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Nationalmannschaft möchte vor EM in Castrop-Rauxel trainieren - Stadt sucht nach Lösung
Sport und Corona
Nur Corona steht noch im Weg. Die Nationalmannschaft der Korfballer steht in den EM-Startlöchern und möchte in Castrop-Rauxel trainieren. Die Hürden dazu versucht die Stadtverwaltung aus dem Weg zu räumen.
Während der Amateursport daniederliegt, können trotz der Corona-Pandemie Profi-Sportler und Nationalmannschaften trainieren. Solch ein Training soll in Castrop-Rauxel stattfinden. Zur Vorbereitung auf eine Europameisterschaft. Wegen der Bundes-Coronabremse scheinen der Stadtverwaltung die Hände gebunden zu sein.
Castrop-Rauxel hat sich an Düsseldorf gewandt
Im Mai möchten sich jene Castrop-Rauxeler, die zum Kader der deutschen Korfball-Nationalmannschaft gehören, auf die EM im Oktober in Antwerpen (Belgien) vorbereiten. Dazu wollen Kapitän Lea Sander (KV Adler Rauxel) und ihre Mitstreiter nicht die und riskanten und weiten Fahrten nach Bergisch Gladbach antreten, wo sich die Korbjäger aus dem Rheinland treffen werden.

Lea Sander (am Ball) vom KV Adler Rauxel ist Spielführerin der deutschen Korfball-Nationalmannschaft. © Jochen Schittkowski (DTB)
Daher haben die heimischen Korfballer ins Auge gefasst, in Castrop in der ASG-Sporthalle oder in der Sporthalle der Willy-Brandt-Gesamtschule zu trainieren - ohne Kontakt und mit negativem Corona-Test.
Uta Stevens vom Presseamt im Castrop-Rauxeler Rathaus erklärt: „Ein Training in der ASG- oder der WBG-Halle kann nicht genehmigt werden.“ Denn nach dem Infektionsschutzgesetz und der Coronaschutzverordnung (§9 Abs. 4 Nr. 3) des Landes NRW sei es zwar erlaubt, dass Bundeskader trainieren dürfen. Stevens: „Dieses Training darf aber nur an offiziellen nordrhein-westfälischen Bundesstützpunkten, Landesleistungsstützpunkten und an verbandszertifizierten Nachwuchsleistungszentren stattfinden.“
Einen solchen Stützpunkt gibt es für die Korfballer in Castrop-Rauxel nicht. Stevens: „Daher kann leider das Training nicht genehmigt werden. Zu dieser Problematik wurde das Land bereits angeschrieben. Bisher hat die Stadtverwaltung jedoch noch keine Rückmeldung erhalten.“
Jochen Schittkowski (Schweriner KC), Teammanager des DTB-Teams, berichtet: „Der Weg zur Stützpunkt-Halle des Westfälischen Turnerbundes in Hamm ist für uns zu weit. Ich hatte auch Anfragen an den Verband gestellt, ob es Stützpunkt-Hallen in Dortmund oder Bochum gibt. Noch habe ich keine Antworten.“
Es war die größte Überraschung, die einer deutschen Korfball-Nationalmannschaft je gelungen ist: Im Herbst 2018 feierte das Team des niederländischen Trainers Wilco van den Bos den Gewinn der Silbermedaille bei der Europameisterschaft. Die deutschen Korbjäger waren am zum ersten Mal überhaupt in ein EM-Finale eingezogen. Das war in der Vergangenheit überwiegend Weltmeister Niederlande und seinem Erzrivalen Belgien vorbehalten.
Die Deutschen gewannen in der Runde der besten Vier mit 20:10 gegen Portugal. Die deutliche Endspielniederlage gegen die Niederlande (8:21) in Antwerpen war zu verschmerzen. Die Mega-Überraschung den heimischen Korbjägern durch den 20:18-Sieg gegen Belgien und somit Platz eins in der Vorrundengruppe vor dem Favoriten gelungen.

Der Niederländer Wilco van den Bos ist Trainer der deutschen Nationalmannschaft der Korfballer. © Jens Lukas
Ein Wiedersehen mit den Belgiern soll es bei der EM 2021 ab dem 25. Oktober geben. Die Auslosung der Vorrundengruppen ergab zudem, dass das Team des Deutschen Turner Bundes (DTB) die Klingen mit der Tschechischen Republik und Katalonien kreuzt. Die Deutschen gehen zunächst den Niederlanden, Portugal, England und Ungarn aus dem Weg.
Ein Training in Gruppe sei enorm wichtig als EM-Vorbereitung, betont Wilco van den Bos: „Es hat zwar der eine oder andere Spieler einen Korfball-Korb im Garten und hält sich mit Laufen fit - aber das ersetzt kein Korfball-Training.“ Wichtig im Korfball sei, Eins-Gegen-Eins-Duelle zu üben - und alle Drehungen mit oder gegen den Ball immer wieder auszuführen.
Van den Bos ist Optimist („Im Sommer sind wir alle geimpft“) und hat bereits ein Trainingslager für den September geplant. Dann soll das DTB-Team im Nijmegen (Provinz Gelderland) im Osten der Niederlande stationiert werden. Wilco van den Bos: „Ich habe bereits gute Gegner für Testspiele für unsere Mannschaft gefunden, die in der Hauptklasse spielen - auf unserem Niveau.“
Aber auch Duelle mit Teams aus der 1. deutschen Liga, der Regionalliga, möchte der Coach absolvieren: „Adler Rauxel, der Schweriner KC, TuS Schildgen und Pegasus Rommerscheid sind auch ideal für uns als Gegner.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
