
© Jens Lukas
Pro & Contra: Sollte die Fußball-Saison mit dem Stand der Hinrunde gewertet werden?
Spielpause wegen Coronavirus
Wird nach dem 19. April wieder Fußball gespielt? Einige Vereine wollen lieber den Stand der Hinrunde zählen lassen und die Saison abbrechen. Ein Pro & Contra zu diesem Vorschlag.
Wie geht es für die Amateurfußballer mit der Saison 2019/20 weiter? Die Spvgg Erkenschwick schlägt in ihrem „Gemeinsamen Begehren westdeutscher Fußballvereine“, das von mehreren Vereinen getragen wird, vor, die Saison abzubrechen. Es soll der Tabellenstand nach der Hinrunde zählen.
Unsere Redaktion hat sich zu diesem Vorschlag ihre Gedanken in Form eines Pro&Contra gemacht.
Pro Saisonabbruch (von Hermann Klingsieck):
Zweifellos, der Fußball ist Deutschlands Lieblingskind. Daher sind Aufschrei, Empörung, ja sogar Verzweiflung bei Entscheidungen rund um den Fußball in Zeiten des Coronavirus viel größer als bei anderen Sportarten. Handball, Basketball und Eishockey streichen ihre Spielzeiten ohne zu zögern komplett, oder setzen sie relativ klaglos für länger aus. Selbst im Profigeschäft.
Im Fußball wird über „Geisterspiele“, eine Verlängerung der Saison und was sonst noch alles weiter heiß diskutiert. Und das, obwohl niemand sagen kann, wohin sich Corona in Zukunft entwickelt. Daher: Liebe Funktionäre, nehmt den Fußball doch bitte nicht so wichtig, schaut der Realität ins Auge - sperrt den Laden zu.
Oder glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass am 19. April das Coronavirus verschwunden ist, getreu dem Motto: Fußballer, ich habe euch jetzt lange genug geärgert und sage dann mal Tschüss. Realistisch ist wohl eher: Bei ganz viel Glück ist der Start zur neuen Saison Mitte August eventuell ein Datum, über das geredet werden kann. Alles andere ist nicht mehr als Wunschdenken.
Die Wertung der Saison nach der Hinrunde wäre eine gute Idee. So könnten beispielsweise der SV Wacker Obercastrop oder FC Castrop-Rauxel den Aufstieg feiern. Anders als zum Beispiel beim Eishockey, wo der Verband in allen Ligen die komplette Saison ohne Meister und Absteiger gestrichen hat.
Contra Saisonabbruch (von Marcel Witte):
Um das am Anfang direkt klarzustellen: Ich würde es beispielsweise dem SV Wacker Obercastrop oder dem FC Castrop-Rauxel gönnen, künftig in einer höheren Liga spielen zu können.
Verschiedene Möglichkeiten, wie mit dieser Saison umgegangen, werden momentan diskutiert. Vorerst ist die Spielzeit ja lediglich unterbrochen. Nun kam die Spvgg Erkenschwick mit ihrem Begehren daher, die Saison abzubrechen und die Tabellenstände nach dem Ende der Hinrunde als Wertung zu nehmen.
Das ist im Grundsatz schon einmal eine bessere Idee, als die aktuellen Tabellenstände in die Wertung zu nehmen. Zumal in manchen Ligen aufgrund ausgefallener Spiele nicht alle Teams die gleiche Anzahl an Spielen absolviert haben.
Doch ist eine Wertung nach der Hinrunde wirklich die beste Idee? Als Fußballer will man immer das Bestmögliche erreichen. Auch wenn die Situation aussichtslos erscheint, ein Fünkchen Hoffnung bleibt immer noch. Die Wertung nach der Hinrunde wäre ein Schlag ins Gesicht aller Teams, die theoretisch noch die Chance auf einen Aufstieg in die höhere Liga hätten.
Ich als Fußballer möchte mit meinem Team (aktuell Tabellenvierter mit neun Punkten auf den Ersten) noch um die Meisterschaft kämpfen. Nach der Hinrunde waren wir Sechster, aber wir haben in der Rückrunde schon fünf Zähler auf den Spitzenreiter gut gemacht - mit 13 von möglichen 15 Punkten. Die Chancen auf die Meisterschaft stehen nicht so schlecht. Ich möchte die Saison zu Ende spielen - zur Not als Geisterspiele (wobei wir sowieso kaum Zuschauer haben).
Sollte das aufgrund der Verbreitung des Virus nicht möglich sein, wäre ich eher dafür die Saison zu annullieren und im August, oder wann auch immer, bei Null anzufangen.
Von Freunden "rasender Reporter" genannt. Immer auf der Suche nach neuen Themen - Sport und Lokal. Im "Juwel im Revier" (Castrop-Rauxel) zuhause.

Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.