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Kult-Trainer hält es länger ohne Entzugserscheinung aus als Coaches im Lockdown
Fußball
Als Trainer ist er seit acht Jahren in Fußball-Rente. Auch in seinem Beruf strebt der 61-Jährige der Pension entgegen. Entzugs-Erscheinungen ob der langen Fußball-Pause befallen ihn nicht.
Er ist in Castrop-Rauxel Ikone und Kult-Coach schlechthin. Fast 30 Jahre führte er Teams in verschiedenen Vereinen an. Bei einer Station stand er elf Jahre an der Linie und feierte dort saisonübergreifend mit 40 Spielen ohne Niederlage in der Saison 2006/07 den emotionalen Aufstieg in die Fußball-Landesliga. Nachdem ihn als Trainer 2013 das vorzeitige und schnelle „Aus“ bei der Spvg Schwerin ereilte, hat er seine Prioritäten anders gesetzt.
Beleijew war vor 30 Jahren der Spielertrainer der SG Castrop
Anstatt auf Sportplätzen bei Wind und Wetter nach Feierabend zu trainieren, schnappt er sich lieber sein E-Bike, um die Haard oder die Leinpfade der Kanäle rund um seinen Wohnort zu erkunden. Denn Dieter Beleijew, der einst bei der SG Castrop im Jahr 1990 als Spielertrainer begann, wohnt mit seiner Familie in Erkenschwick.

Im Mai 2007 konnte Dieter Beleijew mit dem VfB Habinghorst in Huckarde den Landesliga-Aufstieg feiern. © Jens Lukas
Daheim verspürt er nach eigenem Bekunden keine Entzugserscheinungen, was sein fußballerisches „Rentner-Dasein“ betrifft. Was nicht heißen soll, dass ihn die Fußball-Szene in Castrop-Rauxel nicht mehr interessiert. Im Gegenteil: Zu viele Akteure laufen hier noch dem Ball hinterher, die das schon unter seinen Fittichen taten. Dabei sind Freundschaften mit deren Familien entstanden, die noch heute Bestand haben.
Da nannte Beleijew dieser Tage unter anderem in Gordon Schwarze und Marc Olschewski zwei Akteure, die damals maßgeblichen Anteil am Landesliga-Aufstieg des VfB Habinghorst hatten. Schwarze als Kapitän, Olschewski als Mittefeldspieler mit eingebauter Tor-Garantie.
Heute ist Schwarze als 1. Vorsitzender und Olschewski als Trainer im Habichthorst tätig. „Darüber freue ich mich, in Habinghorst würde ich mir auch Spiele anschauen, wenn es die Zeit zulässt“, so der Ex-Coach Belejiew.
Mit Interesse verfolgt der Fan von Borussia Dortmund die Entwicklung der anderen Klubs in Castrop-Rauxel. Zum SV Wacker Obercastrop sagte er: „Das ist schon toll, was da geschieht. Aber die heutige Westfalenliga kann ich mit der Verbandsliga von damals nicht vergleichen.“
Beleijew meint: „Als ich mit Blau-Gelb Schwerin in dieser Liga spielte, hatten wir richtige Granaten als Gegner. Dabei besaßen wir mit Spielern wie Michael Hasecke, Martin Broll oder Detlef Jaskowiak eine richtig starke Truppe.“
Wie Beleijew selbst, der für seinen Heimat-Verein SG Castrop zwischen 1976 und 1992 insgesamt 361 Spiele machte und als Abwehrspieler 51 Tore schoss. Freistöße und Elfmeter waren die Spezialität. So hat er von seinen Treffern 24 durch Elfmeter erzielt.

Hatten füreinander in vielen Pressegesprächen ein offenes Ohr: VfB-Coach Dieter Beleijew (l.) und Sportreporter Jürgen Weiß. © Jens Lukas
Während er sich von der Arbeit in Obercastrop angetan zeigt, zieht es ihn trotzdem dort nur aus einem Grund hin: „Durch meinen 6-jährigen Enkel, der bei Wacker angefangen hat, war ich einmal vor Ort. Durch die Corona-Pause hat sich das nicht wieder ergeben.“
Enttäuscht zeigt sich Beleijew über die Entwicklung beim FC Frohlinde. Die Mannschaft habe seiner Meinung nach 2019 den Aufstieg zur Westfalenliga abgeschenkt. Auch von der Spvg Schwerin, bei der er 2013 ein paar Monate nach seinem Engagement bei Germania Datteln Trainer war, hätte er mehr erwartet.
Mit Skepsis beobachtet er das Bestreben von Uwe Blase, der in Eigenregie den FC Castrop-Rauxel gegründet hatte und von der Kreisliga C bis in die Bezirksliga geführt hat. Beleijew kennt den rührigen Vereinsgründer noch als aktiven Fußballer und sagt: „Ich weiß nicht, aus welchem Grund er das tut, aber das ist schon erstaunlich. Jetzt kommen noch in Michael Wurst als Trainer und Dustin Wurst als Spielertrainer zwei Hochkaräter dazu.“
Der begeisterte E-Biker Beleijew ist gespannt. Und argumentiert: „Beide kennen den höherklassigen Fußball und so dürfte für den FC die Bezirksliga nicht das Ende der Fahnenstange sein.“ Aber eines ist sich Branchenkenner Beleijew sicher: „Wenn man weiterhin oben mitspielen will, muss auch eine Menge Geld in die Hand genommen werden.“
Geboren und wohnhaft in Castrop-Rauxel, bin ich über den Billardsport (Karambolage) als freier Mitarbeiter in der Castrop-Rauxeler Lokalredaktion angefangen. Da ich neben dem französischen Billard noch Fußball, Handball, Tischtennis und Tennis in Vereinen aktiv ausführte bot es sich förmlich an, darüber ebenfalls zu berichten.