Das Revierderby verärgert die Amateure

Fußball

Dass der Profifußball und seine Gelddruck-Maschinerie dem Amateurfußball auf der Nase herumtanzen, ist inzwischen traurige Realität. Für neue Fassungslosigkeit sorgt jetzt aber die frühe Ansetzung des Revierderbys am Sonntag, Dorstens Trainer zeigen den Funktionären und Entscheidungsträgern kollektiv den Scheibenwischer.

DORSTEN

von Von Bastian Rosenkranz

, 07.04.2016, 16:56 Uhr / Lesedauer: 2 min
„Unsere Amateure. Echte Profis“ So heißt die Kampagne, mit der der Deutsche Fußball-Bund seine Wertschätzung für die Amateurvereine ausdrücken will. Am Sonntag gehen aber wieder einmal die Interessen des Profifußballs vor.

„Unsere Amateure. Echte Profis“ So heißt die Kampagne, mit der der Deutsche Fußball-Bund seine Wertschätzung für die Amateurvereine ausdrücken will. Am Sonntag gehen aber wieder einmal die Interessen des Profifußballs vor.

„Ich sehe den Ehrenamtlichen, der immer in der Bude steht und Würstchen brät. Am Sonntag verkauft er anstatt 30 nur zwei davon, irgendwann steht er dann nicht mehr in der Bude. Das ist traurig.“ Mit seinem Platzwurst-Exkurs verdeutlicht Lembecks Trainer Markus Overbeck ein Dilemma, das Dorstens Vereinen und Kickern am Wochenende zum wiederholten Mal blüht. Die Mutter aller Derbys, zumindest im Ruhrgebiet, kollidiert mit tausenden Partien von der Kreis- bis zur Oberliga. Nicht um 17.30 Uhr, diesmal schon zwei Stunden früher. Eine Entscheidung seitens der DFL, die beim „Fußvolk“ des Deutschen Fußballs nur noch Kopfschütteln hervorruft. „Die Funktionäre sehen wegen der englischen Premier League ihre Felle davon schwimmen, der Amateur guckt in die Röhre“, prangert Overbeck den Kommerzgedanken in der obersten Etage an.

Seine Trainerkollegen springen dem Lembecker bei. „Die Zuschauer bleiben weg, was gerade den kleinen Vereinen schadet. Die Amateure müssen solche Spielansetzungen ausbaden und in den sauren Apfel beißen, das ist völlig unverständlich“, sagt Arek Knura, der mit seinen Barkenbergern den Weg der Derby-flucht wählte und bereits heute gegen Velen kickt. Und dabei auf eine Handvoll Zuschauer hofft, die sich den Weg zum Midlicher Kamp am Sonntag wahrscheinlich gespart hätten.

Zwischen Witz und Wahnsinn

Zwischen „Witz“, „Wahnsinn“ und „Tod für den Amateurfußball“ bewegt sich die Rhetorik, mit der Alex Roccaro die Derby-Ansetzung kommentiert. Der Hervester Chef an der Seitenlinie spielt ebenfalls heute Abend mit seiner Elf, bemerkt aber: „Auch Sonntag hätten wir eine gute Truppe zusammen bekommen.“ Beim SuS geht das eigene Team vor, was auch die Verantwortlichen in Rhade und Lembeck bekräftigen. Beide stoßen am Sonntag um 15 Uhr an, von einem Exodus in Richtung Veltins-Arena wissen weder Overbeck noch Martin Trockel etwas. „Die Trainer- und Fußballerseite in mir würde schon kochen, wenn ich von einer Absage wegen des Derbys höre. Gerade in unserer Situation“, erlaubt Rhades Coach Trockel Einblicke in sein Gefühlsleben. „Aber meine Jungs sind zuverlässig, so was ist nie ein Thema gewesen.“ Markus Overbeck ergänzt: „Dass im Vorfeld keiner eine Verlegung angesprochen hat, zeigt mir, dass das Interesse an der eigenen Mannschaft größer ist. Und das ist gut so.“ Zumindest hier trifft der DFB-Slogan „Unsere Amateure, echte Profis“, der ansonsten immer wieder ad absurdem geführt wird, also zu.

Fußball am Feiertag

Die Funktionäre bleiben ihrer Linie der fragwürdigen Ideen und Entscheidungen übrigens treu. Am 1. Mai, in diesem Jahr ein Sonntag, soll tatsächlich Fußball gespielt werden. Als wären 34 Spieltage nicht schon Bestrafung genug. Dorstens Trainer schockt diese Nachricht schon längst nicht mehr, leidgewohnt wird halt fleißig verlegt. Abendspiele sind doch auch eine feine Sache.