
© Ronny von Wangenheim
Mit Video und Fotos: Brigida-Glocke in Legden wird bald wieder läuten
St. Brigida Legden
Viele Monate war die größte Glocke in der Kirche St. Brigida verstummt. Jetzt laufen die Sanierungsarbeiten. Danach läuten wieder alle vier Glocken. Und schöner sollen sie auch klingen.
Martin Terhardt und Marius Köching stehen ganz oben im Glockenturm. Zu ihren Füßen lagern die beiden kleinen Glocken auf Holzbalken. Auch die beiden großen Glocken, viele Kilogramm schwer, werden sie abhängen. Das sind die Vorarbeiten, bevor die Sanierung beginnt. Am Ende werden alle vier Glocken wieder läuten –und das schöner als vorher.
Noch hängen die Glocken an schweren Stahljochen. Das wird sich ändern. „Hier kommen neue Joche aus Eichenbalken hin“, sagt Martin Terhardt. 26 mal 26 Zentimeter stark sind die Joche, darauf kommt ein gleich dicker Sattel, ebenfalls aus Holz.
Das Material hat mehrere Vorteile. Der Wichtigste: Der Klang wird sich verbessern. Stahl ist hart und kein Akustikkörper, Holz schwingt. Gut abgelagertes Holz, so ergänzt der Fachmann, ist außerdem langlebiger. Er muss es wissen. Als Monteur für kirchentechnische Anlagen im Außendienst bei der Dorstener Firma Diegner und Schade ist er viel in Kirchtürmen unterwegs.
Stahl löste Holz ab, jetzt kommt wieder Holz
1957 allerdings, als das Holzgerüst im Legdener Glockenturm marode geworden war, hatte man sich für Stahl entschieden. Rund 50 Jahre hatte das Holz bis dahin gehalten. Denn erst 1905 wurden die beiden Kirchtürme gebaut, die heute die prägnante Silhouette der St.-Brigida-Kirche ausmachen.
„Stahl war damals das Material der Stunde“, so Martin Terhardt. „Holz spricht, bevor es bricht. Stahl nicht“, zitiert er. Seine Firma, die sich auf Kirchentechnik spezialisiert hat, lagert immer alte Eichenbalken. „Aber auch hier im Turm trocknet das Holz ja weiter“, sagt Terhardt. Der Wind weht an diesem Morgen spürbar durch den Glockenturm.
Die Glocken werden alle abgehängt, bleiben aber im Turm. Erneuert werden alle vier Klöppel aus geschmiedetem Stahl. Beim Klöppel der größten Brigida-Glocke waren bereits Ende 2018 Risse festgestellt worden. Seitdem hat sie nicht mehr geläutet. Pfarrer Axel Heinekamp entschied damals, einen Glockensachverständigen hinzuzuziehen, der dann in seinem Gutachten den Austausch der Stahljoche empfahl. Daneben werden auch alle Lager und die Seilscheiben ausgetauscht. Das Stahlgerüst selbst bleibt. Rund 16.000 Euro kostet die Sanierung, so Daniel Schoppen aus der Zentralrendantur Ahaus-Vreden.
Die ersten beiden Glocken stammen von 1525
Die meisten der vier Glocken sind älter als die Kirchtürme und hingen bereits in St. Brigida, als diese nur einen Turm hatte. Darauf verweisen die Inschriften auf den Glocken. Zwei Glocken wurden 1525 angeschafft. Die große Brigida-Glocke trägt die Zahl 1796. Sie ersetzte eine frühere Glocke.
1906 – mit der Errichtung der Doppeltürme – kam die vierte Glocke dazu. Sie wurde allerdings im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. 1937 wurde sie ersetzt. Sie wurde allerdings wiederum im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. 1957 mit dem neuen Gerüst im Glockenturm kam wieder die vierte, kleinste Glocke dazu. Außerdem wurde damals eine neue Turmuhr angeschafft. Alte Fotos zeigen, dass die Glocke noch per Flaschenzug am Turm hochgezogen wurde.
