Deutsche Kavalleriemeisterschaft, Talina Lorei

© Privat

Als Schweizer Dragoner bei der Deutschen Meisterschaft - eine Schermbeckerin macht‘s möglich

rnReiten

Ein Jahr ohne außergewöhnlichen Wettbewerb? Gibt es bei der Schermbeckerin Talina Lorei nicht. 2021 war sie erneut bei den Deutschen Kavalleriemeisterschaften am Start, und das mit großem Erfolg.

Schermbeck

, 01.01.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn alles, was man trägt, mindestens 100 Jahre alt ist und die Uniform sogar noch das Loch von einem Streifschuss aufweist, den der einstige Trainer einmal erlitten hat, dann weiß man: Bei den Internationalen Deutschen Kavalleriemeisterschaften geht es extrem authentisch zu. Doch das wusste Talina Lorei.

Uniformen und Disziplinen wie im 19. Jahrhundert

Für die Schermbeckerin waren die Titelkämpfe im thüringischen Crawinkel bereits die zweite Teilnahme. Zusammen mit 120 anderen Teilnehmern aus fünf Nationen stellte sie ihr Paradepferd „Akuna Matata“ in den klassischen Disziplinen der militärischen Reiterei Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts vor und trug dabei diesmal die Uniform eines Schweizer Dragoners.

Talina Lorei

Beim Tentpegging hatte Talina Lorei in Südafrika Erfahrung beim Stechen von Zielen am Boden gesammelt. © Privat

Dressur, Springen, Säbelprüfung, Karabinerschießen, Geländeritt, Lanzenrennen und Exerzieren standen auf dem Programm, und schon der Geländeritt bedeutete für die junge Amazone ein erstes Highlight. Denn die überwiegend älteren Herren hatten den Sieg bei der 10 Kilometer langen Jagd über offenes Hügelgelände mit Sprüngen, Wassergräben und Kletterpassagen am Steilhang offenbar im Vorfeld praktisch schon unter sich ausgemacht, waren dann aber total überrascht, als Lorei diese Prüfung mit deutlichem Vorsprung gewann.

„Akuna ist ohne große Aufforderung sofort losgestürmt. Er war wie früher“, erzählt sie.

Auch im Jagdspringen zeigte das Paar seine ganze Klasse. Hier flog Akuna Matata in dem schwierigen Sprungparcour nur so über die Hindernisse, und Lorei konnte damit schon den zweiten Disziplinsieg für sich verbuchen.

Allerdings ließ sie beim Karabinerschießen viele Punkte liegen und musste sich auch bei den Hieb- und Stichaufgaben geschlagen geben. „Ich konnte mit dem Säbel einfach keine Weidenruten spalten“, sagte sie.

Tag zwei begann mit der Dressur

Der zweite Tag begann am frühen Morgen mit der Dressur. Unter den Augen des Schweizer Silbermedailliengewinners bei Olympia Ulrich Lehmann, der seit 1995 die Schweizer Kavallerieschwadron unterstützt, ließ Lorei der Konkurrenz erneut keine Chance. Sie ritt souverän sogar einhändig den höchsten Schwierigkeitsgrad und holte sich damit einen weiteren ungefährdeten Sieg.

Talina Lorei

Lanzenstechen kennt Talina Lorei von Ritterspielen wie dem in Berlepsch. © Privat

Besonders freute sich Lorei auf das anstehende Lanzenreiten, wo mit einer 3,5 Meter langen, fahnenbewehrten Holzlanze Ziele bekämpft wurden. Die Teilnehmer galoppierten Schulter an Schulter rund 1000 Meter im höchsten Tempo, um dabei am Boden liegende Hindernisse und Ziele wie Sandsäcke und Strohballen mit der Lanze zu treffen.

„Das ist meine absolute Lieblingsdisziplin“, erklärte die Schermbeckerin, „alles ist so authentisch, dass man sich in die Zeit auf dem Schlachtfeld zurückversetzt fühlt.“

Am Ende war die sympathische Reiterin bei allen Kavalleriedisziplinen vorne mit dabei. Einen zweiten Platz beim Lanzenreiten konnte sie mit Siegen im Springen und der Dressur sogar noch einmal toppen und erreichte in der internationalen Wertung den hervorragenden zweiten Gesamtrang.

Jetzt lesen

Nach der großen, einstündigen Parade, in der nach altem, militärischen Brauch auch die Standartenübergabe erfolgte, stand zum Ende noch das große Showprogramm in der Wettbewerbsagenda. Hierfür hatte sich Talina Lorei noch etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie zeigte in Uniform geritten die berühmte Olympiadressur von 1920.

Dazu hatte Sie sich im Vorfeld die Aufgaben der rund 16 Minuten dauernden Übung beim deutschen Pferdemussum besorgt. „Beim Einreiten war ich schon etwas angespannt“, erinnert sie sich, „aber nach den ersten Metern lief mein Pferd wieder einmal zur Höchstform auf.“

Jetzt lesen

Dabei ging „Akuna“ die einzelnen Lektionen wie im Lehrbuch und zeigte sein Können unter anderem bei den „Schlangenlinien“, wo zehn Bögen im Galopp mit besonderem Ausdruck geritten werden. Am Ende gab es Standing Ovations für das Paar, und Lorei strahlte: „Das war einfach nur grandios.“

Auch Olympiareiter Ulrich Lehmann lobte: „Es ist ein Genuss, deinen Reitstil zu sehen.“

Talina Loreis Fazit fällt rundum positiv aus

Nach drei anstrengenden Tagen im Sattel zog Lorei ein überaus positives Fazit und sagte stolz: „Die Erfolge freuen mich, aber dass mein Pferd mit nunmehr 22 Jahren noch solche überragenden Leistungen bringt, ist einfach nur unglaublich.“

Schlagworte: