Wacker Obercastrop gewinnt Foconis-Cup nach Einspruch Eklat im Halbfinale gegen Lüner SV

Wacker Obercastrop gewinnt Foconis-Cup nach Einspruch: Eklat im Halbfinale gegen Lüner SV
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Im hochkarätig besetzten Foconis-Hallencup von Fußball-A-Kreisligist Teutonia SuS Waltrop standen sich die beiden Westfalenligisten Wacker Obercastrop und Lüner SV im zweiten Halbfinale gegenüber. Gesucht wurde der Finalgegner der Spvgg. Erkenschwick. Der Oberligist hatte sich zuvor gegen Landesligist SSV Buer knapp im Neunmeterschießen durchsetzen können. Es schien so, als würde alles nach Plan des Veranstalters zu laufen, der sich bis dato über ein absolut fair geführtes Hallenturnier freute. Um 20.56 Uhr brach dann aber das Chaos ins Sportzentrum Nord herein.

Wacker Obercastrop legt Einspruch ein

Was war passiert? Zunächst war es ein ganz normales Halbfinale. In einer umkämpften Partie gab Wacker Obercastrop leicht den Ton an, führte durch Tore von Maxim Wentland und Niclas Malchrowitz nicht unverdient mit 2:0. Dem Lüner SV lief allmählich die Zeit davon.

Zweieinhalb Minuten vor dem Ende erhielt Wackers Akin Ciger nach einem rüden Einsteigen die zwei Minuten Zeitstrafe. Die Überzahl der Lüner hielt jedoch nicht lange an, weil auch Aker-Ali Arslan nach langem Zerren an seinen Gegenspieler vom Schiedsrichter runtergeschickt wurde. Zwischen den beiden Aktionen lagen etwa 20 Sekunden.

Und dann kam es zum Eklat. Aufgrund eines Fauxpas der Turnierleitung um Thorsten Zwolinski füllten beide Mannschaften quasi zeitgleich wieder auf. Zuvor hatte Obercastrops Trainer Zouhair Allali wild gestikulierend mehrfach darauf hingewiesen, dass die Zeitstrafe für seine Mannschaft abgelaufen sei. Die entsprechende Durchsage der Turnierleitung blieb jedoch aus. Als der Fehler bemerkt wurde, war schließlich auch die Strafe für die Lüner verstrichen, die 18 Sekunden vor dem Ende nach Anweisung der Turnierleitung ihren fünften Mann wieder aufs Feld schickten.

Das zweite Halbfinale des Foconis-Cups zwischen Wacker Obercastrop (in blau) und dem Lüner SV sollte wiederholt werden.
Das zweite Halbfinale des Foconis-Cups zwischen Wacker Obercastrop (in blau) und dem Lüner SV sollte wiederholt werden. © Ronald Brendel

Turnierleiter Thorsten Zwolinski erklärte, wie es zum Missgeschick gekommen war. Offenbar spielte auch ein Wahrnehmungsfehler eine Rolle. „Wir sind davon ausgegangen, dass Lünen ein Gegentor kassiert hat und dann hätte auffüllen dürfen.“ Allerdings fiel das Obercastroper Tor zum 2:0 bereits vor den ausgesprochenen Zeitstrafen. Lediglich die Lüner trafen während der laufenden Zeitstrafen zum 2:1-Anschluss.

Doch auch im Falle eines Gegentreffers hätte der LSV nicht komplettieren dürfen. In den Durchführungsbestimmungen für Hallenfußballturniere des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen (FLVW) heißt es: „Die Mannschaft kann bei Unterzahl wieder durch einen anderen Spieler ergänzt werden, wenn die gegnerische Mannschaft ein Tor erzielt hat.“ Sind beide Mannschaften jedoch mit der gleichen Anzahl an Zeitstrafen bedacht, entfällt diese Regelung.

Es kam, wie es kommen musste: Der LSV glich durch den Ex-Waltroper Danny Putzig, der zuvor bereits den 2:1-Anschlusstreffer erzielt hatte, zum 2:2 aus. Es folgte eine lange Diskussion zwischen den beiden Mannschaften, der Turnierleitung und dem Schiedsrichtergespann. Nach etwa 15 Minuten ging es weiter, das Tor des LSV zählte. Im anschließenden Neunmeterschießen setzten sich die Lüner durch und standen vermeintlich im Endspiel.

Obercastrop jedoch fühlte sich enorm benachteiligt und legte Einspruch ein. „Es war ein absoluter Nachteil für uns. Unsere Strafe wurde 20 Sekunden eher ausgesprochen. Wir hätten dann in einem turbulenten Spiel auffüllen dürfen und nicht der Lüner SV. Dann hätten wir noch 17 Sekunden in Überzahl gehabt. Ich mache der Turnierleitung auch keine Vorwürfe, es war einfach ein großes Missverständnis. Aber warum soll das unser Nachteil sein?“, beschrieb Wacker-Coach Zouhair Allali die Situation aus seiner Sicht.

Wacker Obercastrops Trainer Zouhair Allali
Legte Einspruch ein: Wacker Obercastrops Trainer Zouhair Allali © Ronald Brendel

Die Turnierleitung gab dem Einspruch von Obercastrop statt. Das Spiel sollte sofort wiederholt werden. Der LSV spielte da allerdings nicht mit, zog sich aus dem Turnier zurück und trat verärgert die Heimreise an.

