Das Spiel in der Veltins-Arena werden die C-Liga-Kicker aus Hiddingsel und Stadtlohn wohl ihr Leben lang nicht vergessen.

© Kevin Michaelis

DJK auf Schalke: Weltmeister-Besuch, Abschiedstränen und Bierduschen

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Dass das Spiel am Ende mit 2:4 verloren ging war Nebensache. Alle Beteiligten der DJK Eintracht Stadtlohn haben das Fußballevent „auf Schalke“ genossen. Ein paar Überraschungen inbegriffen.

Stadtlohn

, 29.11.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gegen 11.30 Uhr machten sich am Sonntag (28. November) Mannschaft, Trainer, Betreuer, Fans, Familien und Freunde der DJK Eintracht Stadtlohn mit Bussen und Autos auf den Weg vom Westmünsterland ins Ruhrgebiet. Ziel: die Veltins-Arena in Gelsenkirchen, die Heimspielstätte des Zweitligisten FC Schalke 04. Aus einem „stinknormalen“ Kreisliga-C-Spiel gegen Vorwärts Hiddingsel, wurde ein Highlight fürs Leben mit Bundesliga-Flair.

Um sich einmal wie ein richtiger Fußballprofi zu fühlen, braucht es aber nicht nur das passende Stadion. Vielmehr ist es das Drumherum, was zählt. So hatten die Sponsoren für die dritte Mannschaft von Eintracht Stadtlohn schon im Vorfeld des Spiels für das richtige Auftreten am Tag der Partie gesorgt. Die Spieler und Trainer wurden kurzerhand mit einem Rundum-sorglos-Paket ausgestattet: neue Trikots, Trainingsanzüge, Leibchen, Taschen sowie Polo- und Warmmach-Shirts.

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Bereits anderthalb Stunden vor der Begegnung gegen den Tabellenführer aus Hiddingsel, durften alle in das Stadion. Und die Gesichter der Kicker sprachen beim betreten der Katakomben und des auf den Millimeter genau geschnittenen Rasens Bände. Die funkelnden Augen der Spieler waren dabei nicht zu übersehen, die Gänsehaut jedes Einzelnen förmlich spürbar. Am Tag zuvor hatte der FC Schalke 04 auf gleichem Geläuf sein Heimspiel gegen SV Sandhausen vor 46.319 Zuschauer mit 5:2 gewonnen.

Schnell noch ein Selfie hier, ein Video dort und ein Mannschaftsfoto vor der Schalker-Nordkurve, ehe sich der Fokus auf das Spiel richtete. Mittlerweile waren auch die Hiddingsler – die, die durch den Gewinn der Veltins-Aktion das Spiel dort überhaupt erst möglich gemacht hatten – eingetroffen. Auch die Tribüne füllte sich allmählich mit durchweg gut gelaunten Menschen.

Trainer im Champions-League-Outfit

Stadtlohns Übungsleiter Daniel Ismaiel sagte im Interview vor der Begegnung: „Die Mannschaft ist richtig heiß und will dieses Spiel auch unbedingt gewinnen. Wir haben die volle Kapelle dabei und können auf sämtliche Spieler zurückgreifen. Und die letzten Wochen im Training haben gezeigt, dass wir eine echt starke C-Liga-Mannschaft sind und mit Sicherheit mithalten können.“ Anschließend warf sich Ismaiel in ein waschechtes Champions-League-Traineroutfit.

Unter den Zuschauern zeigten sich auch zwei nicht ganz unbekannte Gesichter in der Veltins-Arena. So wurden alle Beteiligten mit der Anwesenheit von den Schalker-Legenden Klaus Fischer (Vizemeister und Pokalsieger) und Olaf Thon (Welt- und Europameister) überrascht. Beide gaben dem Schalker Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann ein Live-Interview.

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Mit Einlaufkindern aus einer Jugendmannschaften der jeweiligen Vereine und unter tosendem Applaus der über 2000 Zuschauer ging es für die Teams auf das Spielfeld. Geleitet wurde das Match von Marvin Winkler, der durch seine beide Assistenten Martin Grösbrink und Tarik Gündogdu, so wie einem vierten offiziellen an der Seitenlinie unterstützt wurde. Auch für die Kreisliga-Schiedsrichter war dieses Erlebnis ein ganz besonderes, so kommunizierten sie wie sonst nur Profi-Referees während des gesamten Spiels hinweg über ein Headset.

Schon vor dem Spiel sagte Winkler im Interview: „Das ist natürlich ein absolutes Highlight, vor allem als Kreisliga-Schiedsrichter. Da hat man ja sonst nicht die Möglichkeit, mal in einem Bundesligastadion zu pfeifen. Der Druck ist schon ein anderer.“

Gänsehaut-Moment

Bevor die 90 Minuten angepfiffen wurden, sorgten die Stadtlohner für einen weiteren Gänsehaut-Moment: Denn Eintracht-Kapitän Lukas Mrotzek (27) wurde offiziell von seinem Coach Daniel Ismaiel und den Mannschaftskameraden unter lautstarkem Applaus vor seinem letzten Spiel im Trikot seines Vereins verabschiedet. Im Interview nach der Partie sagt er unter Tränen gegenüber unserem Reporter: „Da ist natürlich ein weinendes und ein lachendes Auge dabei. Ein geileres Ende kann es eigentlich nicht geben.“

Das Spiel an sich ist schnell erzählt. Während Hiddingsel bereits nach nicht einmal 25 Minuten erwartungsgemäß führte (0:2), dauerte es bis zur 27 Spielminute, ehe Nikolaos Tzirtzilakis-Tenberge das erste Mal für die Eintracht traf. Quasi mit dem Halbzeitpfiff glichen die Stadtlohner durch ihren quirligen Offensivakteur Tzirtzilakis-Tenberge sogar aus und auf der Tribüne flogen die Bierbecher aus der jubelnden Menge. „Man hat uns die Nervosität am Anfang mehr angemerkt als dem Gegner“, sagte DJK-Trainer Ismaiel zum durchwachsenen Start seiner Mannen nach der Partie.

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Wer jetzt dachte, dass die Eintracht mit genau so viel Elan aus der Pause kommen würde wie davor, wurde enttäuscht. Kurz nach dem Wiederanpfiff kassierte Stadtlohn-Keeper Pascal Lüdtke Gegentreffer Nummer drei. Die Moral der Westmünsterländer stimmte, doch auch die folgenden Wechsel brachten nicht die gewünschte Durchschlagskraft wie in Durchgang eins. So war es Hiddingsels Jan Roß, der 20 Minuten vor dem Spielende mit seinem dritten Tor zum 2:4-Endstand, den Deckel endgültig drauf machte.

Trotz der knappen Niederlage und vereinzelten „Isi-Raus-Rufen“ der Eintracht-Anhänger, wurde die dritte Mannschaft von Stadtlohn nach der Partie mit einer großen Laola-Welle wie ein Seiger gefeiert. Auf der anschließenden Pressekonferenz gab es auch Lob vom gegnerischen Trainer Lars Müller: „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, den wir nicht so stark erwartet haben, aber es war unter den Umständen in so einem Spiel auch irgendwie ein Fifty-fifty-Match.“