
© Sascha Keirat
Jürgen Schalk: Ein Jahr zwischen Hoffen und Bangen
„Mein Sportjahr 2020“
In unserer Serie „Mein Sportjahr 2020“ erzählen erfolgreiche Sportler aus der Region über ihre ganz persönlichen Erlebnisse. Heute: der Ahauser Kunstturn-Trainer Jürgen Schalk.
Was für ein Jahr. Nach dem „Herzschlagfinale“ der Canisius-Turnerinnen Anfang März, der damit verbundenen abermaligen Qualifikation für das Bundesfinale Jugend trainiert für Olympia in Berlin sowie einiger spektakulärer Neuzugänge für das Drittliga-Team des TuS Wüllen. Aber auch die rasante Entwicklung einiger junger Nachwuchsturnerinnen ließen noch zu Jahresbeginn die Turnzukunft für das Jubiläumsjahr des TuS Wüllen rosarot erscheinen. Sowohl die Aktivitäten zum 100-jährigen Vereinsjubiläum als auch der vierte Wettkampftag in der 3. Bundesliga in der Ahauser Vestertsporthalle waren konkret geplant.
Der erste Lockdown schlug in unser Turnleben ein wie eine Bombe. Niemand von uns hatte jemals weniger Zeit in der Turnhalle verbracht. Mit viel Hoffnung auf das zweite Turnhalbjahr hangelten wir uns im Lockdown Teil I mit sporadischem Turntraining outdoor, gemeinsamen Onlineworkouts und kleinen Joggingeinheiten durch die turnhallenfreie Zeit. Schnell stellten alle Turnerinnen fest, dass vor allem für das Gerätturnen ein Training ohne Geräte unmöglich ist und zu rasend schnellen Leistungsverlusten führt. Auf der anderen Seite fehlten allen Turnerinnen auch die zwischenmenschlichen Kontakte in den Trainingseinheiten.
Immer auf der Suche nach möglichen risikominimierten Trainingsmöglichkeiten waren unter strengen Hygienevorschriften erste Trainings in befreundeten Trainingszentren Mitte Mai wieder möglich. Das Turnjahr 2020 schien trotz aller Wettkampfabsagen vor den Sommerferien noch zu retten, zumal dank funktionierender Hygieneregeln und Unterstützung der Stadt corona-angepasstes Training noch vor den Sommerferien wieder eingeschränkt möglich war. Fast euphorisch bereiteten wir uns auf den ersten Wettkampfhöhepunkt, die Westfälischen Mannschaftsmeisterschaften Ende September in Dortmund vor. Dass dies der erste und letzte turnerische Höhepunkt sein sollte, ahnte Anfang Juli noch niemand.
„Lockdown Teil II traf uns noch brutaler“
Der erstmalige Gewinn dieser Westfälischen Mannschaftsmeisterschaften in der Kür und der Auftritt einiger junger Turnerinnen im September machten deutlich, welch ein Potenzial in den Mannschaften 2020 gesteckt hätte. Wenige Wochen nach diesem Lichtblick traf uns der Lockdown Teil II mit der Erfahrung aus dem Frühjahr fast noch brutaler.
Auch aktuell, nun schon seit wieder fast zehn Wochen ohne Sporthalle, versuchen wir uns mit coronakonformem Sport, insbesondere gemeinsamen Onlineworkouts, fitzuhalten. Vor allem die Verantwortlichen hoffen, dass alle Sportlerinnen, wann auch immer im Jahr 2021 in den Trainingsbetrieb wieder einsteigen können, Sponsoren uns weiter unterstützen und der Leistungsabstand zu den Leistungszentren, in welchen der Trainingsbetrieb gemäß der aktuellen Coronaschutzverordnung sehr wohl erlaubt war, nicht zu eklatant geworden ist, sodass eventuell die eine oder andere Mannschaft aus dem Ligabetrieb abgemeldet werden muss.
Abschließend bleibt jedoch anzumerken, dass angesichts der sozialen, wirtschaftlichen, gesundheitlichen und menschlichen Tragödien, die Covid-19 ausgelöst hat und wir als Turnerinnen und Sportler ein Sportjahr zum Vergessen hatten, wir immer das Gefühl hatten, dass Entscheidungen von Verantwortungsträgern in unserem Bereich verantwortungsvoll getroffen wurden.
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
