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Castrop-Rauxel: Ehemaliger Top-Kicker Zouhair Allali hat seine Trainer-Zukunft geklärt
Fußball-Geschichte
Es gibt einen Castrop-Rauxeler Fußballer, der in 158 Oberliga-Spielen am Ball war - dazu in der NRW-Liga noch 32 Mal. Trotzdem ist er in seiner Heimatstadt als Topspieler nur Insidern bekannt.
Amateurfußball der höchsten Kategorie hat der heute 40-Jährige in der Oberliga gespielt bei westfälischen Topadressen wie Spvgg. Erkenschwick, Westfalia Herne, DSC Wanne-Eickel und VfB Hüls. Später übernahm der Castrop-Rauxeler Fußballer als Trainer mit A-Lizenz sofort Oberligist Spvgg. Erkenschwick, rettete die U19 der Spvg Schwerin vor dem Bezirksliga-Abstieg - um in der Saison 2019/20 beim A-Kreisligisten SG Coesfeld als Coach anzuheuern.
Das Fußballspielen erlernt hat Zouhair Allali quasi auf der anderen Straßenseite beim VfR Rauxel. Und genau dort wohnt er heute noch mit seiner Familie. „Ich bin überzeugter Castrop-Rauxeler“, nennt Allali den Grund für diese Heimatverbundenheit. Dass er als Seniorenfußballer nicht in der Europastadt gekickt hat, lag wohl nur daran, dass die dortige Fußballwelt damals zu klein war für sein Talent.
Bei der SG Coesfeld arbeitet Allali in der dritten Saison als Trainer - nach dem Aufstieg nun aber in der Bezirkliga 11. Und er wird in der nächsten Spielzeit als Trainer bei der SG Coesfeld bleiben. „Das steht seit gut zwei Monaten fest. Dort läuft alles super - sportlich wie im gesamten Umfeld. Alle Spieler werden bei uns bleiben“, merkt Allali erfreut an. „Der Verein entwickelt sich ständig positiv weiter.“
Im Grunde könnte man trotzdem diese Frage stellen: SG Coesfeld, wer? Was sich zunächst bieder anhört, ist ein Verein mit 3.500 Mitgliedern - darunter gut 700 Fußballer. „In Coesfeld waren wir in der Kreisliga A als die Unaufsteigbaren bekannt“, lacht Allali. Da musste halt ein Trainer aus Castrop-Rauxeler kommen, ehe es ab in die Bezirksliga ging.
In der letzten gewerteten Saison 2019/20 stieg die SG Coesfeld überspitzt gesagt auf dem „Gnadenweg“ auf in die Bezirksliga. Der Stadtrivale Eintracht wurde Meister durch den besseren Quotienten - die SG rückte als „Vize“ trotzdem hoch in die Bezirksliga. „Völlig zurecht“, sagt Allali. Seine SG sei Herbstmeister gewesen und habe bis zum Corona-Saison-Abbruch nur noch gegen harte Brocken spielen müssen, während die Eintracht zumeist Fallobst als Gegner hatte.
So spielen jetzt zwei Coesfelder Klubs in der Bezirksliga 11. Beim aktuellen Jahreswechsel lag die Eintracht mit 24 Punkten einen Zähler vor der SG nach deren 2:5-Niederlage im letzten Spiel 2021 gegen Abstiegskandidat SC Reken. Allali erklärt: „Unsere Reken-Niederlage war völlig verdient - die haben gekämpft wie die Löwen.“
Der SG-Trainer sieht andere Knackpunkte, warum man in der ersten wirklichen Bezirksliga-Saison („Im Aufstiegsjahr kam nach acht Spielen der Lockdown“) nicht noch besser dasteht als auf Tabellenplatz sechs: „Wir haben in drei bis vier Spielen geführt, den Sieg aber nicht mitgenommen. Hätten wir das hingekriegt, wären acht Punkte mehr auf unserem Konto.“ Bis zur Winterpause habe sich gezeigt, dass die SG gegen alle mithalten kann.
Wenn einer wie Zouhair Allali als Fußballer hochklassig gespielt hat, strebt er nicht auch als Trainer höheres an als Bezirksliga? „Ich habe Erkenschwick in der Oberliga trainiert. Die Spielklasse ist für mich nicht entscheidend - das Gesamtpaket muss stimmen.“ In dieser Hinsicht sei ihm die SG Coesfeld lieber als irgendein Oberligist, bei dem es ständig drunter und drüber gehe, weil kein Geld mehr da ist, sagt Allali. „Es gibt aber zwei, drei Vereine, bei denen ich nach meiner Coesfelder Zeit gerne Trainer würde.“ Welche das sind, verrät der 40-Jährige nicht.
Die ständige Fahrerei nach Coesfeld mit gut 500 Kilometern pro Woche bei dreimaligem Training und dem sonntäglichen Spiel im Münsterland, sieht Trainer Allali nicht als Last: „Fußball ist für mich der ideale Ausgleich zum Beruf und der Familie.“
Beruflich ist Allali seit einem Jahr Chef im Reha-Zentrum Scherer in Marl. Vorgänger Hansi Scherer ist eine Legende. Unter seinen Fingern sind viele Fußballer bis hin zu den Schalke-Profis wieder fit geworden nach einer Verletzung. „Ich habe Hansi im Jahr 2013 kennengelernt - und wir sind Freunde geworden“, erklärt Allali, für den das erste Jahr seiner Selbstständigkeit trotz Corona zufriedenstellend verlaufen ist. Selbst ehemalige Schalker Eurofighter schauen in seinem Reha-Zentrum ab und an mal rein, wenn sie ein Wehwehchen haben.
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.