Bleibende Erinnerungen sammelte Josse Gerick in den vergangenen Wochen. Allerdings anders als geplant. Sein Auslandspraktikum in Peru endete abrupt, nun ist er erst mal in Quarantäne.
Josse Gerick ist ein ambitionierter Fußballer. Er hat bereits beim SuS Stadtlohn in der Oberliga gespielt und zählt in dieser Saison zum Kader des DSC Wanne-Eickel, der im Titelrennen der Westfalenliga mitmischt. Doch vom Vereinsfußball wollte der Ahauser sich eigentlich eine Auszeit nehmen, als er im Februar nach Peru aufbrach. Dieses Abenteuer hat die Corona-Krise jetzt frühzeitig unterbrochen.
„Geplant waren sieben Monate“, erklärt Josse Gerick im Gespräch mit der Münsterland Zeitung. „Nach meinem Praktikum an einer deutschen Schule in Lima wollte ich noch zwei Monate mit meiner Freundin rumreisen.“ Doch nach insgesamt nur zwei Monaten musste der 25-Jährige das Land wieder verlassen und landete am Dienstag dieser Woche auf deutschem Boden. „Es wurde mir dringend empfohlen, zurück zu fliegen, weil nicht klar ist, wie lange das noch möglich ist.“
Auf den ersten Flieger verzichtet
Bereits vor zwei Wochen hatte sich Josse Gerick die Gelegenheit geboten, sich in einen Flieger Richtung Heimat zu setzen. „Der Leiter der Schule, an der ich gearbeitet habe, hatte Kontakt zur deutschen Botschaft. Eigentlich sollten alle Deutschen, die an der Schule waren, mit diesem ersten Flieger zurück“, so der Ahauser. „Aber mir ging es gut in Lima. Ich hatte eine eigene Wohnung und zum Beispiel mit Online-Unterricht auch genug zu tun. Also habe ich meinen Platz zur Verfügung gestellt für Leute, die ihn dringender brauchten. Zum Beispiel, weil sie keine Bleibe mehr hatten.“
So blieb der Lehramtsstudent noch zwei weitere Wochen in der Hauptstadt. Der Alltag hatte allerdings nichts mehr mit dem zu tun, was der Ahauser in den ersten Wochen in Südamerika kennengelernt hatte. Bereits am 15. März verkündete der peruanische Präsident Martin Vizcarra weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Mit einem Flug der Bundesregierung kam Josse Gerick zurück nach Deutschland. © privat
„In Peru gab es zu der Zeit vielleicht 100 Fälle. Aber es ist klar, dass das Gesundheitssystem dort keinesfalls auf den Ausbruch so einer Krankheit vorbereitet ist. Der Präsident hat also sofort eine Ausgangssperre verhängt. Und die wurde sofort umgesetzt, nicht wie in Deutschland, wo noch einige andere mit entscheiden“, erzählt Josse Gerick.
Und diese Ausgangssperre habe das Militär rigoros kontrolliert. „An manchen Tagen dürfen nur Männer raus, an anderen nur Frauen. Man darf nur noch zum Supermarkt oder in die Apotheke. Und ich musste wirklich jedes Mal erklären, wo ich hin will, und meinen Ausweis zeigen“, so der Ahauser weiter. „Aber ich schätze, das liegt daran, dass in Lima sehr viele Menschen im informellen Sektor arbeiten, also von der Hand in den Mund. Ohne Arbeit haben sie auch kein Essen. Die würden die Ausgangssperre sonst höchstwahrscheinlich nicht einhalten.“ Relativ schnell habe die Regierung für diese Menschen ein Hilfspaket geschnürt.
Im Vergleich dazu sei es ihm selbst sehr gut ergangen. Mit seinem Mitbewohner habe Josse Gerick zumindest einen Gesprächspartner in der Wohnung gehabt. Denn dort spielte sich fast der komplette Tag ab. „Mal eben eine Runde joggen war nicht möglich.“ Und auch aus dem Surfen im Pazifik, das eigentlich fest auf Gericks Agenda stand, wurde letztlich nichts. Dennoch habe er nicht den dringlichen Wunsch verspürt, nach Deutschland zurück zu müssen.
Aber die Rückreise war kaum vermeidbar. Aktuell lebt der 25-Jährige bei seiner Freundin in Münster, weil sein WG-Zimmer in Essen zwischenvermietet ist. Für zweieinhalb Wochen steht nun erst einmal Quarantäne an. Das hätten ihm die Behörden und die Mitarbeiter der Lufthansa empfohlen. „Ich habe zwar keine Symptome, aber in dem Flieger saß man recht eng zusammen. Da war die Ansteckungsgefahr schon ziemlich groß.“
Fünftes Jahr in Wanne-Eickel
Nach dieser Zeit hängt der Ahauser dann mehr oder weniger in der Luft, bis im Herbst das Wintersemester an der Uni Essen/Duisburg beginnt. Theoretisch könnte er sich die Zeit mit Fußball vertreiben und sofort wieder beim DSC Wanne-Eickel einsteigen – sofern der Spielbetrieb in der Westfalenliga noch einmal aufgenommen wird.
Seinen Vertrag hat der 25-Jährige bereits verlängert und geht im Sommer in seine fünfte Saison. In seiner bisherigen Zeit dort hat Gerick schon einiges mitgemacht. Neben positiven Dingen wie seinem Traumtor vergangene Saison, das ihn beinahe ins ZDF-Sportstudio geführt hätte, waren das auch teils schwere Verletzungen: Auf eine gerissene Achillessehne und ein angerissenes Kreuzband folgte in dieser Saison der Riss einer Bizepssehne.
Doch auch diese Verletzung ist mittlerweile ausgestanden, sodass Josse Gerick bereit wäre, noch einmal in der Oberliga gegen den Ball zu treten. „Wir haben wirklich eine super Truppe zusammen, ähnlich stark wie unsere damalige Aufstiegsmannschaft in Stadtlohn.“ Aktuell liegt das Team sechs Punkte hinter Tabellenführer Finnentrop/Bahmenohl.
Bis es wieder auf den Platz geht, braucht aber auch Josse Gerick wohl noch viel Geduld.
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
