
© privat (SV Wacker/Vielhaber)
Wacker-Vorsitzender macht Saisonabbruch-Vorschlag und bekommt Solidarität vom Landesliga-Team
Corona-Krise
Wegen der Corona-Krise ist ungewiss, wie die Saison in der Fußball-Landesliga 3 fortgeführt wird. Martin Janicki, Vorsitzender von Spitzenreiter Wacker Obercastrop, hat klare Vorstellungen.
Die Saison der Amateurfußballer ruht derzeit aufgrund der Corona-Ansteckungsgefahr. Aktuell steht noch nicht fest, ob die Saison wieder aufgenommen wird. Im Bereich der Regionalliga bis hinunter zur Kreisliga hat die Spvg Erkenschwick (Westfalenliga) aufgerufen, sich einem „Gemeinsamen Begehren“, das sie derzeit ausarbeitet, anzuschließen.
Martin Janicki der Vorsitzende des Landesliga-Spitzenreiters SV Wacker Obercastrop, unterstützt nach eigener Aussage mit seinem Klub das Begehren. 50 Clubs wurden angeschrieben. Bis Sonntag hatten 20 Vereine positive Rückmeldungen gegeben, erklärte Andreas Giehl, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Spvg.
Hoffnung auf Hilfspakete
In der ersten Fassung des Erkenschwicker Schreibens heißt es: „Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ohne vorherige wirtschaftliche und organisatorische Hilfen werden weite Teile der Amateurvereine an den Rand ihrer Existenz bringen und darüber hinaus.“ Denn während in der Politik über Maßnahmen und Hilfspakete für kleine und mittelständische Unternehmen teilweise schon entschieden worden sei, herrsche im Amateurfußball allgemeine Verunsicherung, nicht zuletzt auch, weil sich die Fußballverbände bisher kein Stück bewegt hätten. Neben Hilfspaketen erhoffen sich die Erkenschwicker und ihre Mitstreiter die Aussetzung sowie Rückzahlung von Verbandsabgaben.
Nur Hinrunden-Tabelle hat Aussagekraft
Obercastrops Martin Janicki hat für den sportlichen Aspekt der Aktion einen Vorschlag eingereicht. Der Vereins-Chef erklärt: „Wir wissen nicht, ob es Anfang, Mitte oder Ende Mai weitergehen kann. Danach scheint es unmöglich, die in der Zwischenzeit ausgefallenen Spiele alle nachzuholen.“ Daher plädiere er für einen Abbruch der Saison, betont Janicki: „Und meiner Meinung würde man einen fairen Schnitt machen, wenn man für die Wertung der Saison die Tabelle nach Abschluss der Hinrunde zurate zieht. Dem würde ich auch zustimmen, wenn wir dadurch Tabellendritter wären.“
Die Hinrunden-Abschlusstabelle sei eine faire Lösung, da hier jedes Team gegen jedes anderes der Liga gespielt habe und kein schiefes Bild wie mit der aktuellen Tabelle entstünde, erkärt Martin Janicki. Denn die derzeitige Rangliste sei ja auch zusätzlich durch Spielabsagen wegen Orkantief Sabine in einer mächtigen Schieflage.
Für seine eigene Mannschaft würde es den Westfalenliga-Aufstieg mit neun Punkten Vorsprung auf den TuS Bövinghausen bedeuten. Janicki: „An der Tabelle kann man erkennen, dass wir eine mehr als meisterliche Hinrunde gespielt haben.“ Dass gelte ja auch für den FC Castrop-Rauxel in der Kreisliga A sowie Eintracht Ickern in der Kreisliga B.
Und wie könnte die Abstiegsfrage beantwortet werden? Martin Janicki meint, dass der Abstieg diesmal ausgesetzt werden könnte und durch eine Aufstockung der Teams in den Ligen aufgefangen werden könnte. Es solle Mannschaften aber durchaus ein freiwilliger Abstieg zugestanden werden.
Offener Brief an das Team
Mit einem vierseitigen offenen Brief hat sich Janicki jetzt auch an die Spieler seines Landesliga-Kaders gewandt - mit der vollen Unterstützung der Trainer Aytac Uzunoglu und Steffen Golob. Darin stellt er die Lage dar, in der sich der Club aktuell ohne Einnahmen befindet - und die Situation mit den durch die Sportplatzrenovierung fehlenden Heimspiele meistern musste. Janicki erklärte plausibel, warum sein Club zwischen dem 11. März und der Wiederaufnahme der Saison keine Aufwandsentschädigung zahlen könne. Von Kapitän Moritz
Budde, Robin Franke, Marius Hoffmann, David Scholka, Dirk Jasmund, Winterneuzugang Christian Mengert und Nico Brehm bekam er postwendend positive Rückmeldungen. Torhüter Scholka lobte ausdrücklich die Erklärung seines Vorsitzenden durch den Brief: „Das hast Du super gemacht!“
Janicki legt Wert darauf zu erklären, dass keiner der Spieler Vertragsamateur sei und die Kicker für ihren Lebensunterhalt nicht von der Aufwandsentschädigung abhängig seien. Der Vorsitzende erklärt: „Einige unserer Spieler können damit vor allem ihre Spritkosten decken und machen in ihrem Hobby kein Minus.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
