Ein Experte mahnt: Vorsicht ist geboten bei den ersten Trainingseinheiten nach dem Lockdown. © Jens Lukas

Fußball

Experte verordnet Trainern und Sportlern angezogene Handbremse beim Re-Start

Aktuell werden die Beschränkungen durch die Coronaschutzbestimmung gelockert. Dadurch können Mannschaftssportler wieder in Gruppen trainieren. Ein Sportmediziner warnt: „Von Null auf 100 geht weniger denn je.“

Castrop-Rauxel

, 12.10.2022 / Lesedauer: 3 min

Mit einem Blick - oder spätestens nach wenigen Minuten - ist auf den Sportplätzen zu erkennen: Der Zustand der Sportler nach der monatelangen Pause ist höchst unterschiedlich. Während so manch einer die spiel- und trainingsfreie Zeit genutzt hat, um sich individuell fit zu halten, schwingen bei vielen Anderen die zusätzlichen Pfunde bei jeder Bewegung mit.

Realistische Selbsteinschätzung ist enorm wichtig

Daher gilt: So unterschiedlich wie sich der Fitnesszustand aktuell darstellt, muss auch der Trainingsplan aussehen. Das sagt Mirko Kuhn. Der gebürtige Castrop-Rauxeler ist ausgebildeter Orthopäde mit einer Praxis in Gelsenkirchen.

Die größte Herausforderung für jeden Sportler sei jetzt die realistische Selbsteinschätzung. Das gelte auch für die Bewertung seines Schützlings durch den Trainer, so Sportmediziner Kuhn: „Wer selbst oder als Trainer seine Gruppe jetzt zu wenig individuell in die Belastung einsteigen lässt, der riskiert große Rückschläge“.

Mirko Kuhn ist ausgebildeter Orthopäde und auch in Sportmedizin ein Spezialist. © Jens Lukas (Archiv)

Denn die Überbelastung eines seit Monaten auf Sparflamme laufenden Organismus stehe dem bestmöglichen Trainingseffekt schnell im Wege. Zu groß sei zudem in dem Kontext die Gefahr von Rückschlägen zum Beispiel in Form von Verletzungen.

Fast jeder wisse mittlerweile, dass das Motto „von Null auf 100“ auf allen Ebenen des Freizeit-, Breiten- und Leistungssport nach längeren Pausen vermieden werden müsse, so Mirko Kuhn. Das gelte umso mehr nach der Corona-Zwangspause, die in ihrer Ausdehnung bislang sicher einmalig ist.

Hier gelte auch für im Vergleich gut trainierte Sportler: Selbst wenn die Sehnsucht nach Wett- und Zweikämpfen und intensiven Trainingsphasen z.B. mit dem Ball nach so langer Pause nur allzu verständlich ist, sei es besser, zunächst einige Einheiten „mit angezogener Handbremse“ zu absolvieren. Denn keine Online-Einheit und kein individuelles Einzeltraining könne das Mannschaftstraining ersetzen, betont Mirko Kuhn.

Übungsleiter sollen auf die Euphoriebremse treten

Deswegen sieht Kuhn die Hauptaufgabe bei den Übungsleitern auch darin, etwas auf die Euphoriebremse zu treten: „Niemand hat etwas davon, wenn sich übermotivierte Athleten schon ganz früh nach Ende des Lockdowns mit einer Verletzung in die nächste Zwangspause verabschieden.“

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Der Orthopäde denkt neben den üblichen Sportverletzungen je nach Sportart dabei vor allem an Sehnenbeschwerden an der Achillessehne, der Ferse oder der Schulter. Kuhn: „Am Besten: Man bindet die Einheiten der nächsten Wochen behutsam in ein jetzt sozusagen verlängertes Konzept für die Saisonvorbereitung mit ein.“ Und die Sportler sollten weniger denn je die Bereiche Gymnastik, Stretching und Koordination vernachlässigen.

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