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„Jetzt haut den Neger doch um“ – Rassistische Beleidigungen kosten RW Nienborg 1000 Euro
Fußball-Kreisliga B
Weil Zuschauer von RW Nienborg gegnerische Spieler übel rassistisch beleidigt haben, muss der Verein nun eine hohe Geldstrafe zahlen. „Taliban“ war dabei noch eine harmlose Beleidigung.
Das Spitzenspiel in der Kreisliga B gegen die SG Gronau hat Tabellenführer RW Nienborg Ende September mit 1:2 verloren. Die verbalen Entgleisungen, die sich einige Rot-Weiß-Zuschauer während der Begegnung leisteten, kommen den Verein nun teuer zu stehen.
Was war passiert? Gegen Ende der ersten Halbzeit – die Gronauer lagen bereits mit 2:0 in Führung – foulte ein SG-Spieler einen Nienborger an der Seitenlinie. Die Aktion brachte Teile des Publikums offenbar so in Rage, dass laut Sonderbericht fremdenfeindliche Beschimpfungen gegen den Gronauer fielen. Als „Scheiß-Türke“ und „Taliban“ musste sich der Spieler beleidigen lassen. Und auch der Schiedsrichter hat Worte wie „Arschloch“, „Penner“ und „Idiot“ zu hören bekommen.
Weitere Beschimpfungen
Und weitere Beschimpfungen folgten im Verlauf des Spiels. Als sich ein dunkelhäutiger Spieler der SG Gronau durch die Nienborger Reihen dribbelte, rief ein Zuschauer: „Jetzt haut den Neger doch mal um“.
Eine Geldstrafe von 1250 Euro (davon 250 zur Bewährung) verhängte das Verbandssportgericht am Montag gegen die Nienborger, rechtskräftig ist das Urteil noch nicht. Weil der Verein die Vorfälle eingeräumt, verurteilt und an der Aufklärung mitgewirkt hatte, fiel die Geldstrafe nicht noch höher aus. Die zu zahlenden 1000 Euro sind die Mindeststrafe für derartige Vergehen.
„Nicht die Werte, für die RW Nienborg steht“
Martin Mensing, Vorsitzender bei RW Nienborg, erklärte im Gespräch mit der Münsterland Zeitung: „Ich bin total enttäuscht vom Verhalten dieser Zuschauer. So etwas braucht kein Verein und das sind absolut nicht die Werte, für die RW Nienborg steht. Ich weiß nicht, was in den Köpfen der Leute vorgeht, die so was denken und aussprechen.“
Der Verein sei immer noch dabei, die Vorfälle aufzuarbeiten. Eine Zuschauerin hat er bereits als Täterin ausgemacht und sie mit einem Platzverbot bis Jahresende belegt. Als weitere Maßnahme haben die Rot-Weißen ihre Mitglieder zu einem Informationsabend eingeladen, um derartiges Fehlverhalten für die Zukunft zu vermeiden. Auch Plakate und Handzettel, die sich gegen verbale Gewalt richten, sollen bei Heimspielen verteilt werden.
Kreisvorsitzender fordert aktive Maßnahmen
Mit einer Pressemitteilung wandte sich am Mittwoch auch Willy Westphal, Vorsitzender des Fußballkreises Ahaus/Coesfeld an die Öffentlichkeit. Einerseits lobte er die Initiative von RW Nienborg, andererseits stellte er klar: „Ein stärkeres Einlenken durch aktive Maßnahmen gegen diskriminierende Zuschaueraktivitäten und ein Ernstnehmen der Appelle des FLVW und des Fußballkreises sind zwingend für unsere Vereine.“
Im Gespräch mit der Münsterland Zeitung sagte Westphal: „Es ist eine Grenze erreicht, die nicht weiter überschritten werden darf.“
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
