Christian Eriksen von Dänemark (auf dem Boden) wird nach seinem Kollaps im EM-Spiel gegen Finnland medizinisch behandelt. Seine Mitspieler bilden einen Sichtschutz und sind zugleich fassungslos. © picture alliance/dpa/Lehtikuva

Fußball-EM

Nach Drama um Eriksen: Was würden Castrop-Rauxeler Klubs im Notfall tun?

Die Fußball-EM hatte im dritten Spiel den ersten schockierenden Moment, als der Däne Christian Eriksen reanimiert werden musste. Was wäre, wenn so etwas im Amateurfußball passieren würde?

Castrop-Rauxel

, 14.06.2021 / Lesedauer: 3 min

Das schockierende Drama um den dänischen Fußballer Christian Eriksen im EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland (0:1) hat wieder ins Bewusstsein der Menschen gebracht, dass selbst trainierte Sportler - egal in welcher Sportart - nicht gefeit sind von einem plötzlichen Kollaps. Im Rahmen einer Europameisterschaft sind sofort Ärzte und technisches Gerät im Stadion.

Schwerin hatte einen Defibrillator

Wie aber schaut es auf den Sportplätzen der Amateurfußballer in solch einem Fall mit der medizinischen Erstversorgung aus?

Peter Wach, Geschäftsführer des Bezirksligisten Spvg Schwerin, sagt dazu: „Beim Amateurfußball gibt es keine optimale Lösung dafür, wenn so etwas wie im Kopenhagener Stadion passieren würde.“ Allein schon die technischen Geräte stünden nicht nicht zur Verfügung, so Wach.

Die Spvg Schwerin habe zwar mal einen Defibrillator gehabt, der bei einem Herzstillstand lebensrettend sein kann. Das Gerät wurde aber wieder abgegeben, da Schindluder damit getrieben worden sei. „Nach den erschütternden Bildern bei der Reanimation von Christian Eriksen ist es aber eine Überlegung wert, doch wieder einen Defibrillator anzuschaffen“, so Peter Wach.

Einen AED-Defribrillator hatten die Fußballer in der Vergangenheit im Vereinsheim. Dieses haben sie wieder abgegeben - und denken über eine erneute Anschaffung nach. © picture alliance / dpa

Der Schweriner Funktionär erinnert sich, dass auf dem Parkplatz vor dem Schweriner Sportplatz am Grafweg auch schon einmal ein Fan zusammengebrochen sei - und von Sonja Dinter und einem Spieler der zweiten Mannschaft erfolgreich reanimiert wurde.

Jimmy Thimm, Trainer des Landesligisten FC Frohlinde mit B-Lizenz, erklärt: „Grundsätzlich wird von jedem Trainer mit einer B-Lizenz auch ein Erste-Hilfe-Kurs verlangt.“ Er selbst wisse also, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem plötzlichen Kollaps ergriffen werden müssten - vom Anruf für den Rettungswagen über die stabile Seitenlage etc. beim kollabierten Spieler.

Und Thimm appelliert: „Jeder Trainer, der Verantwortung trägt, sollte sich in Erste-Hilfe-Kursen ständig weiterbilden.“ Damit sei er dann auf alles vorbereitet, was bestenfalls jedoch niemals eintreten möge.

Tino Westphal, Trainer des Bezirksligisten SG Castrop, befürchtet: „Bei keinem Amateurspiel wäre der Eriksen-Kollaps so glimpflich ausgegangen wie in diesem EM-Spiel.“ Allein die medizinische Technik, die sofort bei dem Spieler war, sei beeindruckend gewesen.

Als Sicherheitsbeauftragter auf seiner Arbeitsstelle fühlt sich Westphal so gut geschult, dass er eine Herzmassage durchführen kann. „Unser Feuerwehrmann Fabian Leinhäuser ist sogar noch besser geschult darin, was bei Ersthilfe-Maßnahme wichtig ist“, weiß Westphal.

Björn Brinkmann, Trainer des A-Kreisligisten SuS Merklinde, sieht bei einer Situation wie im EM-Spiel beim kolabierten Christian Eriksen „viele Amateurvereine vor einem Rätsel stehen“. Sollte so etwas tatsächlich einmal passieren im Amateurfußball, könne man eigentlich nur hoffen, dass dann ein Feuerwehrmann, Rettungssanitäter oder Arzt im Stadion ist, denkt Brinkmann.

Auch fehlten jedem Amateurverein ja schon die technischen Geräte für eine Reanimation. Brinkmann: „Amateurvereine, egal in welcher Sportart, sind in keinsterweise in der Lage, auf eine Situation wie im Kopenhagener EM-Spiel optimal reagieren zu können.“

Auch Steffen Golob, Co-Trainer beim Westfalenligisten SV Wacker Obercastrop, hat im TV das Drama um Christian Eriksen gesehen. Tags darauf sagte er: „Bei der Fahrt zu unserem Trainingsauftakt habe ich unseren Vorsitzenden Martin Janicki angerufen und mit ihm darüber gesprochen, dass wir uns einen Defibrillator anschaffen sollten.“

Das Thema Erste-Hilfe sei wieder wachgerufen, meint Golob, und solle in seinem Verein auch angepackt werden. Durch seine berufliche Verbindung zum medizinischen Bereich kann Janicki womöglich eine Ausrüstung beschaffen, so Steffen Golob: „Und in Bastian Fritsch, der Ausbilder bei der Feuerwehr ist, haben wir in unserem Kader einen Mann, der beim Thema Lebensrettung Erfahrung hat.“

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