Dieter Beleijew trägt den Castrop-Rauxeler Fußball noch immer im Herzen

© Jens Lukas

Dieter Beleijew trägt den Castrop-Rauxeler Fußball noch immer im Herzen

rnWas macht eigentlich...?

Fast 30 Jahre war Dieter Beleijew Fußballtrainer. Seine Prioritäten heute liegen woanders. Eine Anfrage eines Castrop-Rauxeler Teams würde ihn aber trotzdem in die Bredouille bringen.

Habinghorst

, 07.08.2019, 14:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Dieter Beleijew war 28 Jahre im Castrop-Rauxeler Trainergeschäft tätig. Unter anderem trainierte er seinen Heimatverein SG Castrop, die Spvg Schwerin und den VfB Habinghorst. Elf Jahre stand er für den VfB am Spielfeldrand und erlebte mit der Mannschaft die glorreichsten Zeiten des Vereins.

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Bedauernswerter Abgang

Beleijew führte das Team von der Kreisliga in die Landesliga und hielt dort drei Jahre die Klasse, bevor er 2010 das Handtuch werfen musste. „Ich musste leider gehen, weil ich damals schon den einen oder anderen höherklassigen Spieler in der Mannschaft hatte, die meinten, sie könnten ohne mich mehr rausholen“, bedauert Beleijew seinen damaligen Abgang.

Jetzt hat er mehr Freizeit: Dieter Beleijew im Urlaub im Hafen von Barcelona.

Jetzt hat er mehr Freizeit: Dieter Beleijew im Urlaub im Hafen von Barcelona. © privat

Anschließend ging es für den VfB Habinghorst nur noch bergab. Innerhalb von sechs Jahren wurde er von der Landesliga bis runter in die Kreisliga B gereicht. Vergangene Saison gelang dann aber der Wiederaufstieg in das Kreisliga-Oberhaus, was Dieter Beleijew sehr begrüßt: „Ich freue mich für meinen ehemaligen Spieler Marc Olschewski, mit dem ich immer noch Kontakt habe, dass er mit seiner Mannschaft wenigstens wieder in die Kreisliga A aufgestiegen ist.“

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Dieter Beleijew feierte viele Erfolge mit dem VfB

Fast 30 Jahre war Dieter Beleijew Fußballtrainer. Er prägte beim VfB Habinghorst eine Ära, in der der VfB in die Landesliga aufstieg.
02.08.2019

Breitensport im Wandel

Nach einem kurzen Intermezzo bei den SF Germania Datteln 2013 und einer noch kürzeren Beschäftigung im Anschluss bei der Spvg Schwerin kehrte der heute 60-Jährige dem Fußball-Lehrertum den Rücken. Die Gründe dafür sieht er in der gesellschaftlichen Veränderung: „Der Breitensport ist nicht mehr das, was er mal war. Die Jugendlichen haben meiner Meinung nach zu viele Nebenkriegsschauplätze.“ Laut ihm sei die Bereitschaft der Jugendlichen, etwas zu investieren, um in der Bezirksliga oder Landesliga zu spielen, drastisch gesunken. „Denen ist dann vier Mal pro Woche Fußball zu viel. Ich habe auch einen Job, in dem ich bis 18.30 Uhr arbeiten musste. Und trotzdem stand ich um 19 Uhr auf dem Platz“, so Beleijew.

Nicht nur die Veränderung der Spieler macht dem Ex-Trainer Sorgen, sondern auch die generelle Umstrukturierung im Amateursport stimmt ihn nachdenklich: „Der Unterschied zu früher ist, dass Erfolge nicht mehr ohne Geld möglich sind. Wir waren damals in Habinghorst erfolgreich, weil wir Disziplin, Kampf und Mannschaftsgeist in gute Leistungen ummünzen konnten“. Der FC Frohlinde oder der SV Wacker Obercastrop seien heutzutage zwar auch in der Lage durch gute, neue Spieler erfolgreich zu sein. Allerdings fließe da schon für Amateurfußball-Verhältnisse eine Menge Geld.

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Der VfB als Fußballmacht

Auch deswegen erinnert er sich gerne an die Zeiten in Habinghorst zurück, in denen seine Mannschaft durch Leidenschaft für den Fußball erfolgreich war. „Wir hatten gerade am Anfang nicht unbedingt die besten Spieler. Aber jeder hat für jeden gekämpft“, sagt Dieter Beleijew zur damaligen Situation. Sein größter sportlicher Erfolg war definitiv die Saison 2006/2007, in der er mit Habinghorst ungeschlagen in die Landesliga aufstieg.

Saisonübergreifend brachte sein Team es sogar auf 40 Spiele ohne Niederlage. Auch als bereits am 25. von 30 Spieltagen feststand, dass Habinghorst der Aufstieg in die Landesliga nicht mehr zu nehmen war, blieb Beleijew ehrgeizig. „Die Jungs wollten dann immer schon Party machen, da meinte ich immer nur: ‚Können wir gerne machen, aber erst nach der Saison!‘“, erinnert er sich zurück. Nach Abschluss der Saison ging es dann tatsächlich mit 23 Siegen und sieben Unentschieden im Gepäck zum „Ballermann“.

Olschewski kann ein Faktor sein

Obwohl er sich vom aktiven Trainer-Dasein abgewendet hat, beobachtet er weiterhin das Fußballgeschehen in Castrop-Rauxel. Während seiner Laufbahn habe er so viele heimische Persönlichkeiten des Sports kennengelernt, dass es selbstverständlich sei, auf dem Laufenden zu bleiben. Zudem freue er sich immer, wenn er was über seine ehemaligen Spieler wie Martin Kapitza, Dennis Teuber oder Marc Olschewski liest.

Laut Beleijew könnte besagter Olschewski seine Spieler-Qualitäten von damals auf seinen heutigen Trainerposten übertragen und dadurch Habinghorst wieder langfristig überkreislich zu etablieren. „Olschewski ist ein positiv Wahnsinniger. Er weiß auch noch von damals, dass man nur mit Mannschaftsgeist und Disziplin etwas erreichen kann. Zudem ist er zuverlässig und sich selbst nicht zu schade, einmal unpopuläre Entscheidungen zu treffen“, beurteilt Beleijew den jetzigen Coach des VfB. Das alleine reiche aber nicht aus, denn ohne Sponsor und mit einer durchschnittlichen Jugendarbeit bei Habinghorst werde es mit dem Aufstieg schwer.

Beleijew im Zwiespalt

Heute beschreibt sich Beleijew als „nicht mehr ganz so fußballverrückt“. Langweilig wird es ihm ohne einen Trainerposten aber nicht. „Ich bin noch viel in meinem Job eingebunden, außerdem habe ich ja auch noch die Familie und einen fünfjährigen Enkel, der auch schon die ersten Versuche auf dem Fußballplatz macht“, sagt er über sein Privatleben. Auf die Frage, ob er noch mal einen Trainerjob annehmen würde, antwortet er zwiegespalten: „Ich habe momentan nicht so den Zug dazu noch mal einen Trainerposten anzunehmen. Dafür gibt es zu viele schöne Sachen im Leben, die ich jetzt genieße. Beispielsweise etwas mit meiner Familie zu machen, die ich damals bestimmt das eine oder andere Mal wegen des Fußballs vernachlässigt habe. Wenn aber noch mal eine Mannschaft wie Habinghorst, Schwerin oder Castrop nachfragt, würde ich trotzdem niemals nie sagen.“

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