Bis in die Landesliga gehen die Schiedsrichter als Gespanne ans Werk. Geht es nach den Plänen der FIFA, so soll es künftig nicht nur den Assistenten an der Linie, sondern zusätzlich auf allen Ebenen eine Lösung für den Videoassistenten geben.

© Sascha Keirat

FIFA lässt Videobeweis-Technologie für alle Spielklassen entwickeln

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Die Weltverband FIFA will ein einheitliches Regelwerk für Profis und Amateure. Ein Knackpunkt ist der Videoassistent, der in Zukunft auf allen Spielklassenebenen eingeführt werden soll.

Ahaus

, 19.11.2020, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Schiedsrichtergilde im Fußballkreis Ahaus/Coesfeld zeigt sich innovativ. Das untermauert nicht nur das aktuelle Angebot eines digitalen Anwärterlehrgangs. Nun hat der Fußball-Weltverband FIFA angekündigt, dass man die Videobeweis-Technologie günstiger gestalten will, damit sie einer größeren Zahl von Nutzern zugänglich ist.

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Der Hintergrund: Lange sei Fußball ein Spiel, bei dem die Rahmenbedingungen für alle identisch waren – egal ob Profi oder Amateur. Das Regelwerk galt für alle. Das hat sich mit der Einführung des Videoschiedsrichters geändert. Die FIFA will nun dafür sorgen, dass alle Fußballer wieder nach einheitlichen Regeln spielen – durchaus bis hinunter zur Kreisliga.

„VAR light“-Konzept wird entwickelt

Deshalb treibt die FIFA die Entwicklung eines „VAR light“-Konzepts voran, mit dem erschwinglichere Systeme „auf allen Stufen des Fußballs“ zum Einsatz kommen sollen. Laut der FIFA hat die Arbeitsgruppe für Innovationen „variable Kostenfaktoren“ ermittelt und „mögliche Qualitätseinbußen sowie die Mindestanforderungen für eine solche Technologie“ besprochen. Zudem präsentierten die asiatische Konföderation (AFC), der französische Verband (FFF) sowie die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Ergebnisse ihrer Offline-Tests mit einer günstigeren VAR-Technologie. Gestützt auf die bisherigen Resultate wird der FIFA und den Regelhütern des International Football Association Board (IFAB) nun eine Empfehlung hinsichtlich der nächsten Schritte zur Umsetzung des „VAR light“-Konzepts vorgelegt.

Technik wird zum entscheidenden Faktor

Die Verantwortlichen im Fußballkreis stehen dieser Entwicklung noch skeptisch gegenüber. „Ich habe davon noch nicht wirklich etwas gehört“, erklärt dazu der Vorsitzende des Kreisschiedsrichterausschusses, Paulo Goncalves. Wie der Kreisvorsitzende Willy Westphal bräuchte er zunächst nähere Informationen zur Technik, die dahintersteckt. „Sollte dies auf Basis der aktuell sich verbreitenden Algorithmus-Kameras auf den Amateurspielplätzen umgesetzt werden, dann muss die Technik sicher noch kontinuierlich nachgeschärft werden“, so Westphal. Und da man sich im Vollamateurbereich befinde, müsse man aufpassen, dass man „nicht mehr Probleme als Lösungen“ schaffe, so Goncalves.

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Beim aktuellen Online-Lehrgang hat man die Hälfte der Einheiten durchführen können. Das erste Fazit entspricht in dem Sinne den Erwartungen, dass es sich nur um eine „Notlösung“ handeln kann. „Das ist natürlich kein Ersatz für den Präsenzunterricht“, zieht Paulo Goncalves Vergleiche zum Schulunterricht. Insbesondere das Gefühl, in einer Lerngruppe miteinander Dinge zu erarbeiten, fehle, ergänzt Lehrwart Daniel Fischer: „Manche der Regeln kann man nur schwer anhand von reinen Präsentationen und kleinen Videos veranschaulichen.“ Das direkte Feedback, die Interaktion, fehle ebenfalls.

Erfahrungen fließen in künftige Arbeit ein

Nichtsdestotrotz sei man froh, dass man in der aktuellen Zeit überhaupt etwas anbieten kann. „Die Vereine fragen uns natürlich auch danach“, so Goncalves. Die Erfahrungen werde man mitnehmen, künftig seien womöglich auch Kombinationen aus Präsenz- und Online-Unterricht denkbar. Die Lehrwarte Daniel Fischer und Christoph Dastig versuchen dennoch, den Unterricht so lebendig wie möglich zu gestalten. So werden Regelfragen auch einmal in einer Whatsapp-Gruppe gestellt und nachbearbeitet.

Nun hofft man noch, dass es die Entwicklung bald zulassen wird, eine Prüfung auf dem Platz durchzuführen. „Auch diesbezüglich stehen wir im ständigen Austausch“, so Fischer. Man warte auf die Signale aus der Politik, um ein Konzept ausarbeiten zu können.