Tagesmutter Marion Wenning aus Legden hatte bisher nur wenige "Schnoddernasen".

© Simone Schulze Beikel

Pandemie-Folgen: Sind Kita-Kinder wegen Corona jetzt häufiger krank?

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Durch die lange Corona-Isolierung sollen Kindergartenkinder weniger immun gegen Krankheiten sein. Ist Corona also Schuld, dass viele Kinder jetzt Infekte bekommen?

Legden

, 03.08.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Manche Kinder haben wegen des Coronavirus ihre Freunde monatelang nicht sehen dürfen, denn die Kitas haben für lange Zeit nur eine Notbetreuung für Kinder mit Eltern in systemrelevanten Berufen angeboten. Auch Kinder von Eltern, die keine private Betreuung organisieren konnten, durften kommen. Für alle anderen hieß es: zuhause bleiben.

Laut Medienberichten hat das jetzt eine Folge. Durch das Tragen von Masken und die viele Betreuung in den eigenen vier Wänden hat die Grundimmunität gegen Krankheitserreger gelitten und deshalb kommt es jetzt häufiger zu Atemwegserkrankungen bei Kindergartenkindern.

„Vereinzelte Schnoddernasen“

Aber stimmt das tatsächlich? Wir haben zwei Experten dazu befragt. Marion Wenning ist Kinder-Tagesmutter in Legden. Sie war lange selbstständig, bevor sie mit zwei anderen Tagesmüttern die Kindergroßtagespflege „Legdener Bergwichtel“ gegründet hat.

„Ich kann das nicht unbedingt bestätigen. Ich war jetzt drei Wochen im Urlaub, aber davor hatten wir vereinzelt ein bis zwei Kinder, die eine kleine Schnoddernase hatten, aber nichts Wildes“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion.

Durchschnittlich 20 Infekte pro Kind

Wir haben außerdem einen Ahauser Kinderarzt gefragt. Dr. Benedikt Methling von der Kinderarztpraxis Ahaus am Stadtwall 3 sagt im Gespräch mit der Redaktion: „Kita-Kinder im ersten Kita-Jahr haben grundsätzlich im Schnitt etwa 20 Infekte.“ Das sei ganz normal, denn das Immunsystem der Kids müsse erstmal geschult werden.

Bekommen die Kleinen also häufig eine Erkältung, ist das im Grunde nur ein Anzeichen dafür, dass sie ein gutes Immunsystem haben und der Körper auf die fremden Erreger reagiert. „Insofern ist es eigentlich gut, dass Kinder Infektionen haben“, sagt Dr. Benedikt Methling.

Gefühlt mehr Kinder in Praxis

Klingt der Infekt nach ein paar Tagen ab, hat der Körper seine Aufgabe ordnungsgemäß erfüllt und es bilden sich Abwehrkräfte. Wenn ein Kind aber einen länger andauernden Infekt hat oder sich eine Lungenentzündung, eine Blutvergiftung oder eine Mittelohrentzündung entwickelt, dann ist das Immunsystem nicht gut.

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Ob Kinder jetzt wegen Corona aber mehr Infektionen haben, das könne er nicht sagen. Gefühlt kommen jetzt aber tatsächlich mehr Kinder mit Infekten in die Praxis. Allerdings liege das einfach daran, dass sich wegen Corona die Infekte nur zeitlich verschoben haben.

Infekte haben sich zeitlich verschoben

Eigentlich gibt es im Herbst und im Winter viele Erkältungen bei Kindern. „Das hat sich jetzt Richtung Frühjahr und Sommer verschoben“, so Methling. Weil die Kindergartenkinder in der Zeit, in der die Kitas geschlossen hatten, keinen Kontakt zu Kindern hatten, gab es kaum Infektionen.

Den Eindruck hat auch Marion Wenning. Die Tagesmutter aus Legden hatte aufgrund von Corona und der Notbetreuung auch weniger Kinder in ihrer Obhut. Sie sagt: „Im Winter hatten wir überhaupt keine Erkältungen bei uns. Sonst habe ich immer 100 Packungen Taschentücher verbraucht, aber im letzten Winter hab ich vielleicht eine Packung verbraucht“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion.

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„Das wird jetzt quasi nachgeholt“, sagt Dr. Benedikt Methling. Zumindest gefühlt habe man in der Kinderarztpraxis in Ahaus in diesem Sommer mehr zu tun als in den Sommern zuvor. Eine offizielle Statistik dazu gibt es noch nicht, die gibt es erst etwa gegen Ende des Jahres.