„Wir haben ein Schiedsgericht zusammengerufen, bestehend aus den Schiedsrichtern, den Trainern des Lüner SV und Wacker Obercastrop, einem Vertreter der Spvgg. Erkenschwick und meiner Wenigkeit. Die Mehrheit hat sich für ein Wiederholungsspiel ausgesprochen“, betont Thorsten Zwolinski.

Lüner SV zieht sich vom Turnier zurück

Laut Zwollinski und Wacker-Coach Allali war auch LSV-Trainer Hayrettin Celik bereit für ein Wiederholungsspiel. LSV-Vorsitzender Imdat Acar schob dem aber einen Riegel vor.

Er sieht den Fehler vielmehr bei Obercastrop selbst: „Die Zeitstrafen waren abgelaufen und unser Trainer war intelligent und hat den Spieler auf den Platz geschickt. Die haben das nicht gemacht und haben gepennt. Wir haben nach den Tatsachen gewonnen, warum sollen wir das Spiel nochmal nachholen? Die Turnierleitung hat sich da zum Affen machen lassen.“

Einen Tag später äußerte sich Trainer Hayrettin Celik zum Abgang: „Die Mehrheit des Teams hat sich dagegen ausgesprochen, das Spiel nochmal zu spielen. Es war schon 21.20 Uhr und wir hatten viele Jungs dabei, die berufstätig sind. Aber wir haben ein gutes Turnier gespielt und deswegen ist von unserer Seite alles gut.“

Durch den Rückzug belegte die SSV Buer kampflos den dritten Platz, Wacker Obercastrop zog am grünen Tisch ins Finale ein. Dort wartete die Spvgg. Erkenschwick, die die Tumulte von der Tribüne aus beobachtet hatte. Im Anschluss an das Finale äußerte sich auch Erkenschwicks Trainer Magnus Niemöller zu den Vorfällen, schlug sich dabei auf die Seite des Lüner SV.

„Das ist kein Wechselfehler, sondern eine Tatsachenentscheidung. Wenn da Tür und Tor geöffnet wird, dass ein Spiel wiederholt wird, nur weil eine Mannschaft sich zehn Sekunden später vervollständigt hat, dann ist das schon sehr kurios“, so Niemöller.

Im Finale des Foconis-Cups standen sich Wacker Obercastrop und die Spvgg. Erkenschwick gegenüber.
Im Finale des Foconis-Cups standen sich Wacker Obercastrop und die Spvgg. Erkenschwick gegenüber. © Ronald Brendel

Nicht nur die Lüner, sondern letztlich auch der Erkenschwicker Anhang bekundeten ihren Unmut über die Entscheidung der Turnierleitung. Es kam wiederholt zu Wortgefechten. „Die ganzen Ausschreitungen fand ich unter aller Sau. Jeder macht mal Fehler, das darf auch der Turnierleitung mal passieren. Das macht dir das ganze Wochenende kaputt“, ärgert sich Zwolinski.

Wacker Obercastrop schlägt Spvgg. Erkenschwick verdient

Zurück zum Sportlichen: Im Finale setzte sich Wacker Obercastrop mit 4:2 gegen die Spvgg. Erkenschwick durch. „Absolut verdient“, wie auch Spvgg.-Trainer Niemöller zugab. Stolz zeigte sich Wacker-Coach Zouhair Allali: „Wir haben ein sehr gutes Turnier gespielt, waren in jedem Spiel die bessere Mannschaft, haben viele Tore geschossen und die auch hervorragend rausgespielt. Wir sind stolz, das Turnier gewonnen zu haben.“

Wacker Obercastrop gewann den Foconis-Cup nach einem Finalsieg gegen die Spvgg. Erkenschwick.
Wacker Obercastrop gewann den Foconis-Cup nach einem Finalsieg gegen die Spvgg. Erkenschwick. © Ronald Brendel

Sowohl Obercastrop als auch die Spvgg. gewannen alle drei Gruppenspiele souverän. Im Halbfinale lieferte sich Erkenschwick ein Spektakel mit der SSV Buer. Beim 3:3 nach regulärer Spielzeit fielen drei Treffer in der letzten Spielminute. Im Neunmeterschießen hatte die Spvgg. die besseren Nerven.

Gastgeber Teutonia SuS Waltrop ging als klarer Außenseiter leer aus. Der A-Ligist hielt gegen die Spvgg. und den Lüner SV noch gut mit, beim 0:8 gegen den FC Brünninghausen war aber „die Luft raus“, wie Co-Trainer Janis Selzer betonte. Enttäuscht hat hingegen Westfalenligist Westfalia Herne, der alle Gruppenspiele verlor. Den kompletten Turnierverlauf können Sie in unserem Liveticker noch mal nachlesen.

Pascal Knop von der Spvgg. Erkenschwick wurde noch zum besten Torhüter des Turniers gewählt. Den inoffiziellen Titel des besten Spielers teilen sich Erkenschwicks Nils Da Costa Pereira und Obercastrops Elvis Shala. Was bleibt, ist aber ein Turnierausgang mit fadem Beigeschmack.