
© Stephan Schuetze
Oberliga-Trainer hat keine Lust mehr und geht, weil der Kader nicht konkurrenzfähig sei
Fußball-Oberliga
Auch im Amateurfußball ändern sich Dinge häufig blitzschnell. Manchmal dauert es sogar nur vier Monate, dass ein neu eingestiegener Trainer bereits wieder das Handtuch wirft.
Trainer kommen, Trainer gehen. Das ist ein ganz normaler Prozess im Fußball. Dass ein erst kürzlich eingestiegener Coach wieder das Handtuch wirft, ist dennoch selten. Aktuell passiert ist das bei einem Oberligisten.
Für den zurückgetretenen Christian Knappmann ist Trainer David Zajas erst Anfang Oktober 2021 bei Westfalia Herne eingestiegen. Nun warf Zajas in dieser Woche schon wieder das Handtuch. Der Grund: Die Mannschaft sei nicht konkurrenzfähig nach den defensiven Winter-Abgängen von Dacain Baraza (SV Straelen) und Nico Lübke (VfB Homberg) sowie der Abmeldung von Kapitän Nick Jünemann, der am Sonntag bereits für Wacker Obercastrop gespielt hat. Dies hat der 38-Jährige gegenüber Sportvorstand Michele Di Bari angegeben.
Zajas sieht den Kader als nicht konkurrenzfähig an
Zajas: „So viele Stammspieler zu verlieren in der Winterpause war nicht zu erwarten. Diese Abgänge konnten nicht durch Neuverpflichtungen aufgefangen werden.“ Wenn alle Spieler geblieben wären, hätte es für Zajas keinen Grund gegeben, bei Westfalia zu kündigen: „Ich denke, dass wir trotz der nur sechs Punkte mit dem alten Spielerstamm gute Chancen gehabt hätten, den Klassenerhalt zu schaffen.“

David Zajas ist nicht mehr Trainer von Westfalia Herne. © imago images/Otto Krschak
Di Bari fiel aus allen Wolken: „Der Ausstieg unseres Trainers kam völlig überraschend. Wir hatten für Mittwoch dieser Woche noch einen Termin vereinbart, um über neue Spieler zu reden, die wir verpflichten müssen. Dann kam Zajas‘ Ausstieg.“ Ein bis zwei Innenverteidiger benötige der Oberligist dringend.
Westfalia Herne ist auf der Suche nach einem neuen Coach
David Zajas hatte Westfalia Herne bei dessen Verpflichtung zugetraut, die junge Mannschaft weiterzuentwickeln. Erfahrungen im Trainer-Geschäft brachte er mit als Co-Trainer bei Wattenscheid 09 sowie als „Chef“ bei Westfalenligist DJK TuS Hordel und aus der A-Jugend-Bundesliga beim Wuppertaler SV.
Das Training bei der Westfalia leitet aktuell nun Co-Trainer Danny Voss. Ein neuer Chef-Trainer ist noch nicht gefunden worden. „Es haben sich aber einige Trainer bei mir gemeldet. Es laufen auch schon Gespräche. In der Kürze der Zeit ist aber noch keine Entscheidung gefallen. Es könnte auch eine interne Lösung geben“, erklärt Di Bari den Ist-Zustand in der Trainerfrage.
Di Bari selbst schließt für sich aus, neben dem Job als Sportvorstand auch den des Trainers zu übernehmen: „Stand jetzt werde ich nicht der neue Trainer. Ich habe genug zu tun mit den aktuellen Planungen und denen für die Zukunft von Westfalia Herne.“ Jeder Tag habe schließlich nur 24 Stunden. „Ein paar Stunden mehr wären jetzt ganz schön“, so Di Bari.
Wer auch immer neuer Trainer bei Westfalia Herne wird, er tritt ein „kleines Himmelfahrts-Kommando“ an beim Tabellenletzten der Oberliga. In dieser Liga geht es nach einer einfachen Runde mit der Teilung in eine Auf- und Abstiegs-Gruppe mit zehn und elf Klubs weiter. Absteigen müssen fünf Klubs. Sollte aus der Regionalliga ein Verein in die Oberliga Westfalen runter kommen, erhöht sich dort die Absteiger-Quote sogar auf sechs.
Westfalia Herne hat neun Punkte Rückstand auf das rettende Ufer
Bei nur sechs Punkten in 15 Spielen ist der Abstand von Westfalia Herne zum aktuell ersten Nichtabstiegsplatz groß: Victoria Clarholz hat bereits 15 Punkte. Bis zu den Playdowns könnte dieser Herner Rückstand bei der momentanen Personal-Situation sogar noch größer werden in den verbleibenden fünf Vorrunden-Spieltagen. Am 20. Februar endet die Winterpause für Westfalia Herne mit dem Heimspiel gegen den ASC Dortmund.
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.