Fußball

Junger Westfalenliga-Torhüter aus Castrop-Rauxel beendet Karriere - für eine andere Laufbahn

Wenn ein 21-jähriger Westfalenliga-Torhüter sich nach einer Saison mit viel Einsatzzeit entschließt, nicht mehr die Handschuhe anzuziehen, klingt das ungewöhnlich. Der Castrop-Rauxeler Niklas Simpson hat es dennoch gemacht.

Castrop-Rauxel (CAR)

, 21.07.2022 / Lesedauer: 3 min

Mit 21 Jahren nimmt eine Fußballer-Laufbahn eigentlich erst richtig Fahrt auf. Die des Castrop-Rauxelers Niklas Simpson hatte das längst getan. Er war Torhüter in der Westfalenliga - beim DSC Wanne, einem Spitzenklub in dieser Spielklasse. Im Kreispokal-Finale 2020 hatte Niklas Simpson Wacker Obercastrop allein zur Verzweiflung getrieben, als er mit sensationellen Paraden im 120-Minuten-Krimi und im Elfmeterschießen die DSC-Fußballer fast im Alleingang zum 6:5-Sieger machte.

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Niklas Simpson ist seit seinem 15. Lebensjahr Schiedsrichter

Im August 2021 sah Simpson dann im Kreispokalspiel beim SuS Merklinde die Rote Karte. War das etwa die Initialzündung, die Seiten vom Torwart zum Schiedsrichter zu wechseln? „Nein, ganz bestimmt nicht. Diesen Gedanken gab es bei mir längere Zeit - damals habe ich das eben umgesetzt“, sagt der Jura-Student.

Für einen, der es schaffen möchte, als Schiedsrichter in höhere Ligen aufzusteigen, sei das mit 21 Jahren fast die letzte Chance, erklärt Simpson. Seitdem er 15 Jahre alt ist, war der nun Ex-Torwart nebenbei als Schiedsrichter unterwegs. Zum Warum sagt Simpson: „Das hat mir immer viel Spaß gemacht.“

Niklas Simpson leitete im Juli 2022 das Testspiel des Westfalenligisten Wacker Obercastrop bei den SF Wanne. © Jens Lukas

Wegen fehlender Zeit am Sonntag, hatte er samstags halt Jugendspiele gepfiffen. „Gregor Werkle hat sich bei meinen Einsätzen immer sehr kooperativ gezeigt“, lobt Simpson den Vorsitzenden des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses ausdrücklich.

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In der neuen Saison pfeift der noch 21-Jährige in der Bezirksliga. Sein Ziel: „Ich will mit guten Leistungen auf mich aufmerksam machen.“ Wenn das bis zum Ende der Saison klappen sollte, erfolgt im besten Fall der Aufstieg in die Landesliga - was nicht einfach ist. Dort gibt es nur wenige freie Plätze für viele Kandidaten aus allen westfälischen Fußballkreisen.

„Spiele in der Bezirksliga sind für Schiedsrichter schwierig. Dort muss man alles allein regeln. Ab der Landesliga wird es mit Assistenten an der Linie etwas leichter“, weiß Simpson aus Erfahrung, da er mehrfach mit Gespann Spiele gepfiffen hat. Zuletzt beim Testspiel von Landesligist SF Wanne gegen Westfalenligist Wacker Obercastrop.

Als Schiedsrichter möchte Niklas Simpson „so hoch wie eben möglich aufsteigen“. Die Oberliga sei da schon eine tolle Sache. An die Regionalliga oder gar Bundesliga verschwendet der 21-Jährige keine Gedanken. „Das ist alles noch viel zu weit weg. Um letztlich als Schiedsrichter im Profifußball anzukommen, dafür müssen ganz viele Dinge passen.“

Der letzte Bundesliga-Referee aus dem heimischen Fußballkreis war Thorsten Kinhöfer. Aktuell pfeift der Castrop-Rauxeler Leonidis Exuzidis am höchstklassigsten in der Regionalliga - und ist Assistent in der 3. Liga. In der Frauen-Bundesliga ist die gebürtige Catsrop-Rauxelerin Nadine Westerhoff als Schiedsrichterin aktiv.

Wenn ein junger Torwart plötzlich entscheidet, nur noch Schiedsrichter zu sein, was sagt sein Trainer dazu? Wie reagierte Coach Sebastian Westerhoff vom DSC Wanne darauf? Simpson erzählt: „Sebastian war nicht begeistert, hat meinen Entschluss aber professionell aufgenommen. Er hat mir nur gesagt, dass ich das der Mannschaft verkünden muss.“

Der Ex-Frohlinder Daniel Schultz war in einem engen Rennen von Trainer Westerhoff zur Nummer Eins beim DSC ernannt worden. Laut Niklas Simpson hatte das keinen Einfluss darauf, dass er die Torwart-Handschule ausgezogen hat. Im Gegenteil: „Ich hatte Angebote aus der Oberliga. Auch beim DSC hätte ich es mir einfach machen können, mich auf die Bank gesetzt und weiter die Aufwandsentschädigung kassiert.“

Niklas Simpson (M) spielte in jungen Jahren bei der SG Castrop und wurde zum Beispiel mit den E-Junioren Stadtmeister. © Jens Lukas

Das wollte der 21-Jährige nicht: Simpson setzte lieber voll auf die Karte Schiedsrichter. „Rein finanziell gesehen wäre für mich als Student die einfachere Lösung gewesen, beim DSC zu bleiben.“ Für das Studium sei es aber besser, nicht mehr viermal pro Woche trainieren und sonntags spielen zu müssen, sieht Niklas Simpson einen weiteren positiven Aspekt darin, als Schiedsrichter nun mehr Zeit fürs Jura-Studium zu haben.

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