Eine von hunderttausenden Gruppen auf Facebook Ende Mai. Ein Verantwortlicher eines westfälischen Klubs stellt ein Gesuch ein, wie es zuhauf passiert. Es wird ein Trainer für eine Jugendmannschaft gesucht.
Der Bedarf ist groß. Bei vielen Vereinen. „Relativ zügig kam die Anfrage“, erzählt ein Vereinsverantwortlicher. Christian P. (Name geändert; P. heißt auch nicht P. mit Nachnamen und nicht Christian mit Vornamen) hatte sich gemeldet und in dem rund einstündigen Telefonat gleich einen guten Eindruck hinterlassen.
In den vergangenen Monaten hatte unsere Sportredaktion häufiger über P. berichtet. Er hatte laut mehrerer Vereinsvertreter aus ganz Deutschland Geld bei den Amateurklubs abgezwackt, ein großes Lügenkonstrukt geschaffen, mit denen er sich bei den Klubs vorstellte.
Er selbst behauptet auf Anfrage, kein Betrüger zu sein. Bei einem Klub habe er laut eigener Aussage Gelder für ein bevorstehendes Trainingslager eingesammelt. Bei einem Einbruch seien ihm die 900 Euro gestohlen worden. Das sei der Betrag, den er von den Eltern eingesammelt habe, behauptet er. Er habe das auch der Polizei gemeldet.
Zuletzt wollte ihn ein weiterer westfälischer Verein verpflichten, gab ihn als neuen Trainer bekannt und nahm die Veröffentlichung nach einer Stunde wegen der zahlreichen Vorwürfe gegen P. zurück.
Auffällig lange Autofahrt
Auf den mutmaßlichen Betrüger wäre fast ein weiterer Verein reingefallen. Die ersten Gespräche liefen gut und vor allem vielversprechend. P. hinterließ einen fachlich guten Eindruck, zeigte seine Pläne und ein System, wie er die Jugendmannschaft trainieren und voranbringen möchte.
Zweifel kamen den Verantwortlichen zunächst lediglich dabei auf, warum P. den weiten Weg zum Verein auf sich nimmt. Rund 35 Minuten würde die Autofahrt jedes Mal dauern. Für ein Junioren-Kreisliga-Team eine weite Strecke.
Um den dubiosen Trainer Christian P. war es zuletzt längere Zeit ruhig geworden. Im Herbst 2022 tauchte er wieder auf. In einem neuen Einzugsgebiet in Westfalen bewarb er sich wieder bei zahllosen Vereinen. Die wussten aber, mit wem sie es zu tun hatten. P. überzog sie mit Whatsapp-Terror und drohte mit Klagen. Das zeigt unsere aktuelle Recherche. Sie belegt aber auch: Gegen Christian P. gibt es ein Kinderpornografie-Urteil. Wir fassen auch nochmal die ganze Geschichte des Christian P. zusammen.
Doch der Bedarf beim Klub ist groß und P. sollte erstmal eine Chance erhalten.
„In beiderseitigem Einverständnis haben wir abgemacht, die Mannschaft mal kennenzulernen und zu trainieren. Erst dann hätten wir es fixieren wollen“, sagt ein Verantwortlicher des Klubs.
P. trainiert das Team und hinterlässt auch sportlich einen einwandfreien Eindruck. Das Team hatte Spaß beim Training. Überzeugt waren die Verantwortlichen dennoch nicht. „Irgendwas kam einem komisch vor“, sagt ein Vereins-Funktionär.
Der Verein beginnt zu recherchieren, googelt den Namen von P.. Dort lassen sich Artikel über ihn finden, wie ihn ein Verein aus einer anderen Stadt als Jugendtrainer vorstellt.
P. folgt dubiosen Hashtags
Der Verein ruft dort an und kriegt eindeutige Hinweise von einer Verpflichtung abzusehen. „Sie haben uns gesagt, sie hätten nur schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht. Wir wurden immer misstrauischer bei der ganzen Sache“, erzählt der Vereins-Funktionär.
Auf Facebook und Instagram findet der Klub mehrere Profile von Christian P.. Dort folgt er dubiosen Hashtags. #teenboys, #gaykid, #gayteenboy, #gayteens, #lgbtteens. Aus seiner Homosexualität macht P. in den sozialen Netzwerken keinen Hehl, als die Vereinsverantwortlichen aber die Hashtags sahen, denen P. folgt, war der Schock groß, weil es dort vor allem um Kinder und Jugendliche ging.
Verein erteilt Hausverbot
„Da war dann schnell klar, das Thema ist durch“, sagt der Vereins-Verantwortliche, mit dem wir über P. gesprochen hatten. Dass P. zuvor bereits gelogen hatte über seine Trainerlizenz, die er nicht besaß, aber beim ersten Vorstellen angab.
„Wir haben dann noch mal mit ihm gesprochen, ihm gesagt, dass er bei uns kein Trainer wird und ein Hausverbot ausgesprochen“, betont der Vereins-Vertreter. P. behauptet er hätte kein Hausverbot bei dem Klub.
Im Anschluss wandte sich der Klub gleich an den ansässigen Fußballkreis, um vor den Namen von Christian P., der eigentlich ganz anders heißt, aber aus juristischen Gründen in unserer Berichterstattung so genannt wird, zu warnen. Damit auch in Zukunft kein Klub, so erklärt es der Vereinsvertreter, auf P. reinfällt.
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