Auch wenn Carlotta Terhörst vom RV Legden schon eine erfahrene Teilnehmerin an Deutschen Meisterschaften ist und sogar schon einmal den Titel gewonnen hat, hatte sie die diesjährige Nominierung in ihrer neuen Altersklasse Junge Reiter (U21) so gar nicht erwartet. Debütant Fiete Lindebaum vom RV Ahaus-Ammeln erst recht nicht.
Fiete Lindebaum kann es selbst kaum fassen. Vor gerade einmal zwei Jahren war der heute 14-jährige Nachwuchsreiter mit seinem Pony Sheryl noch auf E-Tour-Springen im westlichen Münsterland unterwegs. Im März dieses Jahres war er in Altenberge erstmals bei einem L-Springen am Start und im April folgte sein erstes M-Springen in Klein Roscharden auf dem Zuchthof Klatte, bei dem er sich ebenfalls platzierte.
Vor heimischer Kulisse löste er schließlich mit einem zweiten Platz im M-Springen beim Reitturnier in Epe das Ticket für seine Nominierung. In dieser Woche nun reist er gemeinsam mit seinen Eltern Inga und Michael sowie Toronto 55 zur Deutschen Jugendmeisterschaft, die vom 17. bis 20. August auf der Olympia-Reitanlage in München-Riem stattfindet. Dort werden die Meister in den Altersklassen Ponyreiter, Children (Springen), Junioren und Junge Reiter ermittelt.
Traum geht in Erfüllung
Mit der Teilnahme an dieser DJM geht für den jungen Eperaner ein Traum in Erfüllung. „Ich fühle mich wirklich geehrt, Westfalen gemeinsam mit weiteren Nachwuchsreitern bei dieser Meisterschaft vertreten zu dürfen“, freut sich Fiete Lindebaum über die überraschende Nominierung durch den westfälischen Landestrainer Klaus Reinacher. Diese hatte sich der Youngster quasi im Laufe der letzten Monate durch konstante Leistungen auf Quax der Bruchpilot und Toronto 55 verdient.
Auf seinem elf Jahre alten Wallach Toronto platzierte er sich bei Sichtungsprüfungen für das Westfälische Nachwuchschampionat (31. März - 2. April) und bei der Westfalenmeisterschaft (14. bis 16. Juli) in Münster-Handorf in Springprüfungen der Klassen L und M und löste damit das Ticket für die DM.
Reiten in die Wiege gelegt
Das Reiten wurde dem Eperaner quasi in die Wiege gelegt. Seine Eltern sind beide als erfolgreiche Reiter über die Stadtgrenzen unterwegs und betreiben eine Reitschule in Gildehaus. So tauschte Fiete sein Schaukelpferd schon früh gegen Milton, ein echtes Pony. Von der Führzügelklasse über E- und A-Springprüfungen bis hin zu L- und M-Springen wuchsen die Anforderungen, denen sich Fiete Lindebaum stellen musste. „Ich bin extrem ehrgeizig, gehe alles recht professionell an und möchte natürlich immer mein Bestes geben“, beschreibt der 14-Jährige seine Stärken.
Die deutschen Jugendmeister werden in mehreren Wertungsprüfungen ermittelt. Im Rahmen einer Springprüfung Klasse M* am Freitag um 11.30 Uhr und einer weiteren am Samstag um 9 Uhr können sich die besten Paare für die Finalrunde am Sonntag um 11 Uhr qualifizieren. Ob Fiete Lindebaum der Sprung ins Finale gelingt, steht noch in den Sternen.
Der Eperaner lässt die Childrens Tour entspannt auf sich zukommen. „Die Konkurrenz ist mit 48 Startern recht groß. Ich habe mein persönliches Jahresziel bereits übertroffen, denn mit der Teilnahme an der Deutschen Jugendmeisterschaft habe ich nicht gerechnet. Alles, was ich dort erreiche, ist für mich ein Bonus“, so Lindebaum, der seit Anfang 2023 für den RV Ahaus-Ammeln startet.

Mit ganz anderen Voraussetzungen geht Carlotta Terhörst die Fahrt in die bayrische Landeshauptstadt an. Sie ist bereits zum sechsten Mal bei den nationalen Nachwuchs-Titelkämpfen am Start – mit dem Titelgewinn in der Ponyklasse 2020 in Riesenbeck als bisherigem Höhepunkt.
Logisch also, dass der Landestrainer die 19-Jährige mit ihrem Pferd Chacalaca grundsätzlich immer auf dem Zettel hat. „In diesem Jahr war mit der Nominierung aber überhaupt nicht zu rechnen“, sagt Carlotta Terhörst. „Schließlich bin ich seit dieser Saison neu bei den Jungen Reitern und mein wichtigstes Saisonziel war es, erst mal in dieser Altersklasse anzukommen und mich mit den neuen Anforderungen vertraut zu machen.“
Carlotta Terhörst mit Respekt nach München
Doch die Eingewöhnung funktionierte besser als erwartet. „Das Pferd ist zuletzt gut gesprungen, wir haben in diesem Jahr schon einige Erfolge gehabt“, so die Legdenerin. Den Ausschlag für die Nominierung gab dann die Vorstellungen bei der Westfälischen Meisterschaft, wo Carlotta Terhörst Gesamtplatz sieben erreichte.
Vor der Aufgabe in München hat sie durchaus Respekt, immerhin warten dort S-Springen mit einem, zwei oder – im Fall des Finaleinzugs – sogar drei Sternen. „Das ist schon ein ganz anderes Niveau als noch bei den Junioren“, weiß die Legdenerin. Auch der große Rasenplatz sei ein ungewohntes Terrain. Carlotta Terhörsts Credo lautet: Das Turnier genießen und Spaß haben. Und wer weiß, was dabei herauskommt, nachdem schon die Nominierung eine große Überraschung war.
Seit sieben Generationen gehört das Pferd zur Familie Terhörst
Carlotta Terhörst auch ohne Top-Rang bei der DM zufrieden
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