
Der Castrop-Rauxeler (l.) traf vor 43 Jahren im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München. © Archiv
Castrop-Rauxeler ärgerte mit Viktoria Köln im Pokal den FC Bayern: „Dieser Tag ist der schönste“
DFB-Pokal-Geschichte
Viktoria Köln will im DFB-Pokal den großen FC Bayern München ärgern. Wie das geht, weiß ein Castrop-Rauxeler Ex-Profi - er traf als einziger in der Viktoria-Vereinsgeschichte gegen den Rekordmeister.
Jedes Jahr aufs Neue ist es das große Los in der ersten Runde des DFB-Pokals: die Kugel mit dem Logo des FC Bayern München. In diesem Jahr durfte sich Drittligist Viktoria Köln über das Hammer-Los freuen. Das Spiel findet am Mittwochabend (31. August) im Kölner Rheinenergiestadion statt. Ein Castrop-Rauxeler Ex-Profi weiß, wie sich das anfühlt - er erzielte als bisher einziger Spieler von Viktoria Köln gegen den FC Bayern München ein Tor.
Bernhard Ochmann traf für den damaligen Zweitligisten Viktoria Köln
Bernhard, genannt „Pius“, Ochmann (70) hat die Bilder vom 29. September 1979 noch ganz genau vor Augen. Er berichtet am Telefon fast so, als habe das Spiel im Sportpark Höhenberg in Köln erst letzte Woche stattgefunden. Dabei ist es mittlerweile schlappe 43 Jahre her, als Ochmann mit dem damaligen Zweitligisten Viktoria Köln in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf den großen FC Bayern München traf. 9200 Zuschauer verfolgten das Spiel, dass die Bayern letztlich mit 3:1 gewannen.
„Sowas vergisst man ja nicht mehr. Wenn man eine Biographie schreibt über die schönen Sachen im Fußball, dann gehört das Spiel gegen Bayern natürlich dazu“, erklärt der 70-jährige Ochmann. Er ist Castrop-Rauxeler durch und durch, ist in Merklinde geboren. Von der Jugend der DJK Victoria Habinghorst ging es für den Linksaußen über den Landesligisten VfB Habinghorst und den Regionalligisten Lüner SV zu Rot-Weiss Essen, Westfalia Herne und eben Viktoria Köln.
Heute genießt der ehemalige Verwaltungsbeamte im Strafvollzug seinen Ruhestand - meist abseits von Fußballplätzen. Ganz ohne den Wettbewerb geht es aber dann doch nicht: Ochmann spielt Tennis in der Regionalliga bei Rot-Weiss Hattingen. Wenn er denn mal auf einem Fußballplatz vorbeischaut, sei es meistens bei Wacker Obercastrop. „Ich war auch schon beim FC Castrop-Rauxel bei Uwe Blase. Bei meinem Stammverein Victoria Habinghorst war ich lange nicht mehr.“
Bernhard Ochmanns Treffer gegen Bayern München das Highlight
Aber das besondere Highlight war natürlich sein Treffer zum 1:2 in der 62. Minute im Pokalspiel gegen Bayern München. Zuvor war der Bundesligist aus München durch Tore von Karl-Heinz Rummenigge und Dieter Hoeneß in Führung gegangen. „Dann habe ich gedacht: Ker, jetzt müssen wir aber mal Gas geben“, erinnert sich Ochmann.

Bernhard Ochmann spielt heute noch leidenschaftlich gerne Tennis. © Volker Engel
Vor seinem Tor habe er Klaus Augenthaler mit einer Körpertäuschung in die falsche Richtung gelenkt, um wenigstens mal einen Meter Platz zu haben: „Dann spielte mich der überragende Jürgen Jendrossek an. Ich brauchte ihn dann nur noch reinklopfen. Das hab ich richtig mit Kraft, mit ein bisschen Wut gemacht, weil mich der Augenthaler vorher ein paar mal ordentlich in die Klemme genommen hat.“ Angenehmer wurde es für Ochmann auch nach seinem Treffer nicht.
„Der Breitner hat mich dann einmal kurz abgeräumt, weil er ein Zeichen setzen wollte“, berichtet Ochmann und ergänzt: „An der Seitenauslinie hat er mich fast bis auf die Tribüne geschickt. Das war aber alles ok, das war eine ganz wunderbare Truppe.“ Voller Enthusiasmus beschreibt Ochmann Szene für Szene.
Doch nicht nur auf dem Feld hatte er seine Begegnungen mit den Stars und Weltmeistern des FCB: „Wenn man den Rummenigge dreimal vorm Spiel auf der Toilette trifft, dann weiß man, dass der auch nervös war.“ Nicht ohne Grund, denn die Viktoria um Torschützen Ochmann hatte gleich mehrere Chancen zum Ausgleich. Am Ende setzte es aber einen Konter, den Wolfgang Dremmler zum spielentscheidenden 3:1 verwandelte.
Rund 43 Jahre später ist Ochmann immer noch der einzige Torschütze der Viktoria-Vereinsgeschichte gegen den Rekordmeister und -Pokalsieger Bayern München. Am Mittwochabend könnte das Geschichte sein, wenn der Drittligist aus Köln erneut auf die aktuell fulminant aufspielenden Bayern trifft.
Viktoria-Spieler sollen das Spiel gegen Bayern München genießen
Ochmann gibt den Spielern der Viktoria einen Tipp mit auf den Weg: „In erster Linie sollen sie richtig mit Freude da reingehen. Für die Biographie eines jeden Sportlers ist dieser Tag eigentlich der schönste, an den man immer denkt.“ Es könne schließlich auch eine Last sein, auf einmal vor 50.000 Zuschauern zu spielen. „Aber das soll nicht sein. Die können ja nicht verlieren.“ Er weiß, dass die Leute in Köln - ähnlich wie vor 43 Jahren - vor dem großen Duell elektrisiert sind. Die Kulisse sei aber im Vergleich zu damals natürlich eine viel größere.
Ochmann selbst wird das Spiel live im Stadion verfolgen, weil sich dort „die alten Haudegen von früher treffen“, wie er berichtet. Mit denen kann er dann nochmal über die alten Zeiten von frühere sprechen. Diese seien nämlich viel gemütlicher gewesen, wie er in seiner lockeren Art berichtet. „Wir haben immer schön nach dem Training ein schönes Kölsch getrunken. Ich bin ja ein Junge aus der Nähe von Dortmund, der Bierstadt, da brauchte man schon zehn Stück, damit man Appetit auf Kölsch hat.“
Ganz so viel wird er wohl nicht trinken, wenn er sich das Highlight-Spiel seiner Viktoria gegen Bayern München anschaut. „Die Chance ist sehr gering, aber es ist alles machbar“, erklärt Ochmann. Und wenn es nur ein Tor wie damals ist, wäre es für die Viktoria aus Köln schon ein Erfolg - und ein Moment für die Ewigkeit.
Kommt gebürtig aus dem beschaulichen Forchheim in Bayern, lebt aber mittlerweile seit über 20 Jahren glücklich im „Pott“. Nach der Bankausbildung in den Journalismus gewechselt und an der Ruhr-Uni Germanistik und Medienwissenschaft studiert. Hat eine besondere Leidenschaft für den Fußball, sei es auf dem realen oder auf dem virtuellen Rasen.