In Castrop-Rauxel Der Täter, dem das Topspiel-Derby zum Opfer fiel, wurde nie gefasst

In Castrop-Rauxel: Der Täter, dem das Topspiel zum Opfer fiel, wurde nie gefasst
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1998 stand ein Spitzenspiel der Fußball-Kreisliga A auf dem Spielplan. Der VfR Rauxel, damals Dritter, sollte den Spitzenreiter SV Wacker Obercastrop empfangen. Aus dem Duell wurde nichts. Nicht etwa weil die Stadtverwaltung oder der Schiedsrichter die Rasenfläche im Rauxeler Waldstadion an der Vördestraße für unbespielbar erklärten. Der Grund dafür kam am Sonntagmorgen zum Vorschein.

Tor im Rauxeler Stadion war angesägt und umgeknickt

Eines der beiden Tore auf dem VfR-Platz war am Pfosten angesägt und abgeknickt worden. Unsere Redaktion berichtete darüber. Der Artikel war überschrieben mit den Worten: „Torbruch verhinderte Top-Spiel in Rauxel.“ Das Foto darüber zeigte den Rauxeler Vorsitzenden Wilfried Hermann (im Januar 2010 verstorben) und den Kassierer Günter Zentgraf mit dem „Corpus Delicti“. Es war deutlich zu sehen, dass sich jemand mit einer Eisensäge an dem Gestänge zu schaffen gemacht hatte.

VfR-Trainer Uwe Esser (l) und Stürmer Thilo Schlüsener.
VfR-Trainer Uwe Esser (l) und Stürmer Thilo Schlüsener. © Jens Lukas

Fleisch wurde in der Siedlung in Rauxel verschenkt

Damals wurde Rauxels Trainer Uwe Esser mit den Worten zitiert: „Wir sind ziemlich verärgert. Wir wollten gerne spielen. Solange ich in Rauxel spiele und trainiere, habe ich so etwas noch nicht erlebt.“ Mit Ausnahme von Keeper Ingo Kahlmeyer hätte er seine Bestbesetzung aufbieten können.

Finanzielle Einbußen hatte der VfR auch zu beklagen: Bereits drei Heimspiele waren durch diesen Vorfall ausgefallen. Der Erlös aus den Eintrittsgeldern und den Imbiss fehlten. Das für die Begegnung mit Obercastrop aufgetaute Fleisch mussten die Rauxeler gar an die Vereinsmitglieder und Anwohner verschenken.

Tor in Herne wurde vorher zerstört

Kurios war: Wacker Obercastrop war acht Wochen zuvor schon einmal von einem Pfostenbruch betroffen. Damals war beim RSV Herne-Holthausen ein Tor zerstört worden.

Ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt. Uwe Esser und sein damaliger Stürmer Thilo Schlüsener befragten wir 20 Jahre danach zum Torbruch von 1998. Beide wollten die Wackeraner nicht verdächtigen. Esser war von 2000 bis 2012 Trainer in Obercastrop und sagte jetzt: „Ich habe in all den Jahren immer mal wieder versucht, bei den Wacker-Vereinsmitgliedern zu prockeln und habe gefragt: Wer hat damals das Tor angesägt? Aber dazu konnte mir keiner etwas sagen. Der Täter wurde nie gefasst.“

Keine Mobiltelefone: Trainer Esser konnte seinem Team nicht absagen

Uwe Esser weiß noch, dass er seinem damaligen Rauxeler Team nicht von der Spielabsage berichten konnte. Schnelle Nachrichtenübermittlung per Mobiltelefon gab es damals noch nicht. Esser: „Ich weiß, dass ich damals anstatt des Spiels mit der Mannschaft trainiert habe.“

Die Rauxeler hatten das Glück, dass bereits eine Woche später ein neues Tor im Waldstadion einbetoniert wurde. Zunächst hatte der Sportamtsleiter Winfried Hetzel gedacht, dass es sechs Wochen dauern würde.

Hallenstadtmeisterschaft: VfR unterliegt Wacker in Unterzahl im Endspiel

Tatsächlich zum Spielverderber wurden die Wackeraner für den VfR kurz vor dem Jahreswechsel 1998/99. Da mussten sich die Rauxeler den Wackeranern im Endspiel der Hallenstadtmeisterschaft mit 2:5 geschlagen geben. Hier agierte das Esser-Team nach einer Zeitstrafe und einer Roten Karte in der entscheidenden Phase vor der Pause in Unterzahl. Hätte der VfR gewonnen, hätte er nach 1996 und 1997 den Titel-Hattrick unter dem Hallendach perfekt gemacht.

Rauxel gewinnt Nachholspiel gegen Obercastrop mit 1:0

Das Punktspiel-Duell unter freiem Himmel wurde zu Ostern 1999 im Waldstadion nachgeholt. Dort erzielte Thilo Schlüsener das Tor des Tages zum 1:0 kurz vor der Halbzeitpause. Der Goalgetter erinnert sich und erklärt: „Ich habe per Abstauber als Seitfallzieher getroffen, nachdem Martin Pohl nach einer Ecke den Ball an den Pfosten gesetzt hat.“ Da Wacker-Keeper Andreas Scarale dem Pfostenschuss vergeblich nacheilte, hatte Schlüsener leichtes Spiel, aus sechs Metern frei vor dem Tor einzunetzen.

Ein ruppiges Duell sei das Nachholspiel gewesen, sagt Schlüsener. Viele harte Fouls seien nichtmals mit Gelben Karten geahndet worden. Kein Kind von Traurigkeit sei sein Gegenspieler Günther George gewesen. Aber auch Schlüsener selbst agierte nicht durchweg fair. Er sagt: „Ich habe mich an diesem Tag auch zu einem Foul hinreißen lassen.“ Aus dem Rauxeler Lager war zudem zu hören, dass die Obercastroper einige filmreife Schwalben auf den Rasen legten, um Freistöße einzuheimsen.

Thilo Schlüsener hatte das richtige Näschen

Eigentlich war die SG Castrop der Stammverein von Thilo Schlüsener. Dort legte er Mitte der 90er-Jahre ein Sabbat-Jahr ein und war im Sommer 1998 Zaungast des entscheidenden Kreisliga-A-Spitzenspiels zwischen dem späteren Meister VfB Habinghorst und dem VfR Rauxel (0:0). Schlüsener erklärt rückblickend: „Damals habe ich mir gesagt: Wenn Du mit einer Mannschaft noch einen Aufstieg schaffen willst, klappt das wahrscheinlich mit Rauxel. Danach habe ich mich mit Uwe Esser in Rauxel getroffen und alles dingfest gemacht.“

Schlüsener hatte das richtige Näschen: Der VfR Rauxel stieg tatsächlich auf. Und auch bei der Kür der Esser-Truppe spielte wieder der SV Wacker eine Rolle. Denn die Rauxeler machten ihr Meister-Stück im Rückspiel auf dem damaligen Ascheplatz an der Schillerstraße unweit des Stadtgartens. Dort hatte Mohammed Allali das Goldene Tor erzielt. Ihren Bezirksliga-Aufstieg feierten die Rauxeler mit einer La-Ola-Welle an der Mittellinie.

Das Team deklariert Esser noch heute als außerordentlich. Er meint: „Nicht von ungefähr haben Spieler wie Gordon Schwarze den VfB Habinghorst später in die Landesliga geführt und dort stark aufgespielt.“

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