
© Stefan Hoof
Immer noch auf dem Platz: Mit 65 Jahren ist für Bernd Meyer noch nicht Schluss
Fußball
Über das Ende seiner Zeit als aktiver Fußballer macht sich Bernd Meyer wenig Gedanken. Warum auch. Der Mann ist topfit. Und erst 65 Jahre jung. Wenn er gebraucht wird, ist er zur Stelle - auch auf dem Platz.
„Damit bin ich wohl einer der ältesten Kreisliga-Spieler in Deutschland“, lacht der Trainer des SV Eggerode. Oder doch eher Spielertrainer? „Nein, da lassen wir die Kirche mal im Dorf“, entgegnet er. „Dass ich auflaufe, ist die Ausnahme und soll es auch bleiben“, erklärt Meyer. Er sagt aber nicht, dass sein Spiel im September gegen den SC Ahle sein letztes in der Kreisliga war. „Man weiß ja nie“, grinst er. Bernd Meyer auf dem Weg zum urältesten Spieler der Kreisliga?
Ausgerechnet gegen den SC Ahle
Ausgerechnet gegen den SC Ahle nochmal aufzulaufen. Das war etwas Besonderes für den Eperaner, der mittlerweile in Heek wohnt. In Ahle war er Trainer. Nein, ach was, Kulttrainer war er – 15 Jahre lang von 1995 bis 2010. Beinahe hätte er den SCA in die A-Liga geführt. Aber das ist eine andere Geschichte. Die mit den 32 Elfmetern vor 1600 Zuschauern im Dinkelstadion.
Aber zurück in die Gegenwart. Dem Eggeroder Coach geht es nicht darum, irgendeine Rekordmarke aufzustellen. Sein Einsatz in Ahle war ein Indiz für eine personelle Notlage. „Eigentlich habe ich 26 Mann im Kader“, erklärt er. „Aber manchmal bekomme ich kaum elf Leute auf den Platz. Wir segeln auf der letzten Kante.“
Nummer 20 ist reserviert
Dann wird beim SVE jeder mobilisiert, der laufen kann. Dann steht – wie zuletzt - im Tor ein Yasin Gencer, der seinen Kreuzbandriss noch gar nicht ganz auskuriert hat. Da spielt auch der Interims-Vorsitzende Sebastian Roters mit. Oder eben wie in Ahle der 65-jährige Coach. Andere haben in diesem Alter selbst vom Altherrenfußball schon seit Ewigkeiten Abstand genommen. Nicht so Bernd Meyer. Er streift sich auch in der B-Liga das Trikot noch über, die Nummer 20 ist für den „Spielertrainer“ reserviert. Auch beim TuS Wüllen II stand er als Einwechselspieler bereit.
Mit dem Vorsitzenden hatte Meyer in der Partie gegen SpVgg Vreden III auch flugs eine kleine Wette vereinbart. „Wenn du ein Tor schießt, trage ich dich vom Platz.“ In der 86. Minute kam Roters aufs Feld – und traf prompt. „Da bin ich hin und hab ihn huckepack genommen“, hielt Eggerodes Coach Wort.
„Da war Feuer drin“
Im Derby gegen den damaligen Spitzenreiter ASC Schöppingen II war Roters wieder mit von der Partie. Mit vollem Einsatz, er sah in der hitzigen Schlussphase Gelb-Rot. „Da war Feuer drin“, bestätigt Meyer. Mit dem 2:2 überraschte sein Team. Den Punkt nahmen die Eggeroder gerne vom Klassenprimus mit.
So ist Bernd Meyer mit Rang 13 nach zwölf Spieltagen zufrieden. „Das ist, erst recht angesichts der angespannten Personallage, über dem, was ich erwartet habe.“ Zwei Spiele wurden gewonnen, drei endeten unentschieden. Der Coach präzisiert seine Einschätzung: „Das ist nicht optimal. Aber wir haben uns ordentlich verkauft.“ Und was besonders wichtig ist: „Wir sind nicht Tabellenletzter.“
Es geht um den Klassenerhalt
Ziel ist es dann auch, den jetzigen Tabellenplatz zu halten. Für den SV Eggerode zählt der Klassenerhalt. Dabei kann sich der Coach auf Routiniers wie Philipp Steiner, Nico Duesmann-Artmann und Julian Fleige verlassen. „Sie sind Vorbilder in Sachen Einstellung“, lobt Meyer. Von den jungen Leuten gefällt ihm Hendrik Thies, ein Macher im Mittelfeld. „Wenn er dabei ist, hab ich ein gutes Gefühl.“ Generell ist Meyer zufrieden: „Über Trainingsbeteiligung und Disziplin kann ich mich nicht beschweren.“
Bernd Meyer, der Wettkönig
Wobei die Mannschaft noch auf ein Wettangebot wartet. Eine typische Meyer-Wette. Einen Autowaschtag in Ahle, einen Fußmarsch nach Münster oder eine Gesangseinlage mit Heino-Perücke am Eper Brunnen hat der Wettkönig der Fußball-Kreisligen schon hinter sich. Und nun? „Über den Jahreswechsel werde ich entscheiden, was ich meiner Mannschaft anbiete“, hat sich der Trainer noch nicht festgelegt. Eine Bagger-Wette war zum Beispiel noch nicht dabei. „Etwas im Bereich der Landwirtschaft vielleicht“, meint Bernd Meyer, „das könnte in Eggerode passen“. Auf dem Mähdrescher? Oder mal ein paar Ställe ausmisten?
Der Coach rümpft die Nase. „Oder doch lieber noch ein Spiel in der Kreisliga?“, fragt er. Am Saisonende ist er 66 Jahre jung.
Mit 66 Jahren . . .
Wie wir alle von Udo Jürgens wissen, kein Alter, um (mit dem Fußball) aufzuhören: „Mit sechsundsechzig Jahren, da hat man Spaß daran. Mit sechsundsechzig Jahren, da kommt man erst in Schuss. Mit sechsundsechzig ist noch lange nicht Schluss.“