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Miká Heming (19) aus Stadtlohn will bei den „Maloja Pushbikers“ durchstarten
Radsport
2019 sorgte der Stadtlohner Radsportler Miká Heming für Furore bei der Deutschland Tour. Nun tritt der 19-Jährige für das Team „Maloja Pushbikers“ in die Pedale. Ein „etwas anderes Team".
Regional verwurzelt, international ausgerichtet und mit einem klaren Fokus auf die Nachwuchsförderung: Die Maloja Pushbikers gehen 2020 mit einer deutschen Kontinental-Lizenz an den Start. Neues Mitglied des Teams ist der Stadtlohner Miká Heming. Der 19-Jährige ist aktuell bereits mit den Pushbikers ins Teamtrainingslager an den Gardasee gereist. Und er sieht in dieser Mannschaft eine große Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln.
Teamstrategie zielt auf Nachwuchsförderung
Der gezielte Aufbau von Talenten, verbunden mit einer Förderung regionaler Nachwuchsfahrer – das ist die Strategie, der sich die Holzkirchner für die Zukunft verschrieben haben. Bei der Vorstellung der neuen Teamfahrer am Mittwoch im Maloja-Headquarter in Rimsting am Chiemsee wurde deutlich, dass die Maloja Pushbikers es ernst meinen mit ihrer neuen strategischen Ausrichtung. 10 der 15 Teamfahrer sind jünger als 24 Jahre, dazu stammen allein fünf dieser Nachwuchsfahrer aus Bayern.

Das neu zusammengestellte Team will in der kommenden Saison hoch hinaus - ohne dabei seinen ursprünglichen Charakter zu verlieren. © Urs Golling
„Für mich ist das ein tolles Sprungbrett. Ich bin super aufgenommen worden, die Betreuung ist klasse, alles ist so familiär und doch so professionell“, berichtet Miká Heming. Die ersten Eindrücke überträfen gar die Erwartungen. „Christian Grasmann und sein Team haben sich sehr früh und intensiv um mich bemüht. Das war ein Zeichen für besondere Wertschätzung“, so Heming.
„Talente zu entdecken und sie zu kompletten Fahrern auszubilden, ist eine unserer großen Stärken“, erklärt dazu Teamchef Christian Grasmann, der mit seinen Pushbikers in der jüngeren Vergangenheit schon einige Duftmarken beim Stadtlohner Nachtuhlenrennen gesetzt hat. Und 2017 selbst dort gewann.
"Mehr Ergebnisse als Fernsehzeit"
In der vergangenen Saison war der Stadtlohner noch für das Team Dauner-Akkon gefahren und hatte unter anderem bei einem Ausreißversuch mit den Weltklassefahrern Mads Pedersen, später Weltmeister, und Julian Alaphilippe während einer Etappe der Deutschland Tour für Furore gesorgt (Münsterland Zeitung berichtete). „Jetzt peile ich mehr Ergebnisse denn Fernsehzeit an“, lacht Heming.
Individuell möchte der 19-Jährige in dieser Saison schon „was draufsatteln“. Er hofft unter anderem, dass seine Mannschaft für den Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich nominiert wird – „da wäre dann ein Top 15-Platz in der U23-Wertung stark“, sagt der Sieger der Bundesliga-Nachwuchswertung der abgelaufenen Saison.

Teamchef Christian Grasmann kennt die Heimat von Miká Heming. Die Maloja Pushbikers waren jüngst Stammgäste beim Stadtlohner Nachtuhlenrennen, 2017 konnte Grasmann das Kriterium selbst gewinnen. © Raphael Kampshoff
Noch bis zum 16. Februar stehen beim Team und Miká Heming taktische Dinge auf dem Programm am Gardasee. „Es ist zwar noch ein wenig kalt, aber sonst sind die Bedingungen perfekt“, so Heming. Er spüre schon, dass der ein oder andere „schon noch etwas besser ist“: „Doch genau das brauche ich ja, nur so kann ich lernen.“ Christian Grasmann erklärt diesen Ansatz: „Das Ziel muss es sein, einzelne Fahrer soweit zu entwickeln, dass sie es in die Spitzenteams schaffen und dort eine führende Rolle spielen.“
Mit Rupert Hödlmoser wurde ein junger Sportlicher Leiter engagiert, der vor allem die Sprache der Nachwuchsfahrer versteht. Mit Florenz Knauer, Helmut Trettwer oder dem US-Amerikaner Corey Davis werden den jungen Talenten dabei erfahrene Straßenfahrer an die Seite gestellt. Zum Vorbild nehmen sich die Maloja Pushbikers durchaus Fußballvereine wie Freiburg oder Hoffenheim.
Sportliches Ziel ist die Deutschland Tour
Sportlich hat sich das Holzkirchner Team für die Saison einiges vorgenommen. Zwar sind sich die Verantwortlichen bei den Maloja Pushbikers bewusst, dass bei einer jungen Truppe gerade in Sachen Kontinuität Abstriche gemacht werden müssen, aber das Potenzial der Nachwuchsfahrer ist hoch - und so will man in der neuen Saison auch Ausrufezeichen setzen.
Erklärte sportliche Highlights sind natürlich die Deutschland Tour, bei der sich die Maloja Pushbikers derzeit intensiv um einen Startplatz bemühen, Rennen der U23-Bundesliga, die prestigeträchtige Luxemburger Rundfahrt „Fleche de Sud“, die „Czech Cycling Tour“ sowie die Korea-Rundfahrt. Schon am 25. geht es zu einer Rundfahrt nach Griechenland („Tour of Rhodos“).

Für Aufsehen sorgte Miká Heming (M.) im August 2019, als er - noch für das Team Dauner-Akkon - auf einer Etappe der Deutschland Tour gemeinsam mit dem späteren Weltmeister Mads Pedersen (r.) aus Dänemark und dem Weltklassefahrer und Tour-Etappensieger Julian Alaphilippe aus Frankreich lange eine Spitzengruppe bildete. © picture alliance/dpa
Bei allem sportlichen Ehrgeiz wollen die Pushbikers weiterhin das bewahren, wofür sie seit Jahren stehen. „Wir waren immer ein etwas anderes Team, das sich durch starken Teamgeist, Leidenschaft aber auch Visionen für den Radsport auszeichnet“, sagt Christian Grasmann. Ein Team, das auffällt – und gerade auch weil dieses Team „ein wenig anders“ ist, habe sich Heming zu diesem Schritt entschieden. Und Christian Grasmann hat schon eine weitere Vision. „Wir arbeiten daran, dass die Deutschland Tour künftig auch durch Oberbayern führt.“
Dem gesamten Team steht in Bad Tölz ein gemeinsames Quartier zur Verfügung, um möglichst viel in der Region zusammen trainieren zu können. Den Umzug dorthin hat Miká Heming für April vorgesehen. Bis dahin gilt es noch ein wenig mehr zu reisen – ganz dem Teammotto gemäß: „Unsere Reise geht weiter!“
Umzug nach Bad Tölz steht bevor
Bevor es nach Wochen „auf der Rolle“ am Donnerstagmittag in Italien wieder aufs Rad ging, musste Miká Heming noch einen Satz anbringen: „Das gesamte Team hat uns schon so viel gegeben, jetzt sind wir an der Reihe, etwas zurückzugeben.“ Gibt es denn ein Wiedersehen beim Nachtuhlenrennen? „Das ist im Team natürlich Thema, aber auch mit viel Aufwand verbunden. Mal schauen, was der Tourkalender zulässt. Das Highlight wäre es natürlich.“