
© Ronny von Wangenheim (Archiv)
Legdener Schweinemäster von Schlachthof-Schließung schwer getroffen
Coronavirus
Christian Bomberg hätte am Mittwoch 150 Schweine zu Westfleisch nach Coesfeld gebracht. Das geht jetzt nicht mehr. Die Schließung des Schlachthofs wegen Corona trifft die Landwirte hart.
Auf seinem Hof hat Christian Bomberg 1500 Mastplätze. Jede Woche schickt er mit einem Lkw Schweine zum Schlachthof von Westfleisch nach Coesfeld. An diesem Mittwoch wäre es soweit. Doch die 150 Tiere müssen nach der Schließung des Schlachthofs im Stall bleiben. Das zieht einen Rattenschwanz von Konsequenzen nach sich.
Christian Bomberg, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Legden, spricht nicht nur für sich, sondern auch für andere Schweinemäster. „Die Ängste sind da. Das ist ein riesiger finanzieller Verlust.“ Wie es weiter geht, weiß er noch nicht genau.
Er geht davon aus, dass Westfleisch in den kommenden Tagen zumindest die meisten Tiere abnehmen wird, wenn auch an anderen Standorten. „Wir sind Vertragspartner von Westfleisch. Das zahlt sich jetzt aus“, sagt er, überzeugt, dass Betriebe wie seiner als erste wieder zum Zuge kommen werden. Die Wahl habe er bewusst getroffen, weil er für seine Tiere kurze Transporte wolle.
„Ich hoffe, dass es wenigstens eingeschränkt weiter gehen kann“
Klar ist ihm auch, dass Westfleisch selbst bei einer Wiedereröffnung nicht alles wieder aufholen kann. „Die Schlachthöfe sind auch sonst voll ausgelastet“, so der Landwirt. „Ich hoffe, dass es wenigstens eingeschränkt weiter gehen kann.“
Doch erst einmal bleiben seine Tiere im Stall, fressen jeden Tag, werden schwerer. Normalerweise bleiben die Tiere, die der Legdener Landwirt von einem Ferkelzüchter aus Legden bezieht, 90 bis 120 Tage bei ihm, bis sie ein Schlachtgewicht von etwa 123 Kilogramm haben. Viel schwerer sollen sie auch nicht werden, so Bomberg. Die Tiere verfetten dann weiter. Und auch die Schlachthöfe seien auf viel größere Tiere nicht eingestellt.
Wenn Bomberg nicht liefern kann, kann er nicht wie sonst alle 14 Tage neue Ferkel aufnehmen. Darunter leidet wieder der Ferkelzüchter aus Legden. Denn der erwartet wiederum neue Ferkel, für die er dann keinen Platz hat. Ein Rattenschwanz...
Preise für Schweine sind eingebrochen
Konsequenzen wird die Schließung des Schlachthofs auf die Preise haben. Da ist sich Christian Bomberg sicher. Nicht nur in Coesfeld werden viele Corona-Infizierte in Schlachthöfen festgestellt. Schon so sind durch die Corona-Krise die Preise eingebrochen. Statt zwei Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht im März sind es jetzt noch 1,60 Euro. Und die Preise werden weiter fallen.
Das hängt mit der Corona-Pandemie zusammen. Der Mai ist einer der absatzstärksten Perioden im Schweinefleischgeschäft. Eigentlich. „Es gibt keine Schützenfeste, keine Hochzeiten, keine Fußballspiele, keine Festlichkeiten, auf denen gegessen wird“, so Bomberg.
Er befürchtet, dass „wir noch länger starke Einbußen einstecken müssen.“ Unruhe herrscht unter den Landwirten, auch das sagt der Ortsvereins-Vorsitzende. Er warnt: „Es darf jetzt keine Panikverkäufe geben. Das wäre fatal. Wir müssen hoffen, dass die Schlachthöfe wieder laufen.“ Das muss er abwarten. Bei seinen Schweinen achtet er solange aufs Futter, damit sie nicht zu fett werden.
Testungen im Schlachthof Legden
- Nach dem Corona-Ausbruch in einem Schlachtbetrieb von Westfleisch in Coesfeld sind in Nordrhein-Westfalen landesweit Virus-Tests in der Fleischbranche angelaufen.
- Es ist nach Angaben von NRW-Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) die größte Reihenuntersuchung in der Corona-Krise in Deutschland.
- Bis zu 20.000 Mitarbeiter der NRW-Fleischfabriken müssen untersucht werden.
- Am Mittwoch wurden rund 80 Beschäftigte im Schlachthof Legden, Am Bahndamm, getestet, der zur Tönnies-Unternehmensgruppe gehört. Hier werden Rinder geschachtet. Mit Ergebnisse wird frühestens Donnerstagabend gerechnet.