Corona lähmt in Dorsten auch den Jazz- und Modern Dance

Tanzen

Fußballer und Handballer rätseln, ob sie die Saison fortsetzen können. Doch bei den Tänzern sieht es noch viel schlimmer aus. Sie haben zum Großteil noch kein einziges Turnier tanzen können.

Wulfen

, 28.03.2020, 05:15 Uhr / Lesedauer: 2 min
Emosie, TSZ Royal Wulfen

Nur bei der Präsentation konnte die Formation „Emosie“ des TSZ Royal Wulfen ihre aktuelle Choreographie bislang vor Publikum tanzen. Alle bisherigen Saisonturniere wurden dagegen abgesagt. © Andreas Leistner

Bei der Präsentation Ende Januar war die Welt für die Jazz- und Modern-Dance-Formationen des TSZ Royal Wulfen noch in Ordnung. Vor vollem Haus zeigten sie in der Petrinumhalle ihre Outfits und Choreographien für die neue Saison. Dass die komplett ins Wasser zu fallen droht, ahnte damals noch niemand.

Knapp zwei Monate später sind die Wulfener Tänzerinnen mehr oder minder zur Untätigkeit verdammt. In der Regionalliga haben die beiden Wulfener Formationen „maju“ und „Emosie“ noch kein einziges Turnier getanzt. Zwei von vier Terminen wurden abgesagt, die beiden noch ausstehenden Turniere sollen laut Plan am 2. Mai in Hochdahl und am 9. Mai in Dorsten stattfinden. Ob es dazu kommt?

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Ich hoffe natürlich schon“, sagt Julia Tenhagen, Trainerin von „Emosie“ im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Tanzsportverband Nordrhein-Westfalen wolle sich im April äußern, berichtet sie, und bis dahin müsse man sich halt fit halten.

Spezielles Tanztraining sei natürlich schwierig: „Ich gehe joggen. Über Skype versuchen wir ab und zu, gemeinsam zu trainieren“, erzählt die Trainerin. Jede Tänzerin schafft sich dazu ein wenig Raum in ihrer Wohnung, richtet die Kamera ihres Computers auf sich und verfolgt so auch die Anweisungen der Trainerin am Bildschirm. Ein Behelf, aber immerhin etwas.

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Sollte die Saison tatsächlich noch getanzt werden, hält Julia Tenhagen die sportliche Situation durchaus noch für meisterbar: „Die Choreo war ja einstudiert. Das müsste man nur ein wenig auffrischen und wieder rein kommen. Körperlich müsste man wahrscheinlich ein wenig aufholen, das wäre eine Herausforderung. Aber die wäre ja für alle Formationen dieselbe.“

“Der DTV wird die bestmögliche Lösung finden“

Dass die Entscheidungen über Auf- und Abstieg möglicherweise auf der Basis von nur zwei oder gar nur einem Turnier fallen, beschäftigt Tenhagen natürlich schon. Aber der Drang, zu tanzen, ist stärker: „Ich würde wirklich gerne wenigstens ein Turnier tanzen. Wenn man dann absteigen müsste, wären die Bedingungen zumindest für alle gleich gewesen. Eine Absage der Saison wäre wirklich schade, auch wenn man dann quasi schon die Choreo für die nächste fertig hätte. Aber der Deutsche Tanzsportverband wird sicher die bestmögliche Lösung finden.“ Eine Zuversicht, die der Vorsitzendes TSZ Royal nicht teilt.

Winkler ist vom Verband enttäuscht

Helmut Winkler ist vom bisherigen Vorgehen des Verbandes enttäuscht: „Die Informationspolitik zu Beginn der Krise war katastrophal. Das Ganze wurde nur ausgesessen. Als Versammlungen noch erlaubt waren, habe ich vorgeschlagen, dass wir uns in Wulfen treffen und das weitere Vorgehen abstimmen. Keine Reaktion.“

Eine Aufnahme der Saison zu einem späteren Zeitpunkt hält der TSZ-Vorsitzende für unwahrscheinlich: „Diese Krise wird uns noch länger begleiten als nur ein paar Wochen.“

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Dabei bedeutet ein Saisonende für seinen Verein auch finanziell einen Verlust. Das Turnierwochenende am 9. und 10. Mai in der Petrinumhalle hätte dem TSZ Royal als Ausrichter Einnahmen im vierstelligen Bereich gebracht, die nun entfallen.

„Das stellt uns aber nicht vor unlösbare Probleme“, erklärt Winkler: „Wir sind finanziell gut aufgestellt. Man muss ja auf derlei Situationen vorbereitet sein. Wenn zum Beispiel mal ein Parkettboden zerstört wird, würden gleich ganz andere Summen fällig.“

Wie reagieren die Mitglieder?

Sorge bereitete dem Vereinsvorsitzenden etwas ganz anderes: Wie würden die Mitglieder auf die anhaltende Sportpause reagieren? In einem Schreiben bat der TSZ-Vorstand um Verständnis und Geduld. Mit überwältigendem Feedback: „Kein einziger hat bislang die Mitgliedschaft gekündigt“, erzählt Helmut Winkler, und in seiner Stimme mischen sich Freude und Stolz: „Viele haben sich bei mir gemeldet und gesagt, wir sollten uns keine Sorgen machen.“ Ob die Saison also nun weitergeht oder nicht – das TSZ Royal Wulfen scheint für jeden Fall gerüstet.