Schach
Schachklub Ickern 60 trauert um Herbert Ulrich
Die Schachspieler des SK Ickern 60 trauern um ihren langjährigen Vorsitzenden Herbert Ulrich. Er starb am 26. Mai 2021 im Alter von 84 Jahren.
Von 1999 bis 2013 war Herbert Ulrich ohne Unterbrechung Vorsitzender des Schachklubs Ickern 60. © Jens Lukas
14 Jahre ohne Unterbrechung war Herbert Ulrich der Vereins-Chef des SK Ickern. In dieser Zeit prägte er mit viel Engagement den Klub der Castrop-Rauxeler Schachspieler. Der SKI trägt jetzt Trauer. Denn Herbert Ulrich starb am 26. Mai.
Für den passionierten Schachspieler, der im Januar 84 Jahre alt geworden ist, können die Zeilen auf der Traueranzeige kaum feinfühliger verfasst sein. Denn Familie Ulrich schrieb: „Genau wie im Schachspiel gibt es auch im Leben Gewinner und Verlierer. Nun hast Du Dein Leben verloren. Aber in unserem Herzen bleibst Du ein Großmeister.“
Herbert Ulrich übernahm das wichtigste Amt des SK Ickern
Herbert Ulrich war 1961 - ein Jahr nach der Gründung - dem SKI beigetragen. Der gelernte Bauschlosser im Ruhestand bekleidete von 1999 bis 2013 ohne Unterbrechung das Amt des Klub-Chefs - und hatte den Posten zuvor bereits inne.
Aber auch nach seiner Amtszeit war Ulrich noch immer Feuer und Flamme für den SK Ickern. Denn überliefert - und auch abgedruckt - wurde eine Anekdote aus dem Dezember 2013: „Herbert Ulrich, ehemaliger Vorsitzender des Schachklubs Ickern, scheint keinen Amts-Ruhestand zu kennen. Mit seinem Nachfolger Udo Schweiger wurde er in einem Habinghorster Getränkemarkt beim Einkauf gesichtet. Ulrich sorgte wie schon in den Jahrzehnten zuvor dafür, dass beim Weihnachtsblitzturnier seines Vereins für das leibliche Wohl ausgiebig gesorgt war.“
Wir von der Castrop-Rauxeler Lokalsportredaktion sind stolz darauf, dass wir Herbert Ulrich kennenlernen durften. Er war bei seinen vielen Besuchen in unserem Büro stets der Mann, der für gute Stimmung gesorgt hat. Er hat uns den Schachsport ans Herz gelegt. Wir haben ihm gerne zugehört.
2007 erlebte Herbert Ulrich einen besonders schönen Tag
Zumeist betrat er die Redaktion mit dem Satz: „Nur Siege zählen!“ Im Februar 2007 schlug das Herz des Denksportlers vor unbändiger Freude geradezu einen Salto nach dem anderen.
„Das war ein schöner Sonntag“, frohlockte Ulrich. Erst wurde Deutschland Handball-Weltmeister, dann hatte auch noch der FC Schalke 04 durch seinen Sieg bei Werder Bremen die Tabellenführung in der Bundesliga übernommen. Und Enkel Ron Ulrich gewann sein Spiel mit dem TuS Henrichenburg. Fast hatte Herbert Ulrich ob dieser schönen Ereignisse den eigenen Klub vergessen: „Ach ja. Davor hatte ja auch noch unsere erste Mannschaft in der Verbandsklasse gewonnen.“
Herbert Ulrich zeigte sich tierlieb
Wir Lokalsportredakteure haben durch seine Erzählungen auch viel erlebt und von ihm erfahren. Wie etwa im Jahr 2004, als er bewies, dass er sehr tierlieb ist. Der Beleg: Herbert Ulrich trat zwei Wochen lang ohne Murren den Freitags-Spielabend seines Klubs in der Kleingartenanlage Nord in Habinghorst ab - an die Veranstalter einer Kaninchen-Ausstellung.
Schachspieler wenden auch psychologische Tricks an. Herbert Ulrich griff im Februar 2009 ganz tief in die Trickkiste. Als Spieler der vierten SKI-Mannschaft wurde er gegen den SK Recklinghausen-Altstadt auf eine Geduldsprobe gestellt: Sein Gegenüber weigerte sich ausdauernd, eine aussichtslose Partie als verloren anzuerkennen. „Ich hatte klare Figurenvorteile, drei Bauern mehr und einen Turm“, so Ulrich, „da gibt man normalerweise auf.“
Dem Herzinfarkt nahe
Nicht so sein Gegner, der sich tapfer in die Partie verbiss. „Ich wollte noch weg und bin wirklich ungeduldig geworden“, erzählte Herbert Ulrich, der plötzlich seinen Gesundheitszustand ins Feld zog: „Ich spiele schon so lange Schach, aber einen Herzinfarkt habe ich dabei noch nicht bekommen. Das könnte jetzt passieren....“
Für uns Sportredakteure legendär war Ulrichs Vereins-Pressearbeit. Er bewies, dass Öffentlichkeitsarbeit zugleich Handarbeit ist. Die vielen Plakate, die im Stadtgebiet als Ankündigung des SKI-Weihnachtsblitzturniers zu sehen waren, wurden nämlich von ihm von Hand koloriert. Und: Das Datum der Veranstaltung wurde von Ulrich mit einem Stift in Leuchtfarbe hervorgehoben. Der Termin „Samstag, 22. Dezember“ prägte sich somit sein.
Herbert Ulrich wettete mit seinem Stammwirt
2011 berichtete Herbert Ulrich frank und frei, dass bei ihm seit dem Sommer im Fußballsport der Schuh drücke. Der Vereins-Chef hatte seit geraumer Zeit mit dem Wirt der SKI-Heimstätte Bauernschänke Wetterkamp eine Dauerwette laufen. Ulrich musste dem Wirt stets ein Bier ausgeben, wenn Schalke am Wochenende verlor und Dortmund gewann. Umgekehrt profitierte er immer dann von einem Schalker Sieg, wenn die Borussen nicht gewannen.
Ulrich: „In der vergangenen Saison habe ich da oft Reibach gemacht. In der Winterpause muss ich allerdings mit dem Wirt mal darüber reden, ob wir die Abmachung auflösen.“
Herbert Ulrich wird am Mittwoch, 2. Juni, auf dem Friedhof in Ickern beigesetzt. Die Trauerandacht beginnt um 12 Uhr in der Trauerhalle an der Friedhofstraße.