
© Hermann Klingsieck
FLVW-Multi-Funktionär Overwien hat eine klare Meinung zum Thema „Saisonabbruch“
Fußball und Corona
Gefühlt fallen immer mehr Fußballspiele in Westfalen wegen Corona-Verdachtsfällen und Erkrankten in den Teams. Ein Verbands-Funktionär ordnet die aktuellen Zahlen ein.
Die Wellen schlagen hoch in dieser Frage: Soll die Fußball-Saison in Westfalen auf Grund der Corona-Zahlen und Spiel-Absetzungen schon jetzt unterbrochen werden? Oder ist es klüger, die weitere Entwicklung zunächst im Blick zu behalten, um dann erst bei einer weiteren Steigerung der Spielabsetzungen zu reagieren?
„Für alles eine Lösung parat“
„Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen hat Lösungen parat für alles, was da kommen könnte“, weiß Klaus Overwien, der dreifacher Staffelleiter im fußballerischen Corona-Hotspot Ruhrgebiet (Landesliga 3, Bezirksliga 9 und 14) und Mitglied des Verbands-Fußball-Ausschusses ist.
Overwien sagt deutlich: „Bei jedem noch so kleinen Corona-Verdacht sage ich in meinen Staffeln die Spiele ab, was ich auch beim FLVW klar formuliert habe. Der Verbands-Fußball-Ausschuss-Vorsitzende Reinhold Spohn sieht das ebenso.“ Wie die Ständige Konferenz darüber denkt, darüber wurde am Donnerstag (22. Oktober) intensiv geredet.
Der Blick auf die Corona-Spiel-Absagen oberhalb der Kreisliga A am Sonntag, 18. Oktober, verrät: Wenn man die Bezirksliga-Staffel 8 ausklammert (mit Spielabsagen durch politischen Entscheidung des kommunalen Kreises Unna), standen von der Oberliga bis zur Bezirksliga in 20 Staffeln 159 Spiele im Männer-Fußball auf der Agenda. Von denen wurden 31 Spiele wegen eines Corona-Falls oder -Verdachts von den Staffelleitern abgesetzt. Im Frauenfußball war die Quote von der Verbandsliga bis zur Bezirksliga in elf Staffeln mit neun Absetzungen bei 74 Spielen sogar niedriger. Sind solche Zahlen überhaupt ein Grund, schon in Panik zu verfallen und über eine Saison-Unterbrechung für eine gewisse Zeit nachzudenken?
Noch drei Wochen warten
„In Deutschland neigen viele Menschen zu Extremen. Vor sechs bis acht Wochen waren alle heilfroh, wieder Fußball spielen zu dürfen unter Corona-Auflagen - jetzt rufen viele wegen der gestiegenen Corona-Spielabsetzungen schon nach einer sofortigen Saison-Unterbrechung. Sinnvoller wäre es, über zwei, drei Wochen die Entwicklung genau im Blick zu behalten, um dann eine Entscheidung zu treffen“, sagt Overwien.
Da jede Corona-Spielabsetzung eine zu viel ist, ist es letztlich keine leicht zu beantwortende Frage, wie weiter vorgegangen werden soll. Zumal es am 18. Oktober in sieben der 20 Männer-Staffeln überhaupt keine Ausfälle gab. Bei 31 Spielabsetzungen betrafen zudem zwölf das Ruhrgebiet, so dass für den gesamten weiteren westfälischen Raum nur 19 zu verzeichnet wurden. Ist es bei solchen Zahlen gerechtfertigt, für ganz Westfalen einen Fußball-Lockdown zu fordern? In einigen Fußballkreisen sieht das anders aus. So auch in Recklinghausen, wo die Spiel-Absetzungen am 18. Oktober viel höher waren.
Corona-Dokumente kommen jetzt immer langsamer
Unzweifelhaft ist: Gesundheit geht vor Fußball. Die aktuellen Corona-Spielabsetzungen sind kein Grund, sofort in Panik zu geraten - die Alarmglocken dürfen aber nicht überhört werden. Zumal es für die Staffelleiter immer schwieriger wird, nach Spielabsagen an die Corona-Dokumentationen dafür zu gelangen. Nicht weil die Vereine schludern, sondern weil die Kommunen bei den gestiegenen Testzahlen nicht nachkommen mit den einzelnen Dokumentationen. „Da sind wir Staffelleiter bei Absagen inzwischen auch auf guten Glauben und unsere eigene Menschenkenntnis angewiesen“, so Overwien.
Bis Donnerstag-Mittag lagen Overwien in der Bezirksliga 9 die beiden Spielabsetzungen beim FC Castrop-Rauxel und der Spvg Schwerin vor, da bei Mengede und TuS Stockum mehrere Spieler positiv auf Corona getestet sind. Bei Viktoria Kirchderne steht der Test eines Spielers aus, sodass die SG Castrop dort noch spielt. In der Landesliga 3 gibt es neben der Absetzung von DJK Wattenscheid gegen SuS Kaiserau laut Overwien „nur noch eine Baustelle beim SV Wanne 11“. Das Spiel des FC Frohlinde bei Viktoria Resse sei nicht gefährdet, sagt der Staffelleiter, der überzeugt ist: „Es werden wohl noch einige Spiel-Absetzungen dazu kommen.“
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
