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Viele Fragen zum DFB-Junioren-Masterplan sind noch unbeantwortet
Juniorenfußball
Der DFB will mit einem Masterplan mit Dreier-Teams den Nachwuchsfußball der Minikicker bis E-Junioren revolutionieren. Wie das funktioniert, scheint im Kreis Herne/Castrop-Rauxel noch nicht allen klar zu sein.
Die Vereine müssen sich auf eine Revolution durch den DFB im Juniorenfußball einstellen: Die Minikicker , F- und E-Junioren sollen künftig mit kleineren Toren und Spielfeldern ihre Partien von Zwei gegen Zwei, Drei gegen Drei bis hin zu Sieben gegen Sieben auf bis zu vier Toren auf mehreren Feldern austragen. Das soll zu mehr Pass-Sicherheit und Ballfertigkeit führen.
Kreis-Jugendausschuss hat ein offenes Ohr
Der Kreis-Jugendausschuss (KJA) des Fußballkreises Herne/Castrop-Rauxel hatte Ende Februar bei einer Videokonferenz ein offenes Ohr für die Vereinsvertreter. Dabei stellte sich heraus, dass noch nicht in allen heimischen Clubs alle Informationen zu den neuen Spielformen der Kleinsten angekommen sind.
Gesprächsstoff war bot auch die die Unsicherheit über Sinn und Unsinn der Reform. Welche Vorteile bringen Spiele auf kleinen Feldern und mit kleineren Toren sowie Dreier-, Vierer- und Fünfer-Teams? Unterstützt der Fußball- und Leichtathletik Verband Westfalen (FLVW) die Klubs finanziell beim Kauf der benötigten Minitore?
Auch kamen die Fragen auf: Wie soll das mit der Betreuung klappen, wenn bei Turnieren drei Teams zeitgleich spielen? Warum wird die Reform nicht beim neuen Minikicker-Jahrgang gestartet, der dann bis zur E-Jugend mit dieser Spielform aufwächst? Wie soll auf einem Sportplatz mit anschließenden älterer Jahrgänge solch ein Turnier-Tag der Kinder zeitlich machbar werden?

137 Minuten lang diskutierten die Verantwortlichen des heimischen Juniorenfußballs in einer Videokonferenz - unter der Moderation von Denis Wessel (oben links). © Jens Lukas (Repro)
Man solle den Ball flachhalten, meint Bernd Götte, der KJA-Vorsitzende im Kreis Herne/Castrop-Rauxel: „Viele Dinge werden sich bei den Test-Turnieren klären, die wir spätestens bis Herbst 2021 anbieten wollen.“ Götte bedauerte, dass Corona die Demonstration dieser Spielform bisher verhindert hat, verspricht aber: „In unserem Kreis wird es die neue Spielform nicht geben, ohne dass sich die Vereine und Eltern selbst ein Bild davon gemacht haben.“
In der Saison 2022/23 soll das neue Format dann Fakt werden. Bis dahin läuft eine Übergangsphase mit Turnieren - parallel zum normalen Spielbetrieb. Eine Studie der Uni Bielefeld belegt, dass Mädchen und Jungen bei der neuen Spielform mehr Torschüsse, Dribblings und zeitliche Spielanteile haben. Bernd Götte: „Der FLVW weicht aber ab von der DFB-Vorgabe mit vier Toren. In Westfalen wird nur auf zwei Tore gespielt.“
Auch bei der Finanzierung der Minitore (mindestens acht Stück braucht ein Verein) besteht Unsicherheit. Denis Wessel vom KJA gibt Entwarnung: „Das FLVW-Marketing-Team hat Sponsoren gefunden und sucht weitere - ein Tor kostet die Vereine derzeit nur noch 85 Euro. Es kann aber auch auf vorhandene kleine Trainings-Tore gespielt werden. Sie müssen lediglich gleichgroß sein.“
Erfahrungen hat Marcel Gresch (Westfalia Herne) schon am Niederrhein gesammelt: „Diesem Spiel auf kleine Tore kann ich nur zustimmen. Zu den Turnieren dort hat jeder Verein eigene Minitore mitgebracht. Diese Turnierform ist für die Kids aber recht anstrengend.“
Bernd Götte sieht einen großen Vorteil und erklärt: „Unsere Kinder haben mehr Ballkontakte. Sie sollen Spaß haben - ohne Sieger und Ergebnis-Druck.“ Ob Letzteres nicht nur Wunschdenken ist? Spielfeste bei Stadtmeisterschaften, bei denen alle Kinder zu Sieger erklärt werden, zeigen etwas anderes. Dort jubelt trotzdem eine Mannschaft über einen Titel, den sie sich selbst gibt. Denn: Papa und Mama haben zumeist alle Ergebnisse notiert und den Sieger ausgerechnet.
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
