
Schornsteinfeger Dirk Merschformann appelliert, sich vor der Anschaffung eines Kamins ausreichend Gedanken zu machen. © dpa/Montage Strauss
Schornsteinfeger Dirk Merschformann blickt mit Sorge auf den Winter
Run auf Kaminöfen
Schornsteinfegermeister Dirk Merschformann macht sich Gedanken, was auf ihn und seine Kollegen im Winter zukommen wird. Menschen nutzten manchmal auch gefährliche Wege, um Energie zu sparen.
Erst vor einigen Tagen wurde die Legdener Feuerwehr zu einem Kaminbrand gerufen. Auslöser war in diesem Fall zwar kein Spargrund, wohl aber unsachgemäße Befeuerung nach dem langen und heißen Sommer. Und dass in dieser Zeit beides miteinander zu tun haben kann, weiß Dirk Merschformann aus Rosendahl, der als Schornsteinfeger auch in Legden im Einsatz ist, nur allzugut. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und den explodierenden Energiepreisen in Folge seien Kaminöfen der Renner. „Die Nachfrage ist riesig.“
Das Problem, das Dirk Merschformann und seine Kollegen dabei aber vor Augen haben: dass weder bei den Brennstoffen noch bei der Handhabung der Öfen ausreichend Sachkenntnis vorhanden ist. Not macht erfinderisch, heißt es ja. Auch der örtliche Schornsteinfeger erlebt gerade, wie sich die Situation zuspitzt: „Die Menschen sind zurzeit sehr kreativ.“ Heißt mit anderen Worten: Zu befürchten ist, dass demnächst alles verbrannt wird, was brennt. Auch, dass die Öfen rund um die Uhr laufen, obwohl sie gar nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt sind. Das alles, um möglichst Heizkosten zu sparen.
Gefährliche „Problemlösungen“
Eine fatale wie gefährliche „Problemlösung“, die im schlimmsten Fall ein Feuer auslösen kann. Allerdings betont Dirk Merschformann, dass viele seiner Kunden sich durchaus „vernünftig“ verhalten und sich beraten lassen. Bei denen, die schon länger den Umgang mit dem Kaminofen gewohnt sind, gebe es ohnehin „kein großes Problem“. Vielmehr ist das Augenmerk der Kaminkehrer zurzeit auf die gerichtet, die sich jetzt in der Energiekrise erstmals einen neuen Ofen zulegen, die noch keine Erfahrung haben.
Deswegen sei es so wichtig, betont er, sich schon vorab zu informieren. Bestenfalls sogar vor einer Anschaffung. Zwar müsse jeder neue Ofen auch von einem Schornsteinfeger offiziell abgenommen werden, dabei finde auch ein Informationsgespräch statt, aber die Beratung vorher sei einfach sinnvoller. Zum Beispiel um zu klären, für welche Brennstoffe der ausgewählte Ofen überhaupt zugelassen ist und ob er für den Dauerbetrieb tauglich ist. Die alte Methode, Briketts, mitunter sogar in nasses Zeitungspapier gewickelt, zu verbrennen, sei für manche Öfen sogar möglich, aber: „Die Nachbarn werden das wahrscheinlich gar nicht so schön finden, wenn sie den Rauch mitbekommen.“
Brandschutz als Kernaufgabe
Zu spüren bekommt Schornsteinfeger Merschformann aktuell eine große Verunsicherung und weiß selbst auch nicht, was die Zukunft bringen wird. Gleichwohl sieht er auch vor diesem Hintergrund den Brandschutz als großes Anliegen seines Berufsstandes: „Wir sind in letzter Zeit verstärkt als Energieberater unterwegs, dabei ist Brandschutz eigentlich unsere Kernaufgabe.“ Dabei geht es auch nicht nur um den Ein- oder Aufbau von Feuerstätten, sondern auch um deren Abgasleitungen (Schornsteine). Wenn nämlich die Luft- und damit die Sauerstoffzufuhr beeinträchtigt sei, könne das zu bedrohlichen Vergiftungen mit Kohlenmonoxid führen.
Dirk Merschformann, selbst Feuerwehrmann, möchte aber auch in Kollegenkreisen noch mehr für den Brandschutz sensibilisieren. Wie durch Infoveranstaltungen demnächst bei der Legdener Wehr. Inzwischen seien nämlich viele Kollegen gar nicht mehr bei einer Feuerwehr aktiv. Aus diesem Grund wolle die Schornsteinfeger-Innung im Regierungsbezirk Münster auch ein bislang einmaliges Projekt starten und Schornsteinfeger zu „Brandschutzhelfern“ qualifizieren.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