„Die Mittel sollten durch eine Hauskollekte und durch Sonderkollekten in der Kirche aufgebracht werden“, heißt es in schriftlichen Unterlagen, die Küster Martin Feldhaus vorliegen. „Ostern konnte festlich geläutet werden, wenn auch erst durch Handzug“, heißt es weiter. Ein elektrisches Läutewerk folgte erst ein paar Wochen später.
Vier Glocken läuten nur an Festtagen gemeinsam
Alle vier Glocken läuten nur selten gemeinsam. „Die schwerste Glocke Brigida mit dem tiefsten Ton läutet gemeinsam mit den anderen nur zu besonderen Festtagen“, so Martin Feldhaus. Ostern, Weihnachten, Firmungen gehören dazu. „Bei Beerdigungen läutet sie als einzige Glocke.“ In den vergangenen Monaten wurde statt dessen die Glocke Maria geläutet. Das erfordert den Einsatz des Küsters.
Anders als in vielen anderen Kirchen gibt es keinen Läutecomputer. Martin Feldhaus legt selbst in der Sakristei den Schalter um. „Das ist mir wichtig“, sagt er. „Man bekommt einen anderen Bezug zu der Situation, für die man läutet, ist in Gedanken bei dem Verstorbenen.“ Das Gleiche gilt für Gottesdienste oder Trauungen.
Automatisch dagegen werden drei der Glocken geschlagen. Um 12 und um 18 Uhr zum Angelus (Engel des Herrn) wird die Gabriel-Glocke geschlagen. An der kleinen Brigida-Glocke werden die Viertelstunden geschlagen, an der Maria-Glocke schlägt der Hammer jede volle Stunde auf die Bronze.
Uhrwerk in der Kirche ist noch mechanisch
Dass sie regelmäßig schlagen, dafür sorgt das alte mechanische Uhrwerk der Kirche. „Die meisten Kirchen haben Funkuhren“, sagt Martin Feldhaus. Nicht so in Legden. Er selbst geht aber gerne die enge Wendeltreppe hinauf, um die Uhr nachzujustieren oder Sommer- und Winterzeit einzustellen.

Neues Holz für den Glockenturm der St.-Brigida-Kirche wurde mit einem Kran in die luftigen Höhen transportiert. © Markus Gehring
Zuletzt läuteten die drei Glocken Maria, kleine Brigida und Gabriel beim letzten Gottesdienst vor den Sanierungsarbeiten. Mit ihrem Klang hat Martin Feldhaus die die Menschen beim Verlassen der Kirche begleitet. Seitdem schweigen sie. Der erste reguläre Einsatz für alle vier wäre am Pfingst-Feiertag. Martin Feldhaus hat sich aber vorgenommen, alle vier möglichst schon vorher an einem Samstagabend quasi als Testlauf läuten zu lassen. Er ist sicher: „Die Legdener warten darauf.“
Die vier Glocken
- Brigida: 1680 Kilogramm, Durchmesser 1,39 Meter, Schlagton d, Inschrift in Versalien: Erste Zeile: Weck Brigida mit starken Ton uns zur Himmelskron Legden, zweite Zeile: Die myn ten eersten Maal vergiet noemt zig Alexius petit anno 1796
- Maria: Rund 1100 Kilogramm, Durchmesser 1,21 Meter, Schlagton es, Inschrift in gotischen Minuskeln: Appellor Maria mea vox et emones arcet Et tempestates quaslib(et) aeras Noemi et mara Anno domini MCCCCCXXV
- Brigida: Rund 800 Kilogramm, Durchmesser 1,09 Met er, Schlagton f, Inschrift in gotischen Minuskeln: Nunc brigida p(re)clara tuis fuga noxia queq(e) Allice terrigenas ad tua templa cita Patrona nostra anno D(omi)ni MCCCCCXXV
- Gabriel: 450 Kilogramm, Durchmesser 0,91 Meter, Schlagton as, Inschrift in Versalien: Gabriel vocor: ave Maria loquor - 1906 + 1917 : 1937 + 1942: 1957 (gegenüber) bis me in bello combusto nunc pacem dico in christo