
© Hermann Klingsieck
Wacker Obercastrop: Trainer legt sich auf Punkte-Obergrenze gegen den Abstieg fest
Fußball-Westfalenliga
Die Osterwoche 2022 geht als positive in die Vereinsgeschichte des Westfalenligisten SV Wacker Obercastrop ein. Mit vier Punkten aus zwei Spielen wurde ein Grundstein für den Klassenverbleib gelegt.
Westfalenligist SV Wacker Obercastrop kann nach dem Gewinn von vier Punkten am Gründonnerstag (3:0 gegen BSV Schüren) und Ostermontag (1:1 beim TuS Hordel/3.) wohl bereits eine weitere Saison in der Westfalenliga planen. Trainer Aytac Uzunoglu sprach nach dem Remis in Bochum von „einem leidenschaftlich erkämpften und verdienten Punkt“ - und legte sich auf eine Punkte-Obergrenze fest, die im Kampf gegen den Abstieg nötig sei.
Fünf Teams stehen zwischen Obercastrop und dem ersten Abstiegsplatz
„Wir müssen noch neun Punkten aus den abschließenden sieben Spielen holen, um völlig sicher zu sein“, betonte der Wacker-Coach. Mit 37 Punkten und neun Zählern Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, den Westfalia Wickede (28 Punkte) belegt, ist das Polster schon beachtlich. Zumal zwischen Wacker und Wickede fünf Klubs mit weniger Punkten als Obercastrop stehen.
Die Anmerkung, dass er die erfolgreichen Wacker-Jahre mit zwei Aufstiegen von der Bezirksliga bis in die Westfalenliga und nicht mit einem Abstieg beenden möchte, konterte Uzunoglu mit der Aussage: „Für mich war immer klar, dass wir nicht absteigen. Wir hatten in dieser Saison leider mehr Pech als andere Vereine in unserer Liga mit schweren Verletzungen und Corona-Ausfällen.“ Ohne dieses Pech wäre man nicht in die gefährliche Zone abgerutscht.
Wer den Auftritt von Wacker Obercastrop beim TuS Hordel gesehen hat, muss der Einschätzung von Uzunoglu zustimmen. Dass Hordel der direkte Verfolger von Spitzenreiter TuS Bövinghausen zu diesem Zeitpunkt gewesen ist, war nicht auszumachen. Im Gegenteil: De SV Wacker kontrollierte das Spiel.
Erst in den abschließenden zehn Minuten kam der Gastgeber auf. Doch auch da lag Trainer Uzunoglu in seiner Analyse richtig: „Hordel hat in der Schlussphase nur mit langen Bällen für Gefahr vor unserem Tor gesorgt. Herausgespielte Chancen hatten sie keine.“
Bei aller Begeisterung über den exzellenten Auswärtsauftritt in Bochum wurde aber auch deutlich: Dem SV Wacker fehlt ein Knipser. Bei aller Leidenschaft müssen die Obercastroper für jede gefährliche Szene vor des Gegners Tor hart arbeiten - dann aber fehlt letztlich jemand, der final den Ball über die Linie kickt.
Und auch das hat viel mit dem von Trainer Uzunoglu zitierten Verletzungspech zu tun. Am 14. Spieltag - bei Borussia Dröschede - zog sich Goalgetter Elvis Shala einen Kreuzbandriss zu. Zuvor hatte er vom Elfmeter-Punkt noch für den 1:0-Sieg gesorgt. Obwohl Shala seit 13 Spielen verletzt fehlt, ist er mit neun Toren noch immer Obercastrops bester Torjäger. Marc Schröter sollte die Offensiv-Lücke schließen. Ihm riss aber wenig später auch das Kreuzband.
Vergleiche im Fußball hinken zwar stets, doch hier sei er erlaubt. Der BVB war nur halb so gefährlich ohne den verletzten Erling Haaland. Und Bayern München ohne Lewandowskis 32 Tore stünde nicht jetzt schon kurz vor dem zehnten Deutschen Meistertitel in Folge. Nicht anders ist es bei Elvis Shala und Wacker Obercastrop. Hochgerechnet zu dessen neun Toren in 14 Spielen, könnten es nach nun 27 Spielen wohl 18 Tore sein - oder mehr. Was diese Treffer wert gewesen wären, kann jeder selbst ausrechnen.
Aber auch ohne Shala ist diese These mit Blick auf das Wacker-Restprogramm nicht gewagt: Obercastrop rutscht nicht mehr ab in die gefährliche Zone. Am Sonntag, 24. April, beim SV Hohenlimburg (13./29 Punkte) könnte (fast) alles klargemacht werden mit einem „Dreier“. Danach folgen die Spiele um Bonus-Punkte gegen den FC Brünninghausen (2.) und beim DSC Wanne (4.).
Danach geht es zur Concordia Wiemelhausen (11.) und gegen RW Deuten (8.). Die Abstiegskandidaten Börussia Dröschede (17.) und zum Saison-Kehraus der FSV Gerlingen (18.) sind weitere Gegner. Wenn es bei diesem Restprogramm für den SV Wacker Obercastrop nicht zu mindestens neun Punkten reichen sollte, müsste es schon mit dem Teufel zugehen.
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.