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Ohne Wasser geht nichts: Der Corona-Lockdown bremst den Schwimmsport vollkommen aus
Schwimmen
Der Schwimmsport ist im Corona-Lockdown ein spezielles Thema. Fußballer können zur Not für sich mit dem Ball auf der grünen Wiese oder im Keller trainieren. Doch wer hat schon ein Schwimmbecken?
Das Hallenbad hat die Stadtverwaltung Castrop-Rauxel wegen Corona geschlossen. Die Schwimmsportler sitzen seit dem 1. November 2020 auf dem Trockenen. Das wird wohl länger so bleiben.
Prognose: Erst im April wieder im Wasser
„Ich rechne nicht damit, dass wir vor Ostern ins Wasser kommen. Sollte ich mich irren, würde ich das gerne eingestehen“, sagt Gert Krause-Joseph, Trainer Wettkampfsport beim SV Poseidon Castrop-Rauxel. Der Slogan auf der Vereins-Homepage „Schwimmen mit purer Leidenschaft“ klingt da fast schon wie blanker Hohn.

Gert Krause-Joseph vom SV Poseidon. © Archiv
„Alle schwimmerischen Aktivitäten ruhen - nichts geht mehr bei uns“, so Krause-Joseph. Wie sollte es anders sein - ohne Schwimmbecken? Der zweite Lockdown trifft den Schwimmsport wegen seiner zeitlichen Länge sogar härter als der erste im März 2020. Wenngleich auch der hart war. Da selbst nach den Lockerungen fast alle Schwimm-Wettkämpfe abgesagt wurden. „Ich wollte unsere Wettkampf-Mannschaft auch keinem Risiko aussetzen und habe freiwillig auf die wenigen Sommer-Meetings verzichtet“, erklärt der Poseidon-Trainer.
Daher blieb es bis zum heutigen Tag für die Poseidon-Wettkampf-Mannschaft bei drei Kräftemessen mit anderen Vereinen zu Beginn des Jahres 2020 beim 6. Neujahrsschwimmen in Witten (6. Februar), dem 17. Internationalen Langstreckenmeeting in Bochum (7. Februar) und dem 28. Shorty-Schwimmen in Dorsten (20. Februar). Von allen wurde Edelmetall heim gebracht. Besonders erfolgreich war beim Bochumer Langstreckenmeeting Celina Wieberg mit fünfmal Gold. Dann stoppte der erste Lockdown alle Aktivitäten.

Jahrelang gab es Hochbetrieb im Hallenbad an der Bahnhofstraße. © ATH (Archiv)
Auf die Chance, wieder ins Wasser zu dürfen, hofft Poseidon-Trainer Gert Krause-Joseph mit der Öffnung der Freibad-Saison: „Wenn das Wetter gut ist, könnte das Mitte Mai so sein. Wenn wir dann wieder in Bahnen trainieren dürfen, ist im Wasser eine Corona-Gefahr so gut wie nicht vorhanden, was bei der Einhaltung der Hygiene-Bestimmung sogar für das gesamte Freibad gilt.“
Trainer fürchtet, dass zwei Jahrgänge verloren gehen
Ob durch die lange Pause ohne Wasser die Bestzeiten der Schwimmerinnen und Schwimmer eingebrochen sein könnten, vermag der Trainer nicht zu sagen: „Das muss sich zeigen.“
Dass viele aus dem Wettkampf-Aufgebot nicht zurückkehren nach dem Lockdown, befürchtet der Poseidon-Trainer nicht. „Es gibt immer eine leichte Fluktuation. Die Gruppe unserer Zehn- bis Zwölfjährigen in zahlenmäßig stark. Es kann sein, dass einige Ältere aufhören, die nach dem Abitur ohnehin aufgehört hätten.“
Viel stärker drücke der Schuh durch die fehlende Schwimm-Ausbildung, da von dort niemand nachrücke in den Wettkampfsport. „Damit gehen ein oder zwei Jahrgänge verloren“, denkt Krause-Joseph.
Ist während des im Corona-Lockdows überhaupt Training möglich? „Jein. Laufen ist keine Alternative. Schwimmen ist Technik, Kraft und Ausdauer“, sagt Krause-Joseph. Dass trotzdem nicht alles brach liegt, bietet Poseidons Co-Trainer Ingo Stadthaus ein Trockentraining per Video-Schaltung an.
Diese Übungen machen die Jungen und Mädchen im eigenen Wohnzimmer nach. „Ingo Stadthaus kommt vom Triathlon und bereitet so auch elf Mitglieder auf einen Triathlon im September in Ratingen vor“, sagt Trainer Krause-Joseph, der sich das Video-Training als stiller Beobachter anschaut.
Positiv: Der SV Poseidon Castrop-Rauxel gerät durch den Corona-Lockdown nicht in Existenznot. „Wir haben zwar keine Einnahmen - aber auch kaum Ausgaben“, weiß der Trainer. Die größten Ausgabeposten seien Helfer an den Bahnen bei eigenen Meetings und Meldegebühren bei Schwimmfesten anderer Vereine. „Die fallen jetzt alle weg.“
Der SV Poseidon erhebt seit einem halben Jahr keine Mitgliedsbeiträge mehr. „Wir erbringen keine Leistung, folglich müssen die Mitglieder nicht zahlen“, so Gert Krause-Joseph. Der SV Poseidon hofft jedoch, dass nach der Stadtverwaltung (Sportstättennutzungsgebühr) bald auch der Westdeutsche Schwimm-Verband (WSV) die Vereins-Abgaben kippt oder storniert.
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.