben einen neuen Chef - dieser muss viele Probleme lösen

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Deutschlands Amateurfußballer haben einen neuen Chef - dieser muss viele Probleme lösen

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Der Deutsche Fußball-Bund hat gewählt. Es gibt einen neuen Chef von allen Mitgliedern und dadurch auch von allen Amateurfußballern. Die Probleme bleiben aber und sind nicht leicht zu lösen.

Dortmund

, 15.03.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Peter Peters hatte noch mal mächtig Eigenwerbung betrieben. Er schwärmte vom Amateurfußball, vom Zusammenhalt, brachte Anekdoten aus der Zeit seines Sohnes beim Dortmunder Landesligisten Hombrucher SV mit.

Nahbar, eng mit der Basis verbunden, so kam der 59-Jährige Anfang November rüber. Peters war damals zu Gast bei der Auslosung der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft Dortmund, ließ ein positives Wort an das nächste folgen über die große Welt des Amateurfußballs.

Peter Peters (r.) bei der Auslosung der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft im November 2021.

Peter Peters (r.) bei der Auslosung der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft im November 2021. © Foltynowicz

In der breiten Öffentlichkeit ist das nicht angeklungen. Vor dem DFB-Bundestag am vergangenen Freitag war Peter Peters der Mann des Profifußballs. Seine Vergangenheit als Geschäftsführer beim FC Schalke 04, Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der Deutschen Fußball-Liga, zuletzt die Interimsspitze mit Rainer Koch beim DFB. Es klingt nach einer Sportfunktionärs-Karriere, die passender nicht sein könnte, um nun Präsident des größten Sportverbandes der Welt zu werden. Doch Peters ist es nicht geworden. Bernd Neuendorf (60) führt nun die Geschicke des Verbandes mit mehr als sieben Millionen Mitglieder.

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Er war vorher als der Mann der Amateurfußballer deklariert worden. Derjenige, der aufräumt und die breite Basis hinter sich stehen hat. Ausgedrückt hat sich das in der Wahl: Peters erhielt 50 Stimmen, Neuendorf 193.

Es ist seine Herausforderung, den krisengeschüttelten Verband wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. „Aber einer allein kann es nicht richten. Deshalb ist es gut, dass sechs zentrale Positionen beim DFB neu besetzt werden: Präsident, Schatzmeister, Generalsekretär, 1. Vizepräsident Amateure und die beiden DFL-Vertreter mit Donata Hopfen und Hans-Joachim Watzke. Das ist ein echter Neuanfang und eine Chance“, sagte er der „WELT AM SONNTAG“.

Neuendorf: Chef des Verbandes Mittelrhein gewesen

Ein kompletter Neuanfang ist keine einfache Aufgabe, wenn der Wind der Vergangenheit im DFB nicht nur weht, sondern noch im stürmischen Tempo durch den Verband zieht.

Die Staatsanwaltschaft, so schien es in den vergangenen Jahren, geht ein und aus in der Zentrale in Frankfurt am Main. Ex-Vizepräsident Rainer Koch - übrigens nicht mehr ins DFB-Präsidium gewählt - wirkte in seiner Aufgabe als erster Vermittler zur Basis so weit entfernt vom Amateurfußball wie Hertha BSC aktuell zu Kontinuität und Ruhe.

Der Amateurfußball, die Basis, so wird sie regelmäßig genannt von den DFB-Funktionären, fühlte sich in den vergangenen in großen Teilen nicht mehr allzu stark vertreten von den Verbandsspitzen. Neuendorf soll diese Verbindung wieder aufbauen. Ihm traut man es zu, weil er seit 2019 Präsident des Fußball-Verbands Mittelrhein ist.

Dabei ist es auch eine immense Herausforderung, all die alten Gräben zuzuschütten, und neue Projekte aufzubauen. Dazu gehört die Verbindung des DFB zu den Profivereinen der ersten vier Ligen, die Europameisterschaft 2024 und der Draht zu den Amateuren.

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Neuendorf, Fan von Alemannia Aachen, früher Journalist und politisch für die SPD aktiv, muss nun alle mitreißen. Sei es beim Thema Coronavirus, WM in Katar oder Bedürfnisse der Amateurfußballklubs. „Ich möchte alles dafür tun, dass dieser Verband wieder zur Ruhe kommt“, sagte er vergangenen Freitag. „Der Fußball muss wieder im Mittelpunkt stehen, nicht die Querelen an der Spitze des Verbandes.“ Ein Wunsch, den wohl alle Mitglieder und Verfechter des Amateurfußballs hegen.

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