
Auch Gerda Bogenstahl aus Legden schlüpfte in eine neue Rolle. Bürgermeister Dieter Berkemeier und Bauamtsleiter Helmut Schiermann hören zu. © Hey, Lena!
Legdener diskutieren Leerstände – dank „Hey, Lena!“ mit vertauschten Rollen
Planspiel
Fünf Stunden lang schlüpften fast 20 Legdenerinnen und Legdener in neue Rollen und verhandelten über die Zukunft ihres Zentrums. Doch eine wichtige Partei fehlte beim „Hey, Lena!“-Planspiel.
Aus dem Bauamtsleiter wird ein Einzelhändler, die Büroangestellte wird Planungschefin, der Handwerker zum Immobilienbesitzer: Fast 20 Menschen der Gemeinde Legden ließen sich am Samstag (17. September) im Legdener Pfarrheim auf dieses Spiel von „Hey, Lena!“ ein. Sie schlüpften in neue Rollen und suchten gemeinsam nach Wegen, das Zentrum ihres Wohnorts schöner zu machen.
„Es kamen sieben Menschen, die vorher noch nie bei einer Aktion von uns dabei waren. Das ist ein großer Erfolg“, sagt Stefan Hochstadt von „Hey, Lena!“. Gemeinsam mit der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) und dem Büro „intrestik“ aus München haben er und Thomas Hackenfort von „Hey, Lena!“ das Planspiel organisiert.
Dabei handele es sich um eine kreative Methode, mit der unter Beteiligung engagierter Bürgerinnen und Bürger an Ideen zur zukünftigen Entwicklung eines Ortes gearbeitet wird. Wobei das Wort „kreativ“ im Voraus vermieden wurde: „Das sorgt im Münsterland noch immer für Stirnrunzeln“, so Stefan Hochstadt. „Aber alle, die da waren, haben sich auch auf die ungewohnte Form eingelassen.“
Eigentümer bleiben fern
Fünf Stunden lang nahmen die Teilnehmenden die Zukunft ihres Heimatortes aus ganz neuer Perspektive in die Hand. Angeleitet wurden sie dabei von Eric Treske („intrestik“) und Stefan Kämper (DVS). Als wichtigste Herausforderung wurde – wenig überraschend – die Belebung des Legdener Zentrums aufgegriffen. Deshalb bedauerte Stefan Hochstadt die Abwesenheit der Eigentümer der leerstehenden Immobilen im Legdener Zentrum. Trotz Einladung sei keiner von ihnen gekommen.
Dabei sei das Zentrum klar beeinträchtigt durch zunehmende Geschäftsaufgaben und somit leerstehende Ladenlokale in Gebäuden, die erkennbar in die Jahre gekommen sind. Als Beispiel für strukturellen Leerstand nennt Stefan Hochstadt die sogenannte „Schleckerfläche“ an der Legdener Hauptstraße.

Eric Treske vom Münchner Büro „intrestik“ stellte in der Abschlussrunde die Ergebnisse vor. © Hey, Lena!
Alle Teilnehmenden waren sich darin einig, dass es auch in Zukunft gute, attraktive Gründe geben müsse, im Ortskern einzukaufen, Dinge des täglichen Bedarfs zu erledigen und andere Menschen zu treffen. Neben dem Einzelhandel wurde eine Mobilitätswende im Zentrum als Entwicklungsziel ausgerufen.
Mehr Verständnis für andere Seite
Auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Ziele werde es aber Widerstände geben. „Es gibt keine sexy Lösung, es wird nicht schnell und einfach gehen“, sagt Stefan Hochstadt. Das sei auch allen Teilnehmenden in den neuen Rollen klargeworden.
Welche diese Widerstände sind, sei offen diskutiert worden, so Stefan Hochstadt: „Nur so viel: Die Möglichkeiten, etwas zu bewegen, sind ungleich verteilt. Die große Herausforderung besteht folglich darin, einen Ausgleich der Interessen zu erreichen.“ Deshalb sei es gut gewesen, dass auch Bürgermeister Dieter Berkemeier und der Bauamtsleiter Helmut Schiermann mit von der Partie waren. Beide kämen mit diesem Problem täglich in Berührung.
Jetzt gelte es, die erreichten Ergebnisse und Zielformulierungen in die Praxis zu bringen. „Wir von ‚Hey, Lena!‘ und alle anderen Beteiligten, egal ob in offizieller Funktion oder als Privatmensch, werden sich hierfür weiter engagiert einsetzen“, sagt Stefan Hochstadt.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
