Die aus Henrichenburg stammende Annika Hof zum Berge ist seit Anfang Juli Sportpsychologin des Talentwerkes im VfL Bochum. © Jens Lukas
Annika Hof zum Berge
VfL-Neuzugang: Die Psychologin der Bochumer Talente kommt aus Henrichenburg
Der Erfolg beginnt im Kopf! Da sind sich die Verantwortlichen des Nachwuchses beim VfL Bochum sicher. Deshalb setzen sie jetzt auf Unterstützung aus Castrop-Rauxel.
Mitte der 2000er-Jahre berichtete die Lokalsportredaktion oftmals über eine junge Sportlerin, die bei den Judoka Rauxel Erfolge feiern konnte - auch bei Westdeutschen Meisterschaften. Jetzt schreibt sie im außersportlichen Bereich noch größere Schlagzeilen: Die aus Henrichenburg stammende Annika Hof zum Berge ist seit dem 1. Juli die neue Sportpsychologin der Nachwuchsabteilung des VfL Bochum.
Die 26-Jährige ist Master-Studium-Absolventin der Psychologie und erklärt: „Bei meiner Aufgabe sollte man nicht das klassische Bild vor Augen haben, dass jemand auf der roten Couch sitzt und aus seiner Kindheit erzählt.“ Ihr Ziel ist es, die Trainer und Spieler in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen und sowohl in ihrer Persönlichkeit als auch der Leistungsfähigkeit bestmöglich zu fördern.
Hof zum Berge betont: „Wir sitzen also nicht nur da und warten, dass jemand mit einem Problem zu uns kommt. Wir betreuen die Trainer und Spieler kontinuierlich vor Ort im Büro, durch Besuche am Trainingsplatz sowie bei den Spielen - und wollen sie vorausschauend auf ihrem Weg begleiten.“ Dabei gehe es um individuelle Begebenheiten, aber auch um die Interaktion innerhalb der Mannschaft - mit dem Ziel, allen optimal in der Entwicklung zu helfen.
Speed-Dating zum Kennenlernen
Annika Hof zum Berge ist derzeit bei den Trainingseinheiten der U19- bis U9-Junioren dabei und beobachtet auch Spiele. Sie sammelt dadurch erste Erkenntnisse über die Interaktionen zwischen Spielern - untereinander - sowie den Trainern. Alle VfL-Nachwuchskicker kennen bereits ihre neue Ansprechpartnerin. Denn sie stellte sich bei allen Kadern persönlich vor- quasi wie bei einem Speed-Dating. Denn in der ersten ihrer Arbeitswochen hatte sie nur rund zehn Minuten pro Team Zeit, um „Hallo!“ zu sagen.
Annika Hof zum Berge (2.v.l.) bei ihrem Amtsantritt beim VfL Bochum mit (v.l.) Sebastian Schindzielorz, Geschäftsführer Sport des VfL, Prof. Dr. Kellmann, der als Ansprechpartner im Hintergrund agieren wird, und dem Leiter des Talentwerks, Alexander Richter. © VfL Bochum
Einen Fokus legt Annika Hof zum Berge auf das so genannte Beanspruchungs- und Erholungsmanagement zwischen den Trainingseinheiten und Spielen. Sie sagt: „Auch hier gibt es unterschiedliche Phasen und Bedürfnisse.“ Mit den Bochumer U17-Junioren führt die Sportpsychologin ein so genanntes Monitoring durch – wie sie es schon im Frühjahr bei der U20-Eishockey-WM in Füssen mit der deutschen Mannschaft vollzogen hat.
Hierbei bekommen die Sportler zweimal pro Woche einen Bogen mit acht Fragen vorgelegt – je vier aus den Bereichen Erholung und Beanspruchung. Anfangs benötigen sie hierfür ca. 60 Sekunden zum Ausfüllen, um sich dabei über ihre eigene Lage Gedanken machen. Annika Hof zum Berge sagt: „Später schaffen sie es auch in 20 Sekunden. Wichtig ist zu sagen, dass die Trainer keinen Einblick in die Antworten bekommen und ich natürlich der Schweigepflicht unterliege.“ Im Verlauf der Wochen und Monate könne man anhand der Fragebögen Tendenzen erkennen, Tipps geben oder helfend eingreifen.
Kompetenzen schärfen
Annika Hof zum Berge erklärt: „Nicht alle Sportler sind gleich. Wir wollen ihnen helfen, sich in ihrer Persönlichkeit auf und abseits des Platzes zu entwickeln. Dabei ist wichtig, ihre Kompetenzen zu schärfen, die ihnen und auch ihrem Team weiterhelfen können. Alexander Richter, der Leiter des Talentwerks erkennt einen großen Mehrwert: „Ich freue mich, dass wir vermehrt an wichtigen Bereichen wie Mentalität und Selbstauffassung arbeiten können - wie gehen die Jungs auf den Platz und was denken sie in diesen Momenten?“
Annika Hof zum Berge, die seit acht Jahren in Bochum lebt, ist selbst im Sport verwurzelt. Als 7-Jährige wurde sie Judoka in Rauxel. Dem Judo ist sie noch heute eng verbunden: so oft sie kann als Wettkämpferin in der Mannschaft des 1. JJJC Dortmund oder in ihrem Heimverein der SU Annen in Witten. Vor allem aber als Funktionärin. Sie ist stellvertretende Jugendleiterin des Nordrhein-Westfälischen Judo-Verbandes und fungiert dort als Ansprechpartnerin im Kinder- und Jugendbereich.
Annika Hof zum Berge (r) und Charline Gerwert schafften 2007 die Qualifikation zur U17-Westdeutschen Meisterschaft. © Judoka Rauxel
Eine diplomatische Antwort hat Annika Hof zum Berge auf die Frage, ob sie denn VfL-Bochum-Fan sei, parat. Sie sagt: „Wenn man in Bochum studiert, hat man natürlich auch Sympathien zum VfL. Als Kind des Ruhrgebiets hält man aber gewiss zu allen Vereinen hier.“
Sie ist auch der Coach der Trainer
Als eines der ersten Gespanne lernte Annika Hof zum Berge zunächst die U19-Trainer Matthias Lust und den aus Castrop-Rauxel stammenden Marc Kruska kennen. Auch bei ihnen wird sie ein weiteres Motto anwenden: „Coach The Coach“. Auf Deutsch: „Betreue den Trainer“.
Unter anderem möchte sie allen VfL-Übungsleitern, wenn nötig, helfen, ihre Arbeit deutlich von der Freizeit abzugrenzen. Annika Hof zum Berge meint: „Es ist wichtig am Abend auch mal abzuschalten und vielleicht nicht noch eine weitere Videoanalyse zu starten.“ Denn nur ein fitter und gesunder Trainer helfe seiner Mannschaft richtig weiter.
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